FFH-Gebiet "Himmelreich bei Bad Kösen"

Felsflur mit Trockenrasen im FFH-Gebiet „Himmelreich bei Bad Kösen“  © Lutz DöringFelsflur mit Trockenrasen im FFH-Gebiet „Himmelreich bei Bad Kösen“ © Lutz Döring

Unmittelbar an der Landesgrenze zu Thüringen ...

... gibt es Landschaften, in denen man sich mitunter an das Mittelmeer versetzt fühlt. An den Hängen von Saale und Unstrut wird aufgrund der günstigen geologischen und klimatischen Verhältnisse Weinbau betrieben.

Wenn vom „Himmelreich bei Bad Kösen“ die Rede ist, denken Ortsansässige und Kenner der Region an das gleichnamige Ausflugslokal, das für seinen Ausblick in das Saaletal und zur Burg Saaleck bekannt ist. Neben diesem Blick in die Landschaft lohnt sich allerdings auch der Blick auf die Details dieser Gegend.

Mit seinen 46 Hektar zählt das FFH-Gebiet „Himmelreich bei Bad Kösen“ zu den kleineren Natura 2000-Schutzgebieten. Dennoch hat es einige Highlights zu bieten.

Neben einer reichen Fledermausfauna – hier wohnen und jagen beispielsweise die in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedrohten Arten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) –  kommt im Gebiet auch der in ganz Deutschland stark gefährdete Hirschkäfer (Lucanus servus) vor.

Dieser imposante Käfer kann bis zu 70 mm lang werden, sein „Geweih“ (eigentlich die vergrößerten Kauwerkzeuge des männlichen Tieres) beansprucht dabei fast die halbe Körperlänge. Der Hirschkäfer ist in den Labkraut-Eichen-Hainbuchenwäldern im Natura 2000 – Gebiet anzutreffen. Zu seiner Bestandserhaltung benötigt er zum einen alte Eichen, an denen die erwachsenen Tiere (Imago) leben, zum anderen stehendes Totholz zur Entwicklung der Larven. Der erwachsene Käfer lebt nur wenige Wochen (Mitte Mai bis Ende Juni). Die Larven hingegen können bis zu sieben Jahre alt werden bevor sie sich im Mai/ Juni verpuppen um im Folgejahr als Käfer zu schlüpfen.

Neben dem Lebensraumtyp der Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder, dem Lebensraum des Hirschkäfers, kommen im Gebiet darüber hinaus kleinflächig auch die bei uns seltenen Kalk-Schutthalden vor, deren typische Flora Arten wie der Schmalblättrige Hohlzahn (Galeopsis angustifolia), der Trauben-Gamander (Teucrium botrys) oder Klaffmund (Chaenorhinum minus) ausmachen. Der Lebensraumtyp der naturnahen Kalk-Trockenrasen prägt die für das Gebiet charakteristischen, zum Teil steilen, Kalk-Schutthänge.

Die hier vorhandenen, zahlreichen Orchideenarten machen diesen zum „prioritär zu schützenden“ Lebensraum. Hier ist auch die Zauneidechse (Lacerta agilis) zu Hause. Diese Liebhaberin wärmegetönter, trockener Lebensräume kann man mit etwas Glück beim Sonnenbad entdecken. Insbesondere morgens, wenn das wechselwarme Tier seinen Körper auf „Betriebstemperatur“ bringt, stehen die Chancen auf ein Beobachtungserlebnis nicht schlecht.

Beim nächsten Besuch in der Ausflugsgaststätte lohnt sich also auch der Blick auf die Vegetation und vielleicht trifft man bei einer Wanderung durch das Gebiet auch auf dessen Bewohner.

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