FFH- und Vogelschutzgebiet "Mahlpfuhler Fenn"

Mahlpfuhler Fenn © Martin Schulze / RANA-Büro für Ökologie und NaturschutzMahlpfuhler Fenn © Martin Schulze / RANA-Büro für Ökologie und Naturschutz

Auf der Grenze zwischen dem Landkreis Stendal ...

... und dem Landkreis Börde, am Rande der Colbitz-Letzlinger Heide, finden wir das FFH-Gebiet sowie das flächen- und namensgleiche Vogelschutzgebiet „Mahlpfuhler Fenn“.

Bereits im Jahr 1978 wurde ein Teil des Gebietes zum Naturschutzgebiet „Mahlpfuhler Fenn“ erklärt und so dessen naturschutzfachlicher Wert als Mosaik aus Mooren, Binnendünen und wertvollen Eichenmischwäldern sowie als Lebensraum (Habitat) verschiedenster Tierarten gewürdigt.

Durch die einstweilige Sicherstellung von Erweiterungsflächen im Jahr 1998 sowie die Neuverordnung vier Jahre später beträgt die Gesamtfläche des Naturschutzgebietes heute 1210 Hektar. Mit der Ausweisung des Gebietes als Vogelschutz- und FFH-Gebiet wird das Land Sachsen-Anhalt nun den Anforderungen der Europäischen Union zur Bildung des zusammenhängenden Schutzgebietsnetzes Natura 2000 gerecht.

Besonders bemerkenswert ist das komplexe Mosaik unter-schiedlichster Lebensraumtypen im Norden und Osten des  FFH- und Vogelschutzgebietes sowie das Moor, welches sich im Südteil und somit im Bereich der Kernzone des Naturschutz-gebietes „Mahlpfuhler Fenn“ befindet. Der größte Teil des Gebietes besteht aus Wald-flächen (ca. 82 %) unterschiedlichster Ausprägung. Darunter beispielsweise Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Wälder, Schwarzerlen-Moorbirken-Wälder sowie Eichenwälder auf Sand-ebenen mit Pfeifengras (Molinia cerulea) und Pillensegge (Carex pilulifera) in der Krautschicht. Kleinflächig treten im Süden des Gebietes Moorwälder auf, in denen die Glockenheide (Erica tetralix) zu finden ist. Im Bereich des Moores im Süden des Gebietes finden wir nicht nur eine umfangreiche und für Sachsen-Anhalt einzigartige Libellenfauna, sondern auch Vorkommen der Moosbeere (Oxycoccus palustris) und des Scheidigen und Schmalblättrigen Wollgrases (Eriophorum vaginatum, E. angustifolium). Darüber hinaus wächst hier der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) sowie der Ockergelbe und Südliche Wasserschlauch (Utricularia ochroleuca, U. australis). Damit kommen im Gebiet gleich drei Arten fleischfressender Pflanzen vor. Der Rundblättrige Sonnentau bildet zumeist eine bodenständige Rosette aus 1 bis 2 cm breiten Fangblättern. Jedes der Fangblätter ist mit einer Vielzahl von roten Tentakeln bedeckt, die ein klebriges Fangsekret am oberen Ende ausscheiden. Wenn sich nun ein Insekt auf ein Fangblatt niederlässt, bleibt es an den Tentakeln kleben. Durch die zusätzliche Krümmung des Fangblattes wird das Insekt von immer mehr Tentakeln umschlossen und innerhalb von etwa 12 Stunden verdaut. Zurück bleibt lediglich das Außenskelett des Tieres. Die Beute der Pflanze besteht meist aus Kleininsekten, wie Mücken und Fliegen. Es kommt allerdings auch vor, dass Schmetterlinge oder Libellen gefangen werden. Die Pflanze ist auf diese Art des Beuteerwerbs angewiesen um ihren Nährstoffbedarf zu decken, da sie meist auf sehr nährstoffarmen Böden vorkommt und ihre Wurzeln nur bedingt für diese Aufgabe geeignet sind. Die Wasserschlaucharten haben einen ganz anderen Mechanismus des Beuteerwerbs. Sie besitzen eine Vielzahl sogenannter Fangblasen, die nach dem Saugfallenprinzip funktionieren. Die Fangblasen befinden sich unterhalb der Wasseroberfläche an Spross und Blättern der Pflanze und sind durch Klappen verschlossen, die feine Borsten besitzen. Schwimmt nun ein Wasserfloh zu nah an eine der Fallen und reizt die Borsten, öffnet sich die Klappe und die Beute wird durch den in der Blase herrschenden Unterdruck hineingesogen. Danach schließt sich die Klappe, das Wasser wird aus der Falle gepumpt und die Verdauung beginnt.

Die Vielzahl an Wassergräben, die im südlichen Teil des Gebietes in den Dollgraben und im nördlichen Teil in den Karrenbach entwässern sowie die Bäche selbst, werden von Bibern und Fischottern bewohnt. Die Vogelfauna ist ebenfalls sehr artenreich im gesamten Gebiet vertreten. So kann man mit Geduld und etwas Glück Schwarzstörche, Seeadler, Kraniche und sogar den Uhu im Gebiet beobachten. Bei den drei erst genannten Arten gelang in der Vergangenheit sogar die Brutbeobachtung. Die Altbaumbestände im Gebiet dienen insbesondere dem Eremit, Hirschkäfer und Heldbock als Habitat. Diese drei imposanten Käferarten sind auf diese heutzutage selten gewordenen lichten Altbaumbestände mit hohem Totholzanteil angewiesen, da sich die Käferlarven vom zersetzenden Totholz ernähren. Diese Lebensweise nimmt bei allen drei Arten den Hauptteil ihrer Lebenszeit in Anspruch. So verbringt der Hirschkäfer lediglich einige Wochen seines Lebens als Käfer, in denen die Tiere in der Dämmerung schwärmen und sich paaren, aber bis zu acht Jahre als Larve in den Wurzeln von Altbäumen. Das Gebiet beherbergt außerdem 16 der 24 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten. Darunter auch das Große Mausohr, als größte Fledermausart Deutschlands und die Mückenfledermaus, als kleinste mitteleuropäische Fledermausart. Die Reptilien und Amphibien sind ebenfalls zahlreich im FFH- und Vogelschutzgebiet vertreten. So kann man im Sommer Zaun- und Waldeidechse besonders im Nordteil des Gebietes ab und an beim Sonnenbad beobachten und auch individuenreiche Vorkommen des Moor- und Kleinen Wasserfrosches sind hier zu finden.

Die Vielzahl an unterschiedlichsten Lebensräumen und Arten macht den „Mahlpfuhler Fenn“ zu einem Gebiet, dass sowohl Erholungsuchende als auch Hobbyforscher begeistern wird und auf jeden Fall einen Besuch wert ist.

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