Tanger-Mittel- und Unterlauf (FFH0034)

Tanger-Mittellauf © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GbRTanger-Mittellauf © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GbR

Größe [ha]: 74
Landkreise und kreisfreie Städte: Stendal
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte; Einheitsgemeinde Stadt Tangermünde; Einheitsgemeinde Hansestadt Stendal

Gebietsbeschreibung

Das Schutzgebiet befindet sich südlich der Stadt Stendal und beschränkt sich größtenteils auf den Flusslauf des Tangers einschließlich seiner Nebenarme und zulaufenden Gräben im „Tangergebiet“ bis zur Mündung in die Elbe bei Tangermünde. Lediglich südlich der Ortslage Brunkau gehören zum FFH-Gebiet auch flächige Bereiche von insgesamt 17 ha.

Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Der Tanger wurde 1971 zwischen dem Tangerhütter Tanger und der Mündung in die Elbe auf etwa seine doppelte ursprüngliche Breite ausgebaut und vertieft. Oberhalb im unverbauten Bereich ist der Fluss noch deutlich schmaler. Aufgrund der Vorkommen lebensraumtypischer Fließwassergesellschaften sind weite Fließstrecken des Tangers sowie einzelne Abschnitte frei fließender Nebenarme und Fließgräben dem FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (28,8 ha) zuzustellen. Weiterhin ist im Bereich des Tangermünder Hafens der FFH-LRT 3270 Flüsse mit Schlammbänken (1,2 ha) ausgebildet. Wertgebende Pflanzengesellschaft im Tanger sind flutende Kleinröhrichte aus Einfachem Igelkolben (Sparganium emersum), Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Schwanenblume (Butomus umbellatus) und Gelber Teichrose (Nuphar lutea).

Hochstaudenfluren des FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (0,2 ha) treten erst am Oberlauf des Tangers und seinen Nebenläufen auf. Der LRT ist nur kleinflächig in seiner typischen Ausprägung vorhanden und zumeist recht artenarm. Vielfach sind die Feuchten Staudenfluren Bestandteil des angrenzenden Fließgewässers und bilden mit diesem zusammen den Lebensraumtyp.

Bachbegleitende Gehölzstrukturen und Wälder setzen sich aus Erlen-Eschen-Galeriewäldern sowie Weiden-Gehölzen zusammen, die gemeinsam dem FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder oder Weichholzauenwälder (ca. 15 ha) angehören. Während an den Ufersäumen des Tangers vorwiegend insuläre Baumweidenbestände stocken, kommen Erlen-Eschen-Wälder in Form eines Winkelseggen-Eschen-Waldes lediglich im Quellgebiet eines Nebenarmes des Tangers südlich der Ortslage Brunkau vor. Hier sind auf bodensauren Standorten auch Bestände des FFH-LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen (1,6 ha) vorhanden, die aus Stiel-Eiche (Quercus robur) sowie beigemischter Hänge-Birke (Betula pendula) und Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) aufgebaut werden. In der Feldschicht wachsen Pillen-Segge (Carex pilulifera) und Weiches Honiggras (Holcus mollis) als charakteristische Arten dieses LRT. Die in der Strauchschicht aufkommende Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) gefährdet den LRT in seiner Existenz perspektivisch.

Fauna

Der Tanger besitzt neben seiner Habitatfunktion auch eine große Bedeutung als Migrationskorridor für Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra). Ein kleiner Weiher innerhalb des Schutzgebietes dient zudem Kammmolch (Triturus cristatus) und Moorfrosch (Rana arvalis) als Laichgewässer. Wertgebende Fischarten der Unter- und Mittelläufe des Lüderitzer und des Vereinigten Tangers sind der sandige Gründe bewohnende Steinbeißer (Cobitis taenia) sowie der schlammige Abschnitte bevorzugende Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis). Das Vorkommen beider Arten innerhalb eines Gewässers liegt in den wechselnden Strukturen im Flusslauf begründet. In den Eichen-Wäldern bei Brunkau konnte der Hirschkäfer (Lucanus cervus) nachgewiesen werden.

Literatur: 143, 227, 407, 413

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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