Dystrophe Seen und Teiche
- LRT 3160 -

Stillgewässer in der Dübener Heide © Lutz DöringStillgewässer in der Dübener Heide © Lutz Döring

Beschreibung

Dystrophe Stillgewässer sind huminsäurereiche Kleingewässer wie Moorkolke, Moorseen, alte, sich naturnah entwickelnde Torfstichgewässer, größere Hochmoorschlenken sowie dystrophe Teiche mit und ohne Schwingrasengürtel. Meist entstehen sie direkt auf Torfsubstraten oder in Kontakt zu diesen in Mooren, Heidevermoorungen etc. mit niedrigem pH-Wert. Oft dominieren in der Verlandungszone oder im Gewässer Torfmoose die Vegetation. Der Wasserkörper wird vor allem von acidophilen bzw. sphagnophilen Zieralgen (Chlorophyta: Desmidiales) besiedelt, die planktisch, metaphytisch und benthisch vorkommen. Als Begleiter treten weitere Mikroalgen in geringer Quantität hinzu. Dystrophe Gewässer sind durch eine dauerhafte Wasserführung und eine Wassertiefe von mehr als 20-40 cm gekennzeichnet und dadurch von Schlenken in Hochmooren (LRT 7110, 7120) oder Übergangsmooren (LRT 7140) zu unterscheiden. Sie befinden sich vorwiegend entweder in oder am Rande von größeren Hochmoor- oder Übergangsmoorkomplexen oder im Kontakt zu Feuchtheiden auf oligotrophen Sanden. Bei natürlicher Verlandungszonierung schließen sich je nach Geländemorphologie unterschiedlich breite Gürtel mit Schwingrasen, Hoch- oder Übergangsmoorvegetation oder Moorwald an. Randlich vorkommende Schwingrasen sind, trotzdem sie einen Teil des Wasserkörpers überdecken können, dem LRT "Übergangs- und Schwingrasenmoore" (7140) zuzuordnen und getrennt zu erfassen. Künstliche Gewässer wie Entwässerungsgräben in Mooren und junge Torfstiche sind ausgeschlossen.

Standort

Dystrophe Stillgewässer sind sauer (pH 3-6), sauerstoffarm und kalkfrei. Kennzeichnend für diese Gewässer sind eine dauerhafte Wasserführung (Wassertiefe i.d.R. > 20 – 40 cm) und der hohe Anteil an gelösten Huminsäuren (meso- bis polyhumose Weichwässer). Durch die Huminsäuren, die aus den Rohhumusdecken umgebender Wälder und Heiden herausgespült werden, ist das Wasser braun gefärbt (Braunwasserseen). Der Bodentyp entspricht Dy, Torfschlamm. Der LRT kommt meist in sehr kleinen Gewässern vor.

Vorkommen

Manche dystrophe Gewässer existieren unabhängig vom menschlichen Kultureinfluss, z.B. natürliche Moor- und Heidegewässer. Ehemalige Kleintorfstiche können sich in nicht völlig gestörten Mooren ebenfalls zu diesem Lebensraumtyp entwickeln. Junge Torfstiche ohne entsprechende Vegetation und Entwässerungsgräben in Mooren sind nicht als dystrophe Seen und Teiche einzustufen.

Pflege/Schutz

An natürlichen dystrophen Gewässern ist eigentlich keine Pflege erforderlich. Die ursprünglich nährstoffarmen Gewässer sind jedoch heute durch Eutrophierung, Verschmutzung und Trockenlegung stark bedroht. Generell gilt daher, dass Grundwasserabsenkung (z.B. Melioration), Nährstoffeintrag, Moor-Kultivierung und Eutrophierung zu vermeiden sind. Wichtig ist die Einrichtung von Pufferzonen zu angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen mit intensiver Nutzung. Wenn die Sukzession der Standorte der Zielvorstellung entspricht, ist keine Pflege erforderlich. Bei sichtbar eutrophierungsbedingten Sukzessionstendenzen können Pflegemaßnahmen erfolgen, welche einen Nährstoffaustrag aus dem Gewässer und den Erhalt offener Wasserflächen gewährleisten. Zu diesem Zweck wurde ein Rotationsmodell zur Pflege kleiner Moorgewässer entwickelt, welches Maßnahmen zur Erhaltung bzw. Offenhaltung beinhaltet. In größeren Abständen wird die durch randliches Zuwachsen entstandene Vegetationsdecke in Teilbereichen entfernt.

Charakteristische PflanzenartenTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Literatur:

80, 89, 151, 242, 248, 287, 299, 342

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.

zum Anfang der Seite