Bruchwasserläufer (Tringa glareola)

Bruchwasserläufer © Andreas RößlerBruchwasserläufer © Andreas Rößler

Verbreitung

Der Bruchwasserläufer ist ein paläarktischer Brutvogel, der hauptsächlich die boreale und subarktische Tundrenzone bewohnt und die gemäßigten Breiten nur tangiert. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Skandinavien und den Baltischen Staaten bis Ostsibirien (Anadyr, Kamtschatka und Kurilen). Geringe Vorkommen existieren auch in Mitteleuropa und Schottland. Die größten Populationen befinden sich in Russland (100.000-1 Mio. BP) und Skandinavien (270.000-440.000 BP), gefolgt von Weißrussland und Estland mit 4.000-5.200 BP (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1986, VÄISÄNEN in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Die letzten deutschen Brutvorkommen sind in Schleswig-Holstein Anfang der 1980er Jahre erloschen. In Sachsen-Anhalt ist der Bruchwasserläufer ein verbreiteter und regelmäßiger Durchzügler (DORNBUSCH 1999).

Ökologie und Zugstrategie

Die Art brütet im Westen ihres Verbreitungsgebietes in Hochmooren, die einen geringen Baum- und Strauchbestand und offene Wasserflächen aufweisen. Im Osten werden Hochmoore mit höherem Baumbestand genutzt. Während des Zuges wird eine Vielzahl von Habitaten aufgesucht, die fast ausschließlich an Süßwasser gebunden sind wie z.B. Flachwasserzonen, Schlammflächen oder überflutetes Grünland (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1986). Bruchwasserläufer sind Mittel- und Langstreckenzieher, deren Winterquartiere hauptsächlich in den Tropen und Subtropen der Südhalbkugel liegen. Einzelne Überwinterungen finden auch im Mittelmeerraum statt. Die fennoskandischen Brutvögel überqueren Mitteleuropa in südlicher und südsüdwestlicher Richtung und suchen wichtige Mauser- und Rastplätze am nördlichen Mittelmeer auf (Po-Ebene, Camargue und Ebrodelta). Nach der Überquerung des Mittelmeeres und der Sahara in südlicher Richtung werden die Winterquartiere in der Sahelzone Westafrikas südlich bis zum Äquator bezogen (BEZZEL 1985). Die Brutplätze werden ab Juni/Juli verlassen. In Mitteleuropa erfolgt der Durchzug der meisten Adulten im Juli, der des größten Teils der Jungvögel im August. Der Rückzug erreicht seinen Höhepunkt Anfang bis Mitte Mai (BEZZEL 1985). Diese saisonalen Durchzugsmaxima werden auch in allen Regionen Sachsen-Anhalts bestätigt (u.a. FISCHER in KUHLIG & RICHTER 1998, HILDEBRANDT in ROCHLITZER 1993, HAENSEL & KÖNIG 1974-1991, SEELIG et al. 1996, STEINKE 1999, WEIßGERBER 1995). Maximale Ansammlungen von über 100 Tieren wurden u.a. mit ca. 250 Vögeln am 7.8.1955 im Großen Bruch/LK Halberstadt (SCHNEIDER in HAENSEL & KÖNIG 1974- 1991), mit 120 am 12.08.1962 am Bölsdorfer Haken/LK Stendal (LIPPERT 1977 zit. in STEINKE 1999), mit 174 am 20.8.1987 im Wulfener Bruch (ROCHLITZER 1993) und mit 128 Tieren am 13.05.1992 im Drömling (SEELIG et al. 1996) beobachtet.

Bestandsentwicklung

Der Bruchwasserläufer, ein ehemals regelmäßiger Brutvogel in der polnisch-norddeutschen Tiefebene, erlitt seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts starke Bestands- und Arealeinbußen. Restvorkommen in Mitteleuropa brachen nach 1960 zusammen (BAUER & BERTHOLD 1997). In Niedersachsen hielt sich die Art noch bis 1972 als Brutvogel und in Schleswig-Holstein waren im Jahr 1968 noch ca. 50 BP vorhanden (BEZZEL 1985). Seit 1980 sind auch diese letzten regelmäßigen Brutvorkommen erloschen (WITT et al. 1996). Bestandsabnahmen wurden auch aus Großbritannien, Finnland, Dänemark, Polen, Lettland und der Ukraine bekannt (BAUER & BERTHOLD 1997, VÄISÄNEN in HAGEMEIJER & BLAIR 1997).

Gefährdung und Schutz

Wie viele andere Limikolenarten auch ist der Bruchwasserläufer durch die Veränderung des Lebensraumes und die Zerstörung der bevorzugten Bruthabitate (Hochmoore) gefährdet. Außerdem sind wichtige Rastgebiete durch die Zerstörung der Flussauen bedroht. Diese sensiblen Bereiche sind unter Schutz zu stellen, vor anthropogenen Störungen zu bewahren und im .alle ehemaliger Moorbereiche durch Wiedervernässung und Ausmagerung zu renaturieren (BAUER & BERTHOLD 1997, BAUER & THIELKE 1982).

 

Rote Liste Deutschland:                   1 – Vom Aussterben bedroht (5. Fassung, Stand November 2015)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               Kein Brutvogel in Sachsen-Anhalt

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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