Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd (SPA0025)

Blick von Süden auf den Großkaynaer See © N. Wuttke (ÖKOTOP - Büro für angewandte Landschaftsplanung)Blick von Süden auf den Großkaynaer See © N. Wuttke (ÖKOTOP - Büro für angewandte Landschaftsplanung)

Größe [ha]:222
Landkreise und kreisfreie Städte:Burgenlandkreis; Saalekreis
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Weißenfels; Einheitsgemeinde Stadt Braunsbedra

Gebietsbeschreibung

Das südöstlich von Merseburg und Leuna gelegene EU SPA "Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd" hat eine Fläche von nur 222 ha und ist damit das kleinste Vogelschutzgebiet Sachsen-Anhalts. Es umfasst den südlichen Teil des Bergbaufolgesees südlich von Großkayna am Rande des Geiseltals sowie die umliegenden Offenlandbiotope. Der ehemalige Tagebau hat eine Fläche von insgesamt ca. 600 ha und eine Wasserfläche von 260 ha. Den Status als EU-Vogelschutzgebiet erhielt das Gebiet im Jahr 2003. Seit 2010 ist es Bestandteil des NSG "Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd". Das EU SPA ist in die Naturräume des Östlichen Harzvorlandes und der Altenburg-Zeitzer Lösslandschaft einzugliedern. In der Landschaftsgliederung Sachsen-Anhalts gehört es innerhalb der Querfurter Platte zur Tagebauregion Geiseltal. Sedimente, die sich während der Elster- und Saalekaltzeit in mächtigen Schichten aufl­agerten, bedecken die darunter liegenden Schichten des Muschelkalks und Oberen Buntsandsteins und die Braunkohleflöze des Geiseltals. Da das Eis der folgenden Weichselkaltzeit nicht in diese Region reichte, lagerte sich eine mächtige Fluglössschicht ab. Hier finden sich teilweise fruchtbare Schwarzerden und Braunerden in verschiedenen Ausprägungen. Dem entsprechend ist die Umgebung der Bergbaulandschaft hauptsächlich durch Ackerbau geprägt.

In der ehemaligen Tagebaulandschaft und vor allem in den Steil- und Abbruchkanten des EU SPA bilden die Lössschichten wertvollen Lebensraum für viele Tierarten. 1948 wurde mit dem Aufschluss des Braunkohlebergbaus in Kayna-Süd begonnen. Der Abbau begann südlich von Großkayna und wurde später nach Südosten und schließlich in Richtung Süden fortgeführt. Ausgekohlte Abbaufelder wurden sukzessive mit anfallendem Abraum verkippt. Ab 1970 wurde im Südfeld Abraum aus dem Tagebau Rossbach verspült, später auch Kraftwerksasche. Nach Einstellung des Abbaus bildete sich ein ­flacher See in der Mitte des Tagebaus. Der Restsee vergrößerte sich sukzessiv mit dem ansteigenden Grundwasserspiegel. Eine Flutung des Bergbaugeländes erfolgte ab 1991 mit Wasser aus der Leiha, gleichzeitig erfolgten am ehemaligen Tagebau umfangreiche Sicherungs- und Sanierungsarbeiten durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). Bei der Sanierung wurden im Südteil nur die notwendigsten Sicherungsmaßnahmen an den Außenböschungen vorgenommen, ansonsten blieben die Innenkippen, das Gewässerufer sowie die umgebenden Löss-Steilwände erhalten (Details zur Geschichte unter naturschutzmitbiss.de).

Der See weist am Südufer eine große Röhrichtzone auf. Die Landlebensräume des EU SPA sind von natürlicher Sukzession geprägt. Neben Rohbodenstandorten sind natürliche Sukzessionsstadien von Pionierfluren über Landreitgras-Gesellschaften und Gebüsche bis hin zu Birken-Pappel-Wäldchen ausgebildet, die sich mit hoher Dynamik weiterentwickeln. Dieser Strukturreichtum, verbunden mit der Nährstoffarmut der Standorte, ermöglicht es vielen seltenen und konkurrenzschwachen Tier- und Pflanzenarten sich durchzusetzen. Damit das Offenland nicht vollständig der natürlichen Sukzession unterliegt, sollen die wertvollen offenen und halboffenen Lebensräume durch extensive Beweidungsmaßnahmen von Gehölzaufwuchs frei gehalten werden (LVWA 2009b). Von 2009 bis 2011 wurde durch den Burgenlandkreis im Rahmen des Naturschutz- und Landschaftspflegeprojekts Kayna-Süd eine Beweidung mit Rindern und Pferden etabliert.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Die offenen und halboffenen Flächen, Gebüsche und Pionierwäldchen im EU SPA sind Brut- und Nahrungshabitat für seltene und streng geschützte Vogelarten. Die Restseen der umliegenden Tagebauregion Geiseltal, zum großen Teil auch mit einer Flächengröße von ca. 3.000 ha als Important Bird Area (IBA) Bergbaufolgelandschaft Geiseltal ausgewiesen (SUDFELDT et al. 2002), haben inzwischen eine große Bedeutung als Rastplatz, Schlaf- und Sammelgewässer für Zugvögel erlangt. Für den als EU SPA ausgewiesenen Teilbereich Kayna-Süd hat sich dies bisher noch nicht bestätigt.

Gemessen am Landesbestand und im Vergleich zu anderen EU SPA hat die Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd keine überregionale Bedeutung für einzelne Vogelarten. In Anbetracht der geringen Flächengröße des Vogelschutzgebietes sind die in den letzten Jahren angestiegenen Brutbestände bei mehreren wärmeliebenden Offenlandarten sowie bei Arten mit speziellen Habitatansprüchen wie Bienenfresser und Uferschwalbe jedoch
bemerkenswert.

Brutvögel

Arten der Sukzessionsstadien im Offenland sind Neuntöter, Sperbergrasmücke, Heidelerche und Brachpieper (RYSSEL 2008). In den letzten Jahren ist der Bestand des Neuntöters von 6 auf 10 BP angestiegen, möglicherweise als Folge kurzgehaltener Vegetation auf den beweideten Flächen. Eine Charakterart von Bergbaufolgelandschaften ist der Bienenfresser, der seit 1994 im Geiseltal und seit 2005 auch innerhalb des EU SPA brütet. Wie auch in vielen anderen geeigneten Bruthabitaten Sachsen-Anhalts stieg nach dem Erstnachweis der Bestand von 3 BP (2007) auf 7 BP (2011) an. Da es im EU SPA an Baumhöhlen mangelt, nutzt der Wendehals alte Bruthöhlen des Bienenfressers (RYSSEL 2008). Am Ostufer hat sich in den letzten Jahren auch eine Uferschwalbenkolonie etabliert, die 2011 bereits 32 BP umfasste (UMGEODAT 2011). 2010 und 2011 wurde auch der Wiedehopf über längere Zeit im Gebiet beobachtet, ein Brutnachweis gelang jedoch nicht (UMGEODAT 2011). Im Schilf der südwestlichen Bucht brüteten 2007 1 BP und 2011 2 BP der Rohrweihe. Das Gebiet bietet ansonsten nur wenige geeignete Brutstandorte für Greifvögel, dennoch brüten in den Pappelgehölzen jeweils 1 Paar von Rotmilan und Schwarzmilan (RYSSEL 2008). Das Blaukehlchen, das im Erfassungsjahr 2007 nur mit einer Zugzeit-Beobachtung nachgewiesen worden ist, konnte im Rahmen der Landeserfassung als neue Brutvogelart für das EU SPA mit 2 BP kartiert werden (SCHULZE 2011). 2011 waren es schon 3 BP (UMGEODAT 2011).

Rastvögel

Trotz der bedeutenden Rastbestände, die sich an den Tagebaurestseen der Bergbaufolgelandschaft Geiseltal alljährlich aufhalten, ist die Nutzung der im EU SPA liegenden Südhälfte des Großkaynaer Sees bislang relativ gering. Zwar wurden schon recht viele Wasservogelarten hier nachgewiesen, doch blieben die Individuenzahlen in der Regel klein. Mit Erreichen des Endwasserstandes können sich hier jedoch wieder größere Röhrichte entwickeln, so dass die Attraktivität auch für Kleinvögel zunehmen wird. Auch der Ausbau der touristischen Nutzung der nördlichen Seen des Geiseltals kann eine zunehmende Frequentierung des mit weitgehenden Nutzungsverboten belegten EU SPA durch Rastvögel fördern.

Literatur

verändert nach:

MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.

Links / Dokumente

Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Naturschutzgebiet "Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd" rechtlich gesichert.

NSG-Verordnung "Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd"

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte des Gebietes finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

zur interaktiven Karte

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