Halbberge bei Mertendorf (FFH0188)

© Nadine Stiller© Nadine Stiller

Größe [ha]: 18
Landkreise und kreisfreie Städte: Burgenlandkreis
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Wethautal

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt nördlich von Mertendorf und umfasst die steil nach Westen und Süden abfallenden Steilstufen einer Muschelkalkplatte am östlichen Rand der „Ilm-Saale-Muschelkalkplatten“. Die Hänge im Westen gehören zum sich von Süden nach Norden erstreckenden Wethautal und im Süden zum sich von Osten nach Westen ausdehnenden Tal des Schoppbaches. Durch den nach Osten vorspringenden Muschelkalksteilhang nimmt das Gebiet eine hufeisenförmige Gestalt ein. Der Rand der Hochfläche wird von Eichen-Hainbuchen-Wald eingenommen, der in Südexposition an den Oberhängen von Kalk-Trockenrasen abgelöst wird. In Westausrichtung zum Wethautal stockt auf den Hängen Hang- und Schluchtwald. In den unteren Lagen hat sich Grünland etabliert. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Halbberge bei Mertendorf (Interaktive Karte der NSG).

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Die Wälder des Gebietes sind dem FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (7 ha) zuzuordnen. Ihre Baumschicht setzt sich v. a. aus Trauben-Eiche (Quercus petraea), Hainbuche (Carpinus betulus), Winter-Linde (Tilia cordata), Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) sowie Berg- und Feld-Ahorn (Acer pseudoplatanus, A. campestre) zusammen. In der Strauchschicht kommen neben anderen Arten Wolliger und Gemeiner Schneeball (Viburnum lantana, V. opulus), Hartriegel (Cornus sanguinea) und Hasel (Corylus avellana) vor. Im Frühjahrsaspekt treten in der Feldschicht Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Haselwurz (Asarum europaeum), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) Maiglöckchen (Convallaria majalis), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) und Leberblümchen (Hepatica nobilis) hervor. Weitere Arten sind z. B. Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), Wald-Vergißmeinnicht (Myosotis sylvatica), Wald-Labkraut (Galium sylvaticum), Nickendes Perlgras (Melica nutans) und Goldnessel (Lamium galeobdolon). Floristisch bedeutsam sind Vorkommen von Ähriger Teufelskralle (Phyteuma spicatum) und Türkenbund-Lilie (Lilium martagon). Die anthropogen bedingte Waldgrenze in Südexposition wird von einem wärmeliebenden Eichen-Trockenwald mit Niederwaldstruktur eingenommen, zu dessen Baumschicht auch die Elsbeere (Sorbus torminalis) gehört. Die Bodenvegetation kennzeichnen Wärme liebende Arten wie Purpurblauer Steinsame (Buglossoides purpurocaerulea), Bleiches Waldvöglein (Cephalanthera damasonium), Ebensträußige Margerite (Tanacetum corymbosum), Wunder-Veilchen (Viola mirabilis) oder Salomonssiegel (Polygonatum odoratum).
Auf den westexponierten Hängen stocken Bestände des FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangmischwälder (1,2 ha). Ihre Baumschicht bilden vor allem Sommer- und Winter-Linde (Tilia platyphyllos, T. cordata), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Berg- und Spitz-Ahorn (Acer pseudoplatanus, A. platanoides) sowie Berg- und Feld-Ulme (Ulmus glabra, U. minor). In der Feldschicht kommen Christophskraut (Actaea spicata), Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba), Efeu (Hedera helix) und Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) vor.

Die Trocken- und Halbtrockenrasen auf den südexponierten Hängen werden von Erdseggen-Rasen und Trespen-Rasen, die zum FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (1,8 ha) gehören, vertreten. In den Trockenrasen siedeln neben der Erd-Segge (Carex humilis) auch Astlose und Ästige Graslilie (Anthericum liliago, A. ramosum), Goldhaar-Aster (Aster linosyris), Braunroter Sitter (Epipactis atrorubens), Blaugrünes Labkraut (Galium glaucum), Färber-Ginster (Genista tinctoria), Graue, Tauben- und Gelbe Skabiose (Scabiosa canescens, S. columbaria, S. ochroleuca), Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites), Federgras (Stipa pennata), Edel-Gamander (Teucrium chamardrys), Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus) oder Frühblühender Thymian (Thymus praecox). In den Halbtrockenrasen mit Aufrechter Trespe (Bromus erectus) kommen Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia), Herbst-Aster (Aster amellus), Knaul-Glockenblume (Campanula glomerata), Skabiosen- und Rispen-Flockenblume (Centaurea scabiosa, C. stoebe), Wiesen- und Quirl-Salbei (Salvia pratensis, S. verticillata) oder Fransen-Enzian (Gentianella ciliata) vor. Bemerkenswert sind die Nachweise von Orchideenarten, wie Purpur- und Helm-Knabenkraut (Orchis purpurea, O. militaris), Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) oder Großes Zweiblatt (Listera ovata). Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) als Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie konnte nicht mehr nachgewiesen werden.
Sehr kleinflächig tritt auf Kalkschutt die Gesellschaft des Schmalblättrigen Hohlzahns (Galeopsis angustifolia) auf, die zum FFH-LRT 8160* Kalkhaltige Schutthalden (< 0,1 ha) gehört. Zum FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (1,9 ha) sind die Glatthafer-Wiesen zu zählen, in denen neben der namengebenden und dominierenden Art außerdem Wiesen-Labkraut (Galium album), Wilde Möhre (Daucus carota), Pastinak (Pastinaca sativa), Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) und Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratense) siedeln.

Fauna

Verschiedene Fledermausarten kommen im Gebiet vor. Von den Halbbergen liegen zudem Erfassungsergebnisse über Heuschrecken, Wildbienen und Landschnecken vor. Faunistisch bemerkenswert sind die Nachweise der Wulstigen Kornschnecke (Granaria frumentum).

Literatur: 55, 207, 212, 247

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

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