Helmestausee Berga-Kelbra (Anteil Sachsen-Anhalt) (SPA0004)

Helmestausee © Sandra RichterHelmestausee © Sandra Richter

Größe [ha]:785
Landkreise und kreisfreie Städte:Mansfeld-Südharz
Verwaltungseinheiten: Verbandsgemeinde Goldene Aue

Gebietsbeschreibung

Das EU SPA Helmestausee Berga-Kelbra liegt im Südwesten Sachsen-Anhalts an der Landesgrenze zu Thüringen zwischen Kyffhäuser und Harz. Die Südwestecke und Teile des Südufers des Stausees befinden sich im Freistaat Thüringen und sind dort einschließlich der thüringischen Anteile am Rückhaltebecken in das EU SPA Kyffhäuser - Badraer Schweiz - Helmestausee integriert und als NSG "Schlossberg-Solwiesen" nationalrechtlich gesichert. Der weitaus größere Teil des Stausees und somit auch der Wasserfläche gehört jedoch zu Sachsen-Anhalt, wo das EU SPA einschließlich der nördlich und nordwestlich angrenzenden Flächenanteile am Rückhaltebecken insgesamt 784 ha umfasst. Im Süden und Westen ist das EU SPA durch die Landesgrenzen zu Thüringen definiert. Südlich befinden sich die Hügel der Badraer Schweiz mit der Naturschutzstation Numburg. Diese dient dem Numburgverein e. V. als Domizil, die Mitglieder kümmern sich insbesondere um den Schutz der Vogelwelt einschließlich des Erhalts der Lebensräume am Helmestausee. Im Norden ist das Gebiet durch die Eisenbahntrasse Halle - Kassel und den Ort Berga begrenzt. Zwischen Berga und Kelbra erstreckt sich der 4 km lange Hauptdamm der Talsperre Kelbra, der auch die östliche Grenze des EU SPA bildet.

Der Helmestausee ist seit 1978 zugleich länderübergreifend mit Thüringen als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung (Anteil Sachsen-Anhalt: FIB0002LSA) und seit 1983 als Landschaftsschutzgebiet unter Schutz gestellt, seit 2000 als separates LSG in Sachsen-Anhalt. Bereits 1992 wurde das EU SPA Helmestausee Berga-Kelbra an die EU-Kommission gemeldet (DORNBUSCH et al. 1996). Im Rahmen der Überarbeitung der Gebietsvorschläge für das Natura 2000-Netz wurde der Flächenzuschnitt angepasst und das EU SPA im Jahr 2000 in seiner derzeitigen Ausdehnung an die EU-Kommission übermittelt.

Der Helmestausee befindet sich im Naturraum Thüringer Becken mit Randplatten in der Helme-Unstrut-Niederung. Die Böden des Gebietes sind hauptsächlich durch grundwasserbeeinflusste Vegen und Gleye gekennzeichnet, die in der Helmeniederung über teils mächtigen sandigen und kiesigen Substraten auftreten. Die am tiefsten gelegenen Bereiche der Niederung werden durch anmoorige Böden charakterisiert. In der Goldenen Aue finden sich über den holozänen Sedimenten Lössablagerungen mit fruchtbaren Lehmen. Diese teils tiefgründigen Braun- und Schwarzerdeböden werden intensiv ackerbaulich genutzt (HÖPFNER 2003). Die jährlichen Niederschläge im Gebiet betragen unter 500 mm. Infolge der aus den Mittelgebirgen über das Gewässersystem der Helme abgeführten Wassermengen ist die Niederung jedoch stark überschwemmungsgefährdet.

Die Fläche des nur etwa 3,5 m tiefen Stausees nimmt zwischen Haupt- und Westdamm ca. 600 ha ein. Je nach Jahreszeit und Stauung schwankt die Wasseroberfläche erheblich. Im Frühjahr mit der Schneeschmelze beginnt der Anstau der über die Helme und ihre Zuflüsse aus dem Harz in das südliche Harzvorland abfließenden Wassermengen. Im Vollstau bei Überflutung des Grünlandes im Rückhaltebecken kann sich die Wasserfläche nahezu verdoppeln. Mit dem Ablassen des Stauseewassers im Herbst werden dagegen im Stauseebecken ausgedehnte Schlammflächen wieder frei (SCHULZE 2007). Talsperre und Stausee wurden 1968/69 in Betrieb genommen und dienen vorrangig dem Hochwasserschutz für die östlich angrenzende, sehr fruchtbare und zuvor stark überflutungsgefährdete „Goldene Aue“. Daneben wird der Stausee auch vielfältig für touristische Zwecke genutzt, unter anderem zum Baden, Segeln und Surfen. Die touristische Erschließung konzentriert sich auf das Südostufer, wo sich in Sachsen-Anhalt Strandbad und Gaststätte, in Thüringen Campingplatz, Anlegestellen und Bootsverleih befinden. Hier befindet sich auch ein besonders zur Kranichrastzeit geeigneter Beobachtungsturm.

Das jenseits des Westdammes gelegene Rückhaltebecken wird von Gräben durchzogen, die nach Osten in den Solgraben und im Norden in die Nebenhelme entwässern. Neben teils verbrachtem Feuchtgrünland sind Röhrichte und Weichholzauenkomplexe ausgebildet. Eine landwirtschaftliche Nutzung erfolgt nur in Teilbereichen des Kuhrieths (extensive Mähnutzung) bzw. auf trockenerem Grünland im Bereich der Nordspitze und des Westdammes (Schafbeweidung) sowie auf einer Ackerfläche im äußersten Nordwesten des EU SPA (SCHULZE 2007). An Wegen, Gräben und entlang der Helme sind Einzelbäume, Weichholzauensäume, Gebüsche und Röhrichte vorhanden, die das Gebiet zusätzlich strukturieren.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Der etwa 2/3 der Fläche des EU SPA umfassende Helmestausee hat eine große Bedeutung als Brut- und Rastgebiet für zahlreiche Wasservogelarten. Schon seit vielen Jahren ist das Gebiet eines der am besten erforschten Vogelbeobachtungsgebiete in Sachsen-Anhalt (SCHULZE 2007). Es beherbergt ca. 50 regelmäßig und 25 unregelmäßig brütende Vogelarten (DORNBUSCH et al. 1996).

Ausgewählte Vogelarten nach Anhang I der VogelschutzrichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Brutvögel

Der Weißstorch wurde erstmalig im Jahr 2006 als Brutvogel innerhalb des EU SPA nachgewiesen. Außerdem nutzen die Weißstörche die Wiesen des Kuhrieths als Nahrungsgebiet (SCHULZE 2007). Die landesweite Erfassung des Wachtelkönigs ergab für das EU SPA Helmestausee einen Bestand von 17 Revieren (SCHULZE 2010a). Als weitere Rallenart brütet auch das Tüpfelsumpfhuhn am Helmestausee, jedoch als sehr seltener und unregelmäßiger Brutvogel (WAGNER & SCHEUER 2003). Für 2006 wird ein Revier genannt (SCHULZE 2007). Bemerkenswert ist der überaus hohe Bestand des Schwarzhalstauchers im EU SPA. Erstmalig 1981 nachgewiesen, brütet er seit 2000 alljährlich auf dem Helmestausee (WAGNER & SCHEUER 2003). Seitdem haben sich die Bestände auf bis zu 87 BP erhöht (SCHULZE 2007). Gemessen am Landesbestand für Sachsen-Anhalt ergibt sich für den Helmestausee ein Anteil von 58 %. Weitere bemerkenswerte Brutvogelarten im EU SPA sind Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Knäkente, Flussregenpfeifer, Bekassine, Steinschmätzer und Braunkehlchen (SCHULZE 2007).

Rastvögel

Der Helmestausee ist nicht nur ein bemerkenswertes Brutgebiet, sondern auch ein bedeutendes Rast- und Überwinterungsgebiet für zahlreiche Wasservögel. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren wurden im Gebiet rastende Kraniche registriert. Seit Beginn der 1990er Jahre handelte es sich alljährlich um mehrere tausend Individuen und die Bedeutung des Gebietes als Trittstein für den Kranichzug nahm seitdem stetig weiter zu. 2006 und 2008 lag die festgestellte Tageshöchstzahl bei fast 40.000 Individuen (PSCHORN & SCHEIL 2011), was die überregionale Bedeutung des EU SPA als Kranichrastplatz unterstreicht. Mit einem Rastbestand von mehr als 1 % der Flyway-Population ist der Helmestausee eines der wichtigsten Rastgebiete für den Kranich in Sachsen-Anhalt und übertrifft hinsichtlich der von 2003-2011 festgestellten Individuenzahlen alle anderen Rastgebiete Sachsen-Anhalts bei weitem. Auch die Rastbestände von Saatgans und Löffelente erfüllen regelmäßig das 1 %-Kriterium in Bezug auf die Flyway-Population, obgleich die Rastbestände der Löffelente in den letzten Jahren im Vergleich zu DORNBUSCH et al. (1996) etwas geringer waren. Blässgans, Krickente, Tafelente und Reiherente treten im EU SPA mit tausenden rastenden Individuen auf, ebenso Blässhuhn, Kiebitz und Lachmöwe. Bemerkenswert sind auch die Rastvorkommen von jeweils mehreren hundert Schwarzhalstauchern, Zwergtauchern, Haubentauchern und Schnatterenten. Seit 2004 nahm die Anzahl der Silberreiher im Gebiet stark zu. Auch das breite Artenspektrum der vor allem auf den Schlammflächen rastenden Limikolen ist sehr bemerkenswert, wobei auch hier einige Arten hohe Individuenzahlen erreichen.

Literatur

verändert nach:

MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.

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