Himmelreich bei Bad Kösen (FFH0193)
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Größe [ha]: 46
Landkreise und kreisfreie Städte: Burgenlandkreis
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Naumburg (Saale)
Gebietsbeschreibung
Das Himmelreich erfasst die Randlagen der steil zum „Halle-Naumburger Saaletal“ abfallenden „Ilm-Saale-Muschelkalkplatten“ linksseitig der Saale südwestlich von Bad Kösen und schließt einen vielgestaltigen Lebensraumkomplex auf Löss-, Muschelkalk- und Auenstandorten ein.
Ausgewählte Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie
Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie
Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie
- Braunes Langohr (Plecotus auritus)
- Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)
- Fransenfledermaus (Myotis nattereri)
- Graues Langohr (Plecotus austriacus)
- Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)
- Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)
- Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe)
- Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
- Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)
- Zauneidechse (Lacerta agilis)
- Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)
Lebensraumtypen und Flora
Die Wälder des Gebiets sind wegen der starken standörtlichen Differenzierung sehr vielfältig ausgebildet. Die größte Fläche nimmt auf den Verebnungen und flachen Hängen der FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (26 ha) ein. Auf Grund der Mittelwald- und teilweise auch der ehemaligen Niederwaldnutzung ist keine stark deckende obere Baumschicht entwickelt. Einzelne Bäume von Trauben-Eiche (Quercus petraea), Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior), Rotbuche (Fagus sylvatica) und seltener Hainbuche (Carpinus betulus) sind vorhanden. Die dichte zweite Baumschicht besteht aus Hainbuche (Carpinus betulus), Winter-Linde (Tilia cordata) und Feld-Ahorn (Acer campestre), während die Strauchschicht spärlich ausgebildet ist. In der Krautschicht dominieren Gold-Nessel (Lamium galeobdolon), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), Dunkles Lungenkraut (Pulmonaria obscura), Haselwurz (Asarum europaeum), Wald-Knaulgras (Dactylis polygama) und Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium).
Im FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (2 ha) bestimmen Rotbuche (Fagus sylvatica) und Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) die obere Baumschicht. In der zweiten Baumschicht treten Trauben-Eiche (Quercus petraea), Feld-Ahorn (Acer campestre) und Hainbuche (Carpinus betulus) auf. Kennzeichnende Spezies der Bodenvegetation ist die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus).
Als Waldgesellschaft trocken-warmer Standorte tritt der FFH-LRT 9150 Orchideen-Buchenwald (0,5 ha) auf steileren und flachgründigeren Hängen auf. Unter der lockeren Baumschicht mit ähnlicher Zusammensetzung wie im Waldmeister-Buchenwald wächst eine Krautschicht aus wärmeliebenden Arten. Dazu zählen Bleiches Waldvöglein (Cephalanthera damasonium), Finger-Segge (Carex digitata), Knack-Erdbeere (Fragaria viridis) und Großes Zweiblatt (Listera ovata).
In Erosionsrinnen, Gründchen und auf steilen Schotterhängen siedelt der FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangmischwälder (7 ha). Auch viele jüngere Sukzessionsstadien sind hier vertreten. In der Baumschicht überwiegt die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior). Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) treten hinzu. Die Bodenvegetation setzt sich aus Frische- und Nährstoffzeiger zusammen. Charakteristisch sind Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Kleb-Labkraut (Galium aparine), Brennnessel (Urtica dioica), Wald-Ziest (Stachys sylvatica) oder anspruchsvollere Arten der Wälder wie Wald-Segge (Carex sylvatica), Dunkles Lungenkraut (Pulmonaria obscura), Scharbockskraut (Ficaria verna) und Sanikel (Sanicula europaea).
An den Hangfüßen und in der Aue findet man kleinflächige Bestände der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (1 ha), 91F0 Hartholzauenwälder (< 0,5 ha) und 91E0* Weichholzauenwälder (< 0,5 ha).
Prägend für die steilen Kalkschutthänge ist der FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (5 ha). dieser setzt sich überwiegend aus Blaugras-Rasen und an Feinerde reicheren Standorten aus Furchenschwingel-Fiederzwenken-Rasen, seltener gemähten Rasen der Aufrechten Trespe (Bromus erectus), zusammen. Die Blaugras-Rasen werden von der namengebenden Art Sesleria albiccans, Astloser und Ästiger Graslilie (Anthericum liliago, A. ramosum), Berg-Gamander (Teucrium montanum), Kleiner Wiesenraute (Thalictrum minus) oder Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) geprägt. In den Halbtrockenrasen siedeln zahlreiche verbreitete Arten wie Erd-Segge (Carex humilis), Pyramiden-Schillergras (Koeleria pyramidata), Gemeiner Thymian (Thymus pulegioides) oder Aufrechter Ziest (Stachys recta). Auf offenen Felsbänken wächst die Berglauch-Wimperperlgras-Gesellschaft, die zum FFH-LRT 6110* Kalk-Pionierrasen (< 0,1 ha) gehört. Charakteristische Arten sind Wimper-Perlgras (Melica ciliata), Blau-Schwingel (Festuca cinerea), Sprossendes Nelkenköpfchen (Petrorhagia prolifera), Natternkopf (Echium vulgare), Ausdauernder Lattich (Lactuca perennis), Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) und Zwiebel-Rispengras (Poa bulbosa).
Den FFH-LRT 8160* Kalkhaltige Schutthalden (< 0,1 ha) findet man auf Kalkschotter. Ihn bestimmen Arten wie Schmalblättriger Hohlzahn (Galeopsis angustifolia), Trauben-Gamander (Teucrium botrys) oder Klaffmund (Chaenarrhinum minus). An steilen Kalkfelsen tritt der FFH-LRT 8210 Kalk-Felsspaltenvegetation (< 0,1 ha) auf.
In der Saaleaue siedelt kleinflächig die Salbei-Glatthaferwiese des FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (0,1 ha).
Fauna
Die Fledermausfauna des strukturreichen Gebietes ist sehr artenreich.
Der Zauneidechse (Lacerta agilis) bieten die vielfältigen Übergänge zwischen den Felsfluren, Trocken- und Halbtrockenrasen sowie Waldgesellschaften das benötigte Lebensraummosaik aus Sonnenplätzen, Unterschlupf und außerdem ausreichend Insektennahrung.
Vereinzelt wurde der Hirschkäfer (Lucanus cervus) im Gebiet beobachtet. In unmittelbarer Nachbarschaft zum FFH-Gebiet wurde in Kopflinden an der Saale der Eremit (Osmoderma eremita) nachgewiesen, der durchaus auch in Altbäumen im Schutzgebiet vorkommen könnte. Außerdem kam im Gebiet der Thymianbläuling (Maculinea arion) vor. Der letzte Nachweis datiert aus dem Jahre 1952, seitdem ist die Art verschollen. Die Art verzeichnet auf dem Territorium von Sachsen-Anhalt seit ca. 150 Jahren extreme Bestandsrückgänge.
Literatur: 225, 226, 264, 361, 451
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Links / Dokumente
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.