Jeetze südlich Beetzendorf (FFH0005)

Jeetze bei Jeeben © RANA - Büro für Ökologie und NaturschutzJeetze bei Jeeben © RANA - Büro für Ökologie und Naturschutz

Größe [ha]: 278
Landkreise und kreisfreie Städte: Altmarkkreis Salzwedel
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf; Einheitsgemeinde Stadt Klötze

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet erstreckt sich südlich Beetzendorf bis Dönitz entlang des Bachlaufs der Jeetze in der Landschaftseinheit „Altmarkheiden“.

Lebensraumtypen und Flora

Die Jeetze wird von Wasserpflanzengesellschaften des FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (6 ha) besiedelt, die der Ehrenpreis-Berlen- und der Igelkolben-Kammlaichkraut-Gesellschaft zuzuordnen sind. Hier kommen Berle (Berula erecta), Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.), Brunnenkresse (Nasturtium officinale agg.), Kamm-, Krauses und Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton pectinatus, P. crispus, P. natans), Einfacher Igelkolben (Sparganium emersum) und Bachbunge (Veronica beccabunga) vor.

Im Gebiet liegen kleinere Eichen-Mischwälder die zum FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (4 ha) gestellt werden. Die Stiel-Eiche (Quercus robur) bestimmt die Baumschicht. In der Strauchschicht treten Hasel (Corylus avellana), Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna) und Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) auf. In der Feldschicht wachsen mesophile Waldarten wie Wald-Knaulgras (Dactylis polygama), Wald-Segge (Carex sylvatica), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Deutsches Geißblatt (Lonicera periclymenum), Wald-Flattergras (Milium effusum), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Breitblättriger Sitter (Epipactis helleborine), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum).
Auf feuchteren Standorten breiten sich Bestände des FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (2 ha) aus. Die Baumschicht prägen hier Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Stiel-Eiche (Quercus robur) sowie Hänge-Birke (Betula pendula) und in der Strauchschicht kommen Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) und Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus laevigata) vor. Der Gradient im Wasserhaushalt dokumentiert sich im Nebeneinander von Feucht- bzw. Bruchwald- und mesophilen Waldarten. Zu den Ersteren gehören Schlank-Segge (Carex acuta), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Giersch (Aegopodium podagraria), Wolfstrapp (Lycopus europaeus) oder Rohr-Glanzgras (Phalaris arindinacaea). Mesophile Waldarten sind Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana), Riesen-Schwingel (Festuca giganthea), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Wald-Flattergras (Milium effusum), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Deutsches Geißblatt (Lonicera periclymenum), Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum).

Das Fließgewässer wird von Gesellschaften des FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (0,7 ha) gesäumt. Es sind Mädesüß-Fluren, in denen Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Zaunwinde (Calystegia sepium), Rauhhaariges Weidenröschen (Epilobium hirsutum), Wasserdorst (Eupatorium cannabinum), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Wasser-Minze (Mentha aquatica), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) und Knotige Braunwurz (Scrophularia nodosa) auftreten.
Artenreiche Beständen des Grünlandes können dem FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (8 ha) als Fuchsschwanz- und Rasenschmielen-Wiesen zugeordnet werden. Charakteristische Arten sind Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Hainsimse (Luzula campestris), Rot-Schwingel (Festuca rubra), Weiches Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen- und Rundblättrige Glockenblume (Campanula patula, C. rotundifolia), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Herbst-Löwenzahn (Scorzoneroides autumnalis), Große Pimpinelle (Pimpinella major) sowie Zaun- und Vogel-Wicke (Vicia sepium, V. cracca).

Fauna

Der Fischotter (Lutra lutra) besiedelt trotz des mit hohem Störungspotenzial verbundenen Gewässerausbaus das Gebiet und reproduziert hier wahrscheinlich auch. Die Jeetze bildet zugleich einen wichtigen Migrationskorridor, über den sich der Fischotter die Besiedlung von kleineren Nebengewässern, wie z. B. der Purnitz im FFH Gebiet 185 „Köhe“ westlich Winterfeld, erschließen kann.
Bei einer aktuellen Erfassung der Lurche gelang der Neunachweis des Laubfrosches (Hyla arborea) als kleine Rufergruppe. Weiterhin wurde auch die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) festgestellt.
Die Jeetze als naturnahes, aber auch abschnittweise begradigtes und ausgebautes Fließgewässer ist in Abhängigkeit von der Intensität der Gewässerunterhaltung und sofern der Bachgrund unverschlammt ist Lebensraum von Fischen, wie dem Bachneunauge (Lampetra planeri) und dem Steinbeißer (Cobitis taenia).
Erst im Jahre 2008 wurde zudem ein Vorkommen der Bachmuschel (Unio crassus) zwischen Beetzendorf und Salzwedel entdeckt, das sich vermutlich auch südlich von Beetzendorf erstreckt. 

Literatur: 168, 328, 511

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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