Mahlpfuhler Fenn (SPA0026)
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Größe [ha]:1.217
Landkreise und kreisfreie Städte:Börde; Stendal
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Hansestadt Salzwedel; Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf
Gebietsbeschreibung
Nordwestlich von Tangerhütte und nur 4 km östlich des EU-Vogelschutzgebietes Colbitz-Letzlinger Heide befindet sich das EU SPA Mahlpfuhler Fenn. Es wurde 2003 mit Kabinettsbeschluss als Vogelschutzgebiet gemeldet und ist flächengleich mit dem gleichnamigen FFH-Gebiet. Das FFH- und Vogelschutzgebiet wurde 2018 mit Inkrafttreten der Landesverordnung Natura 2000 (N2000-LVO LSA) rechtlich gesichert. Das EU SPA ist größtenteils auch landesrechtlich unter Schutz gestellt. Mit Ausnahme der Nordspitze ist es Bestandteil des gleichnamigen NSG "Mahlpfuhler Fenn" (Interaktive Karte der NSG) und liegt bis auf den Südteil auch innerhalb des LSG "Uchte-Tangerquellen und Waldgebiete".
Das EU SPA gehört zum Naturraum Elbtalniederung bzw. kleinräumig zur Tangerhütter Niederung. Es liegt überwiegend in der Landschaftseinheit Tangergebiet, der Westteil in den Altmarkheiden und stellt einen überwiegend waldgeprägten Landschaftsbereich im Übergang der Tangerniederung zur Colbitz-Letzlinger Heide dar. Sandige Böden des Pleistozän mit nachfolgender Entwicklung sowie Böden der Niederungen, Moore und Quellbereiche ermöglichen eine große Standortsvielfalt von trockenen armen Sandstandorten bis hin zu Vermoorungen. Kernstück des Gebietes ist das zentrale, als Totalreservat ausgewiesene Hangmoor. Mit aktuellem Moorwachstum ist es das besterhaltene Moor in der Altmark. Daneben kommen weitere Moor-, Feucht- und Nassstandorte, Erlen-Eschenbrüche, Quellen und Quellbäche, aber auch alte Stieleichen, Eichenmischwälder und trockene Dünenbereiche vor. Typisch für die Quellräume sind Laubwälder mit zum Teil sehr alten Hude-Eichen, wovon im EU SPA jedoch nur noch wenige Exemplare erhalten sind. Die ca. 100 m breite Schneise der seit 1965 durch das Feuchtgebiet verlaufenden Hochspannungstrasse zerschneidet das Gebiet (LIPPERT 2007).
Insgesamt sind etwa 80 % des EU SPA bewaldet. Jeweils knapp ein Drittel des Gebietes entfällt auf Bruch- und Sumpfwälder aus Birken, Eichen, Erlen oder Kiefern bzw. auf Nadelwald-Reinbestände aus Kiefern oder auch Fichten. Der Laubholzanteil im Mahlpfuhler Fenn ist mit 43 % relativ hoch und auch deutlich höher als in den umliegenden Waldgebieten der Altmark. Dennoch dominiert die Kiefer (vorwiegend in Form von Reinbeständen) große Teile des EU SPA, und auch der Anteil der Fichte ist für Tieflandsstandorte recht hoch. Nach der Kiefer nehmen die Schwarz-Erle bzw. die Birke die größten Flächenanteile ein. Aus naturschutzfachlicher Sicht wertvolle Birken-Moorwälder befinden sich jeweils am Rande der Offenmoorbereiche. Naturnahe großflächige Erlen-Birken-Bruchwälder stocken im Karrenbach-Quellgebiet sowie im Bereich des Totalreservates im Süden (RANA 2012). Der Sumpfporst als eine Art der Roten Liste kommt in den Sumpfporst-Kiefernbrüchen des Gebietes in ausgedehnten Beständen vor. Die übrige Waldfläche nehmen andere Waldtypen ein, wie z. B. Eichen-Birkenwälder. Quellbereiche, wie die des Karrenbachs oder des Mühlenbachs, sind meist mit Erlen-Eschenwäldern bestockt. Während der Karrenbach relativ naturnah ist, sind Mühlengraben und Dollgraben naturfern gestaltet und relativ trocken. Die Bäche münden nach Osten in die Tanger. Der Mühlenbach wurde 1971 melioriert und die umliegenden Wiesen drainiert. Die bis dahin schwer zu bewirtschaftenden Nasswiesen trockneten aus und sind teils auch wegen des düngungsbedingten dichten Aufwuchses für Wiesenbrüter wenig attraktiv (LIPPERT 2007). Weitere großräumige Trockenlegungen beeinträchtigten in den 1970er Jahren auch den Wasserhaushalt des Erlenbruchs. Westlich des Gebietes wurde eine Brunnengalerie zur Trink- und Brauchwasser-Gewinnung errichtet, die zusätzlich Wasser aus dem Gebiet abzog, so dass auch die Bäche zeitweilig wenig Wasser führten. Seit den 1980er Jahren verbesserten sich die Wasserverhältnisse im Karrenbachgebiet wieder. Durch Wasserstandsregulierungen ist hier auch eine für den Kranich günstige jahreszeitliche Dynamik der Wasserstände realisierbar (LIPPERT 2007).
In den nicht bewaldeten Bereichen, vor allem im Nordosten sowie im Südteil des EU SPA, findet sich überwiegend feuchtes Grünland, das ausschließlich oder im Wechsel als Mähwiese genutzt bzw. mit Rindern oder Pferden beweidet wird. Für die meisten Wiesen bestehen derzeit Nutzungsbeschränkungen hinsichtlich des Mahdzeitpunktes, des Düngemitteleinsatzes bzw. der Viehbesatzstärke. Als Ackerfläche werden nur wenige Hektar genutzt. Andere trockene Offenlandbiotope kommen nur vereinzelt vor.
Bedeutung als Vogelschutzgebiet
Das EU SPA Mahlpfuhler Fenn besitzt infolge seiner Habitatausstattung eine sehr hohe Bedeutung für Vogelarten, die in Wäldern sowie in Mooren bzw. sehr nassen Wiesen brüten, darunter auch für etliche Arten des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie, wie z. B. Schwarzstorch, Kranich, Grau-, Schwarz- und Mittelspecht. Für Rastvögel hat das Gebiet keine landesweite Bedeutung.
Ausgewählte Vogelarten nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie
Brutvögel
Das Mahlpfuhler Fenn ist besonders für Brutvogelarten der feuchten Habitate und Niedermoore ein hervorragendes Gebiet. Besonders wertvolle Teilbereiche innerhalb des EU SPA sind der Torfstich bei Uchtdorf, die Fennwiese, der Karrenbach-Quellraum und die Mühlenbach-Wiesen.
Nach ersten Brutansiedlungen des Kranichs in den 1970er Jahren (STEINKE 1978) brüten inzwischen in den Erlenbruchwäldern und Feuchtsenken des EU SPA bis zu 10 Paare. Damit beherbergt das EU SPA 3,3 % des Landesbestandes und stellt eines der fünf bedeutendsten Kranichbrutgebiete Sachsen-Anhalts dar. Der in der Brutzeit meist zu geringe Wasserstand, Prädation und Störungen bedingen jedoch einen jahrweise sehr geringen Bruterfolg, dem nur mit gezielten Maßnahmen zum Wasserstandsmanagement entgegen gewirkt werden könnte (RANA 2012). Eine weitere Besonderheit im Gebiet ist der Schwarzstorch, der regelmäßig seit 1962 im EU SPA brütet. Bevorzugte Brutstandorte innerhalb des EU SPA sind alte Hude-Eichen aber auch alte Kiefern. Es existiert ein traditioneller Nistplatz im Gebiet, der jedoch in den vergangenen Jahren nur unregelmäßig besetzt war. Nistplatzwechsel waren teils auf die Anwesenheit des Seeadlers oder Störungen im Horstumfeld zurückzuführen (RANA 2012).
Der Rotmilan brütet aktuell mit 2 BP im Mahlpfuhler Fenn. Die ausgedehnten Wiesen des Gebiets dienen auch weiteren Paaren, die außerhalb des EU SPA brüten als Nahrungshabitat. Auch ein BP des Seeadlers brütet seit einigen Jahren regelmäßig im Gebiet. Vom Wespenbussard gibt es aus früheren Jahren Brutnachweise innerhalb und in direkter Umgebung des EU SPA. Aus dem Erfassungsjahr 2006 liegen mehrere Brutzeitbeobachtungen vor (LIPPERT 2007). Die Waldbereiche werden weiterhin von Schwarzspecht und Mittelspecht und sporadisch vom Grauspecht bewohnt, die hier sehr gute Brutmöglichkeiten vorfinden.
Für Brutvögel der Waldmäntel und des Halboffenlandes hat das EU SPA eine eher untergeordnete Bedeutung. Neuntöter besiedeln Schlehengebüsche und Hecken entlang der Quellbäche und Gräben sowie die durch ein Mosaik aus Gebüschen und Offenlandbiotopen geprägte Schneise unter der das Gebiet querenden Stromleitung mit bis zu 14 BP. Die Sperbergrasmücke, die von STEINKE (1978) mit 2 bis 4 BP im Gebiet nachgewiesen wurde, brütete im Jahr 2006 nur mit einem Paar außerhalb der Grenzen des EU SPA. Ähnlich ist die Situation der Heidelerche, die bis vor 10 Jahren noch im Gebiet vorkam, inzwischen aber infolge des Fehlens geeigneter Habitate verschwunden ist. Der Ortolan, mit einem BP an der Gebietsgrenze und weiteren BP außerhalb nachgewiesen, ist keine gebietstypische Art. Die Bekassine brütete vor etwa 30 Jahren mit 15 BP in hoher Dichte auf den Karren- und Mühlenbachwiesen.
verändert nach:
MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.
Links / Dokumente
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.