Müchelholz, Müchelner Kalktäler und Hirschgrund bei Branderoda (FFH0145)

Kalk-Trockenrasen (LRT 6210) am Müchelholz © Salix - Büro für Ökologie und LandschaftsplanungKalk-Trockenrasen (LRT 6210) am Müchelholz © Salix - Büro für Ökologie und Landschaftsplanung

Größe [ha]:294
Landkreise und kreisfreie Städte:Saalekreis; Burgenlandkreis
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Weida-Land; Einheitsgemeinde Stadt Mücheln (Geiseltal): Verbandsgemeinde Unstruttal

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet besteht aus mehreren Teilflächen. Einige Flächen liegen westlich von St. Micheln beidseitig der Straße von Mücheln nach Albersroda und umfassen die einzigen größeren Restwälder auf der „Querfurter Platte“. Eine weitere Teilfläche erstreckt sich westlich und östlich von Branderoda. In den Tälern steht der Wellenkalk des Unteren Muschelkalks an. Auf den ebenen bis flach welligen Hochflächen hat sich eine geschlossene, mächtige Lössdecke als Substrat der Parabraunerden bis Fahlerden abgelagert. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Müchelholz (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Der Wald wird von Beständen des FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (123 ha) bestimmt. Die Baumschicht baut sich aus Trauben-Eiche (Quercus petraea), Hainbuche (Carpinus betulus), Winter-Linde (Tilia cordata) und vereinzelt Elsbeere (Sorbus torminalis) auf. In der Strauchschicht treten u. a. Hasel (Corylus avellana) und Eingiffliger Weißdorn (Crataegus monogyna) auf. Die Feldschicht setzt sich aus Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Verschiedenblättrigem Schwingel (Festuca heterophylla), Haselwurz (Asarum europaeum), Kicher-Tragant (Astragalus cicer), Wiesen-Primel (Primula veris), Echter Sternmiere (Stellaria holostea), Buschwindröschen und Gelbem Windröschen (Anemone nemorosa, A. ranunculoides), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Türkenbund-Lilie (Lilium martagon), Vielblütiger Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Dunklem und Echtem Lungenkraut (Pulmonaria obscura, P. officinale), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Wald- und Frühlings-Platterbse (Lathyrus sylvestris, L. vernus), Wald-Labkraut (Galium sylvaticum), Sanikel (Sanicula europaea) und Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana) zusammen.
In einem Kerbtal im Hirschgrund ist der FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangmischwälder (2 ha) ausgebildet. Die Baumschicht wird hier von Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) und Winter-Linde (Tilia cordata) unter Beimischen von Hainbuche (Carpinus betulus) und Feld-Ahorn (Acer campestre) gebildet. In der Bodenvegetation treten nährstoff- und feuchtigkeitsliebende Arten wie Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Giersch (Aegopodium podagraria), Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Schlangen-Lauch (Alliaria scorodoprasum), Ruprecht-Storchschnabel (Geranium robertianum), Dorniger und Gemeiner Wurmfarn (Dryopteris carthusiana, D. felixmas), Großes Zweiblatt (Listera ovata), Christophskraut (Actaea spicata) und Moschuskraut (Adoxa moschatellina) auf.
Nur kleinflächig hat sich an frischen Standorten der FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (2 ha) entwickelt. Hier herrscht die Rotbuche (Fagus sylvatica) in der Baumschicht vor. Winter-Linde (Tilia cordata), Trauben-Eiche (Quercus petraea), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Hainbuche (Carpinus betulus) sind ihr beigesellt. In der schütteren und artenarmen Feldschicht siedeln Goldnessel und Gefleckte Taubnessel (Lamium galeobdolon, L. maculatum), Nickendes Perlgras (Melica nutans), Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis) und Efeu (Hedera helix).

Die Blaugras-Trockenrasen und die Furchenschwingel-Fiederzwenken-Halbtrockenrasen bilden auf den entwaldeten Hängen Bestände des FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (8,9 ha). Während die offenen Bereiche aus Blaugras (Sesleria albicus), Ästiger Graslilie (Anthericum ramosum), Pferde-Sesel (Seseli hippomarathrum), Hügelmeier (Asperula cynanchica), Frühlings-Thymian (Thymus praecox), Gold-Distel (Carlina vulgaris), Braunrotem Sitter (Epipactis atrorubens), Gewöhnlichem Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), Wiesen-Primel (Primula veris), Echtem Gamander (Teucrium chamaedrys), Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) und Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) aufgebaut sind, setzen sich die eher geschlossenen Bestände aus Furchen-Schwingel (Festuca rupicola), Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum), Zittergras (Briza media), Frühlings-Segge (Carex caryophyllea), Stengelloser Kratzdistel (Cirsium acaule), Feld-Mannstreu (Eryngium campestre), Knack-Erdbeere (Fragaria viridis), Kleinem Schillergras (Koeleria macrantha), Wiesen-Hafer (Helictotrichon pratense), Weidenblättrigem Alant (Inula salicina), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Frühlings-Fingerkraut (Potentilla tabernaemontani) und Kleinem Wiesenknopf (Sanguisorba minor) zusammen. Im Gebiet existiert zudem ein sehr kleiner und gefährdeter Bestand des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) als Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie.

Fauna

Das Gebiet hat sowohl im Sommer als auch im Winter große Bedeutung für Fledermausarten. Die Waldbereiche werden von der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und dem Großen Mausohr (Myotis myotis) frequentiert. Außerdem liegen mehrere Reproduktionsnachweise von Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) und Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) vor. Brandt-, Bart-, Mücken-, und Zwergfledermaus (Myotis brandtii, M. mystacinus, Pipistrellus pygmaeus, P. pipistrellus) sowie Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) und Braunes Langohr (Plecotus auritus) nutzen das Gebiet zumindest als Nahrungshabitat. Die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) tritt vor allem während der Paarungszeit in Erscheinung. Erwähnenswert ist außerdem der Nachweis der Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) (B. Ohlendorf, mdl. Mitt.). Im Gebiet befindliche Stollen werden von der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) als Winterquartier genutzt. Im Winter 2008/09 wurden hier in mehreren Stollen insgesamt über 30 Tiere ermittelt.

In den offenen Rasen und in lichteren Bereichen des Eichen-Hainbuchen-Waldes findet auch die Zauneidechsen (Lacerta agilis) geeignete Lebensräume.

Literatur: 8, 207, 212, 277, 435

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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