Pfaffenheide-Wörpener Bach nördlich Coswig (FFH0064)
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Größe [ha]: 476
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Coswig (Anhalt)
Gebietsbeschreibung
Das FFH-Gebiet liegt auf der südlichen Flämingabdachung nördlich von Coswig im „Roßlau-Wittenberger Vorfläming“ und wird geologisch geprägt durch Geschiebemergel und sandig-kiesige Hochflächenablagerungen der Saale-Kaltzeit. Es ist identisch mit dem NSG Pfaffenheide-Wörpener Bach (Interaktive Karte der NSG).
Ausgewählte Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie
- 3260 - Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
- *6120 - Trockene, kalkreiche Sandrasen
- 6430 - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
- 6510 - Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
- 9110 - Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
- 9160 - Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) [Stellario-Carpinetum]
- 9170 - Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
- 9190 - Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur
- *91E0 - Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie
Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie
- Braunes Langohr (Plecotus auritus)
- Fransenfledermaus (Myotis nattereri)
- Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)
- Moorfrosch (Rana arvalis)
- Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)
- Schlingnatter (Coronella austriaca)
- Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)
- Wechselkröte (Bufo viridis)
- Zauneidechse (Lacerta agilis)
- Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)
Lebensraumtypen und Flora
Auf nährstoffreichen Böden dominieren Eichen-Hainbuchen-Wälder. Während auf grundwasserfernen Standorten gutwüchsige Bestände des FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (86 ha) ausgebildet sind, tritt auf wechselfeuchten Standorten der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder (48 ha) auf. Bemerkenswerte Arten dieser Waldgesellschaften sind Königsfarn (Osmunda regalis), Langblättriges Waldvöglein (Cephalanthera longifolia), Seidelbast (Daphne mezereum), Salomonssiegel (Polygonatum odoratum), Breitblättriger Sitter (Epipactis helleborine), Berg-Segge (Carex montana), Nordisches Labkraut (Galium boreale) und Nickendes Perlgras (Melica nutans).
Häufig mosaikartig verzahnt mit den genannten Waldgesellschaften stocken je nach Nährstoff- und Feuchtegehalt Bestände des FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (11 ha) und seltener Birken-Stieleichen-Wälder des FFH-LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen (1,5 ha).
Winkelseggen-Eschen-Wälder und Erlen-Quellwälder kommen in den bewaldeten Teilen des Wörpener Bach-Tales vor. Sie sind als Auenwälder der Fließgewässer dem FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (7 ha) zuzuordnen. Hervorzuheben sind dort die Vorkommen von Bitterem Schaumkraut (Cardamine amara), Königsfarn (Osmunda regalis) und Alpen-Hexenkraut (Circaea alpina).
Der Wörpener Bach durchfließt das Schutzgebiet von Nordosten kommend in südwestliche Richtung. Das mäandrierende bis teilweise stark begradigte Fließgewässer weist einen sandigen Grund und zum Teil hohe Fließgeschwindigkeiten auf. Angrenzende Wälder oder gewässerbegleitende Gehölze tragen zu einem durchgehend hohen Beschattungsgrad bei. Dem geschuldet kommen die für Fließgewässerlebensräume typischen Pflanzenarten Bachbunge (Veronica beccabunga), Blauer Wasser-Ehrenpreis (Veronica anagallis-aquatica) und Flutender Schwaden (Glyceria fluitans) nur sporadisch vor. Der FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (0,4 ha) ist im Wörpener Bach demzufolge nur auf 0,75 km Fließstrecke ausgebildet.
Feuchte Hochstaudenfluren des FFH-LRT 6430 (0,1 ha) haben sich punktuell an halbschattigen Bachufern etabliert. Sie sind mit den Arten Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Sumpf- Storchschnabel (Geranium palustre), Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) und Kleinem Baldrian (Valeriana dioica) der Geranium-Mädesüß-Flur zuzustellen.
Grünland entwickelt sich auf wechselfeuchten bis wechselfrischen genutzten Standorten als Fuchsschwanz- und Rasenschmielen-Wiesen, die der feuchten Ausbildung des FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (4 ha) angehören. Standorte mit durchlässigen Substraten werden von Glatthafer-Wiesen eingenommen. Hervorzuheben in den Feuchtwiesen bzw. deren Brachestadien sind die individuenreichen Bestände des Breitblättrigen Knabenkrauts (Dactylorhiza majalis).
Magerrasen kommen kleinflächig mit Beständen des FFH-LRT 6120* Kalkreiche Sandrasen (0,2 ha) vor. Die Rasen werden gekennzeichnet durch Arten wie Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum), Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Echtes Labkraut (Galium verum), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia), Raublättriger Schwingel (Festuca brevipila), Gewöhnliche Hainsimse (Luzula campestris) oder Heil-Ziest (Betonica officinalis).
Fauna
Als bemerkenswerte Säugetiere frequentieren Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) das Gebiet, wobei vom Biber nur eine Ansiedlung am Wörpener Bach unweit der Ortslage Coswig bekannt ist. Hier halten sich in unregelmäßigen Abständen zumeist einzelne, wohl migrierende Tiere auf.
Von den Fledermausarten finden in den Laubwäldern Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Großes Mausohr (Myotis myotis) gute Jagdmöglichkeiten. Von beiden Arten sind aus der Umgebung auch Wochenstuben bekannt. Außerdem sind Fransenfledermaus (Myotis nattereri), Großer und Kleinabendsegler (Nyctalus noctula, N. leisleri), Brandtfledermaus (Myotis brandtii) und Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) sowie Braunes Langohr (Plecotus auritus) während der Fortpflanzungszeit im Gebiet zu finden. Ehemalige militärische Liegenschaften, wie z. B. Bunker, werden von einigen Arten, darunter der Mopsfledermaus, als Winterquartier genutzt.
Schlingnatter (Coronella austriaca) und Zauneidechse (Lacerta agilis) finden in den Offenlandbereichen und auch in trockenen Waldbiotopen geeignete Lebensräume.
Der Moorfrosch (Rana arvalis) besiedelt die bachnahen Feuchtbiotope, nassen Senken und angestauten Kleingewässer. Außerdem konnte bei aktuellen Erfassungen der Kammmolch (Triturus cristatus) in einer ehemaligen Tongrube nachgewiesen werden.
Der Wörpener Bach mit seiner hohen Fließgeschwindigkeit, Pflanzenarmut und sandigen Sohle ist nur in geringem Ausmaß mit Fischarten besiedelt. Dennoch ist hier ein Bestand des Bachneunauges (Lampetra planeri) ansässig.
Für den Hirschkäfer (Lucanus cervus) liegt nur eine Beobachtung aus dem Jahre 1977 vor.
Literatur: 94, 207, 212, 228, 263, 264, 287, 391, 407, 413, 512, 543
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Links / Dokumente
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.