Schmoner Busch, Spielberger Höhe und Elsloch südlich Querfurt (FFH0137)

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Größe [ha]: 316
Landkreise und kreisfreie Städte: Burgenlandkreis; Saalekreis
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Weida-Land; Verbandsgemeinde Unstruttal; Einheitsgemeinde Stadt Querfurt

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt südlich von Querfurt und erstreckt sich vom Schmoner Busch bei Niederschmon über das Grockstädter Holz, die Spielberger Höhe (238,6 m ü. NN) und das Elsloch bis zu den Hahnenbergen westlich Steigra. Es erfasst den Übergang von der „Querfurter Platte“ zur Schmoner Talung bzw. zum Nebraer Unstruttal. Das Plateau und die oberen Steilhänge werden von den Schichten des unteren Muschelkalks, der Wellenkalkfolge, gebildet, die teilweise von wechselnd mächtigen Lössschichten verhüllt sind. Am unteren, flacher geneigten Hang streichen die Schluff- und Mergelgesteine des Oberen Buntsandsteins (Röt) aus, die mehrere Gipshorizonte enthalten. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Schmoner Busch, Spielberger Höhe und Elsloch (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Von den Magerrasen und Pionierfluren sind die Ausbildungen des FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (114 ha) am weitesten verbreitet. Es sind Trespen- und Furchenschwingel-Fiederzwenken-Halbtrockenrasen. In den niedrigwüchsigen Beständen kommen Echter Gamander (Teucrium chamaedrys), Frühblühender Thymian (Thymus praecox), Graues Sonnenröschen (Helinthemum canum), Pferde-Sesel (Seseli hippomarathrum), Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) und Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) vor. Auf extremeren Standorten siedeln die Blaugras- und Erdseggen-Trockenrasen, in denen Ästige Graslilie (Anthericum ramosum) zu finden ist. Von den Orchideen treten u. a. Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), Braunroter Sitter (Epipactis atrorubens), Großes Zweiblatt (Listera ovata), Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum) und Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) auf.
Der FFH-LRT 6240* Steppen-Trockenrasen (2 ha) kommt nur an wenigen Stellen im Gebiet vor. Kennzeichnende kontinental verbreitete Arten sind Adonisröschen (Adonis vernalis), Dänischer Tragant (Astragalus danicus), Gemeines Bartgras (Bothriochloa ischaemum) und Zottige Fahnenwicke (Oxytropis pilosa). Noch seltener sind die Vorkommen von Pfriemengras (Stipa capillata) und Walliser Schwingel (Festuca valesiaca).
Bestände des FFH-LRT 6110* Kalk-Pionierrasen (0,3 ha) siedeln an mehreren Stellen auf extrem flachgründigen Standorten oder auf schmalen Felsbändern im Gebiet. Die Bestände des Lebensraumtyps sind nur fragmentarisch ausgebildet und werden durch Kelch- und Berg-Steinkraut (Alyssum alyssoides, A. montanum), Berg-Lauch (Allium senescens), Scharfen und Weißen Mauerpfeffer (Sedum acre, S. album), Badener Rispengras (Poa badensis), Zwerg-Schneckenklee (Medicago minima) sowie Erdflechten charakterisiert.
Grünland ist nur sehr kleinflächig als Bestand des FFH-LRT 6510 (0,1 ha) im Talgrund entwickelt. Es handelt sich dabei um eine Glatthafer-Wiese.

Die Wälder des Gebiets können dem FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen Hainbuchenwald (78 ha) zugeordnet werden. Es sind überaus artenreiche Bestände, die bereits Übergänge zu den thermophil geprägten Eichen-Wäldern zeigen. Ihre obere Baumschicht bauen vor allem Trauben-Eiche (Quercus petraea), Winter-Linde (Tilia cordata), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und vereinzelt Rotbuche (Fagus sylvatica) auf. In der zweiten Baumschicht dominiert Hainbuche (Carpinus betulus), zu der sich Elsbeere (Sorbus torminalis), Vogelkirsche (Prunus avium), Feld-Ahorn (Acer campestre), Berg-Ulme (Ulmus glabra) und Wild-Apfel (Malus sylvestris) gesellen. Die Strauchschicht wird neben dem Jungwuchs der Baumarten u. a. von Hasel (Corylus avellana), Eingriffligem Weißdorn (Crataegus monogyna), Liguster (Ligustrum vulgare), Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Blutrotem Hartriegel (Cornus sanguinea) und Wolligem Schneeball (Viburnum lantana) gebildet.
Die Wälder weisen einen ausgeprägten Frühlingsaspekt auf. Hier erscheinen Buschwindröschen und Gelbes Windröschen (Anemone nemorosa, A. ranunculoides), Leberblümchern (Hepatica nobilis), Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Wohlriechende und Vielblütige Weißwurz (Polygonatum odoratum, P. multiflorum), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Haselwurz (Asarum europaeum), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava), Schwarze- und Frühlings-Platterbse (Lathyrus niger, L. vernus), Türkenbund-Lilie (Lilium martagon), Wiesen-Primel (Primula veris), Einbeere (Paris quadrifolia) und Märzenbecher (Leucojum vernum).
Den Sommeraspekt charakterisieren Wald-Knaulgras (Dactylis polygama), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Nickendes Perlgras (Melica nutans), Verschiedenblättriger Schwingel (Festuca heterophylla), Finger-Segge (Carex digitata), Bleiches Waldvöglein (Cephalanthera damasonium), Großes Zweiblatt (Listera ovata) und Nestwurz (Neottia nidus-avis), Breitblättrige und Nesselblättrige Glockenblume (Campanula latifolia, C. trachelium), Waldmeister und Wald-Labkraut (Galium odoratum, G. sylvaticum), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Schuppenwurz (Lathraea squamaria), Purpurblauer Steinsame (Buglossoides purpurocaerulea), Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Breitblättriges Laserkraut (Laserpitium latifolium) und Christophskraut (Actaea spicata).
Im FFH-Gebiet wurde aktuell das Laubmoos Orthotrichum rogeri, eine Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie, festgestellt. Dabei handelt es sich um einen an Laubbäumen siedelnden Epiphyten.

Fauna

Mit dem Vorkommen FFH-relevanter Fledermausarten ist zu rechnen. Die xerothermen Vegetationskomplexe werden von der Zauneidechse (Lacerta agilis) bewohnt. Diese findet besonders in den Übergangsbereichen solcher Pflanzengesellschaften Lebensmöglichkeiten. Im Gebiet ist auch die Schlingnatter (Coronella austriaca) zu erwarten. Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) kommt in einer schwachen Population im Gebiet vor. Wahrscheinlich sind ein Gehölzstreifen zwischen Spielberger Höhe und dem Schmoner Busch sowie das Grockstädter Holz besiedelt. Weitere Entwicklungspotenziale sind vorhanden. Der Thymianbläuling oder Schwarzfleckige Ameisenbläuling (Maculinea arion) wurde im Gebiet gefunden.

Literatur: 47, 193, 207, 212, 264, 348, 361, 451

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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