Trockenrasenflächen bei Karsdorf und Glockenseck (FFH0147)

Verbuschter Trockenrasen am Hang © Anke BeyerVerbuschter Trockenrasen am Hang © Anke Beyer

Größe [ha]: 193
Landkreise und kreisfreie Städte: Burgenlandkreis
Verwaltungseinheiten: Verbandsgemeinde Unstruttal

Gebietsbeschreibung

Die „Querfurter Platte“ fällt bei Karsdorf steil zum Unstruttal hin ab. Das FFH-Gebiet erfasst die westexponierten Muschelkalk-Hänge des Talrandes und erstreckt sich zwischen Karsdorf und dem Glockenseck. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Trockenrasenflächen bei Karsdorf (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Das Gebiet wird von Trocken- und Halbtrockenrasen als Gamander-Blaugras-Rasen und Furchenschwingel-Fiederzwenken-Rasen geprägt, die dem FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (58 ha) zugeordnet werden können. Charakteristische Arten sind Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), Braunroter Sitter (Epipactis atrorubens), Pferde-Sesel (Seseli hippomarathrum), Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca), Aufrechter Ziest (Stachys recta), Echter und Berg-Gamander (Teucrium chamaedrys, T. montanum), Frühblühender Thymian (Thymus praecox), Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus), Gemeines Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), Hügel-Meier (Asperula cynanchica), Gemeines Bartgras (Botriochloa ischaemum), Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea), Herbst-Aster (Aster amellus), Dänischer Tragant (Astragalus danicus), Gold- und Silber-Distel (Carlina vulgaris, C. acaulis), Gemeine Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) sowie Skabiosen- und Rispen-Flockenblume (Centaurea scabiosa, C. stoebe). Auf sehr flachgründigen Standorten treten Blau-Schwingel (Festuca pallens) und Feld-Beifuß (Artemisia campestris) hinzu. Arealkundlich bemerkenswert ist die Population des Apenninen-Sonnenröschens (Helianthemum appeninum), das hier in ganz Ost-Deutschland, neben den Toten Tälern (vgl. FFH 0151), seine einzigen Vorkommen hat. Im Übergangsbereich eines Halbtrockenrasens zu einem Gehölz siedelt ein sehr kleiner Bestand des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) als Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie.
Im Gebiet ist weiterhin der FFH-LRT 6240* Steppen-Trockenrasen (1,5 ha) zu finden, insbesondere am Glockenseck (PETERSON 2014). Es kommen charakteristische Arten wie Walliser Schwingel (Festuca valesiaca), Haar-Pfriemengras (Stipa capillata), Bartgras (Bothriochloa ischaemum), Dänischer Tragant (Astragalus danicus) und Zottige Fahnenwicke (Oxytropis pilosa) vor (STOLLE et al. 2014).

Wiesen sind an feinerdereichen, besser mit Wasser versorgten Standorten kleinflächig ausgebildet. Im Gebiet tritt der FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (0,6 ha) als Glatthafer-Wiese mit Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Wilder Möhre (Daucus carota), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Sichel-Möhre (Falcaria vulgaris), Wiesen-Labkraut (Galium album), Pastinak (Pastinaca sativa) und Gemeinem Bitterkraut (Picris hieracioides) auf.

Kleinflächig kommt der FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (5 ha) vor. Die Baumschicht wird von Trauben-Eichen (Quercus petraea), Hainbuche (Carpinus betulus), Feld-Ahorn (Acer campestre) und Winter-Linde (Tilia cordate) gebildet. In der Strauchschicht treten Hasel (Corylus avellana), Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna) und Liguster (Ligustrum vulgare) und in der Feldschicht Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Verschiedenblättriger Schwingel (Festuca heterophylla), Rotbrauner Sitter (Epipactis atrorubens), Bleiches Waldvöglein (Cephalanthera damasonium), Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea), Wald-Erdbeere (Fragaria vesca), Salomonssiegel (Polygonatum odoratum), Purpurblauer Steinsame (Buglossoides purpurocaerulea) und Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) auf.

Fauna

Die gut ausgeprägten Trocken- und Halbtrockenrasen bieten mit ihrem reichen Insektenvorkommen eine geeignete Nahrungsgrundlage für das Vorkommen der Zauneidechse (Lacerta agilis). Das Vorkommen der Schlingnatter (Coronella austriaca) darf angenommen werden.

Literatur: 8, 207, 212, 349, 436

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten.

zusätzliche Quellen:

Peterson, J. (2014): Subpannonische Steppen-Trockenrasen - ein FFH-Lebensraumtyp in besonderer Verantwortung des Landes Sachsen-Anhalt. 1 Einführung. In: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt. - Halle (Saale) 51, Sonderheft. S. 4-6.

Stolle, J., Brade, P., Richter, S. & John, H. (2014): 5.3 Beschreibung der Natura 2000-Gebiete mit LRT 6240*. In: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt. - Halle (Saale) 51, Sonderheft. S. 99-153.

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