Wiesen und Quellbusch bei Radegast (FFH0200)

Quellbusch © RANA - Büro für Ökologie und NaturschutzQuellbusch © RANA - Büro für Ökologie und Naturschutz

Größe [ha]: 51
Landkreise und kreisfreie Städte: Anhalt-Bitterfeld
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Zörbig

Gebietsbeschreibung

Nördlich von Zörbig erstreckt sich bei Radegast in der „Fuhneniederung“ das kleinflächige, aber vielfältige FFH-Gebiet. Dazu gehören die sogenannte Orchideenwiese und der Radegaster Quellbusch. Den naturschutzfachlichen Wert unterstreichen drei Flächennaturdenkmale und ein Geschütztes Gehölz. Die Bezeichnung Quellbusch leitet sich aus der hydrologischen Situation ab, die darin besteht, dass der Niederung von den begleitenden Hochflächen Grundwasser zuströmt, das hier an die Oberfläche tritt.

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Wertgebendes Kriterium für die Ausweisung des FFH-Gebietes war neben den vorkommenden FFH-Lebensraumtypen die Besiedlung der Grünlandes mit Sumpf-Engelwurz (Angelica palustris) als Art des Anhang II der FFH-Richtlinie. Die Pflanze konnte in den Jahren 1999 und 2000 im Ostteil des Gebiets nachgewiesen werden. Erfassungen in den Jahren 2003 und 2005 bestätigten ihr Vorkommen nicht. Dagegen konnte außerhalb des Gebietes im Jahre 2005 ein Nachweis erbracht werden. In den Jahren 2010, 2012 und 2013 wurde die Art dagegen von KRUMBIEGEL (2013) im Westteil des Gebietes wieder nachgewiesen. 
Die artenreich ausgebildeten Fuhnewiesen sind dem FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (ca. 13 ha) zuzuordnen. Neben Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) kennzeichnen Arten wie Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea), Wiesen-Labkraut (Galium album), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre) und Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) diese Bestände. Als seltenere Spezies können Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) und Kanten-Lauch (Allium angulosum) hervorgehoben werden.
Sehr kleinflächig treten Reste des FFH-LRT 6410 Pfeifengraswiesen (ca. 0,2 ha) auf und werden durch Arten feuchter und nährstoffärmerer Standorte charakterisiert. So kommen neben dem Pfeifengras (Molinia cearulea) auch Zweizeilige, Hirse- und Wiesen-Segge (Carex disticha, C. paniceae, C. nigra), Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Zittergras (Briza media), Gemeine Hainsimse (Luzula campestris), Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), Großer Wiesenknopf (Sanguiosorba officinalis), Silau (Silaum silaus) und Teufelsabbiss (Succisa pratensis) vor. Als Feuchtigkeit liebende Arten gelten Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und Sumpf-Pippau (Crepis paludosa). Stumpfblütige Binse (Juncus subnodulosus) und Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) weisen auf örtlichen Kalkeinfluss hin.
Der Gemeine Wasserdost (Eupatorium cannabinum) baut Bestände des FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (ca. 1,5 ha) auf. In ihnen siedeln auch Arten feuchter, stickstoffreicher Standorte, wie Giersch (Aegopodium podagraria), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Zaun-Winde (Calystegia sepium), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) und Hopfen (Humulus lupulus).

Auf den feuchten Standorten kommt der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (ca. 18 ha) vor. Die Baumschicht dominieren Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Moor-Birke (Betula pubescens) und Gewöhnliche Traubenkirsche (Padus avium). Giersch (Aegopodium podagraria), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Wasser-Minze (Mentha aquatica), Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana) prägen die Krautschicht. Hinzu treten Maiglöckchen (Convallaria majalis) und Großes Zweiblatt (Listera ovata).

Fauna

Im Gebiet wurde im Jahre 2005 der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) in einer größeren Population festgestellt. Durch Grünlandmahd zum falschen Zeitpunkt im Jahre 2007 und in den Folgejahren muss jedoch mit einem Aussterben dieser lokalen Population gerechnet werden. Im Erlen-Eschen-Wald des Gebietes lebt die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior).

Literatur: 183, 203, 264

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten


weitere Quellen:

Krumbiegel, A. (2013): Erstellung des Grunddatensatzes Naturschutz im Rahmen der Berichtspflichten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union. Monitoring von FFH-Pflanzenarten in Sachsen-Anhalt 2013-2014. Auftraggeber: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 63 Seiten

Links / Dokumente

zum Anfang der Seite