Zeitzer Forst (FFH0156)

Habitat der Großen Moosjungfer im Zeitzer Forst © Dr. Matthias Jentzsch (LAU)Habitat der Großen Moosjungfer im Zeitzer Forst © Dr. Matthias Jentzsch (LAU)

Größe [ha]: 1.718
Landkreise und kreisfreie Städte: Burgenlandkreis
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst

Gebietsbeschreibung

Das großflächige Waldgebiet des Zeitzer Forstes im „Zeitzer Buntsandsteinplateau“ liegt südwestlich von Zeitz und östlich der Weißen Elster. Im hügeligen Gebiet wird der geologische Untergrund von Mittlerem Buntsandstein gebildet, der östlich davon von Unterem Buntsandstein abgelöst wird. Das Gestein wird flächig von Löss überdeckt. Große Teile dieses FFH-Gebietes gehören zum militärischen Standortübungsplatz Zeitz.

Lebensraumtypen und Flora

Erhebliche Flächen des Waldgebietes werden von Buchenwaldgesellschaften eingenommen, die überwiegend dem FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (ca. 500 ha) zugeordnet werden können. Bemerkenswerte Arten in der Bodenvegetation sind hier u. a. Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis) und Weißes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium). Im Rauschebachtal sind plenterartig aufgebaute Bestände mit mächtigen Altbuchen als wertvolle faunistische Habitatrequisiten erhalten geblieben. Der FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (ca. 10 ha) hingegen ist auf Grund der überwiegenden Lössüberdeckung im Gebiet nur sehr kleinflächig ausgeprägt. In der Feldschicht treten Schlängel- und Rasen-Schmiele (Deschampsia flexuosa, D. cespitosa), Schmalblättrige Hainsimse (Luzula luzuloides), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) und Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) auf.
Auf nicht vom Grundwasser beeinflussten Standorten ist der FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (ca. 100 ha) entwickelt, der jedoch auf dem überwiegenden Teil der Flächen als Ersatzgesellschaft der Buchenwälder zu betrachten ist. Wald-Labkraut (Galium sylvaticum), Einblütiges Perlgras (Melica uniflora), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Wald-Flattergras (Milium effusum) und Echte Sternmiere (Stellaria holostea) sind typische Arten in der Bodenvegetation. Der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (ca. 4 ha) besiedelt grundwassernahe Standorte, vorzugsweise in den Bachtälern. Es sind Bestände aus Stiel-Eiche (Quercus robur), denen Rotbuche (Fagus sylvatica) und Hainbuche (Carpinus betulus) beigemischt sind. Charakteristische Arten der Feldschicht sind Zittergras-Segge (Carex brizoides), Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Echte Sternmiere.
Entlang der Bachläufe tritt der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (ca. 10 ha) kleinflächig auf. Häufig werden auch sicker- oder quellnasse Standorte einbezogen. Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Stiel-Eiche bauen diese Bestände auf. In der Feldschicht erscheinen als charakteristische Arten u. a. Wald-Simse (Scirpus sylvaticus), Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), Einbeere (Paris quadrifolia), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa) und Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum).

Von außerordentlich hohem naturschutzfachlichem Wert ist eine Kalksinterquelle, die dem FFH-LRT 7220* Kalktuff-Quellen (0,1 ha) zugeordnet werden kann. Sie stellt wahrscheinlich die landesweit beste Ausprägung dieses seltenen LRT dar.

Auf den ehemals sowie auch aktuell militärisch genutzten Flächen nimmt der FFH-LRT 4030 Trockene Heiden (ca. 50 ha) größere Bereiche ein. In diesen kommen als charakteristische Arten neben der prägenden Besenheide (Calluna vulgaris) auch Pillen-Segge (Carex pilulifera), Dreizahn (Danthonia decumbens), Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) und Deutscher Ginster (Genista germanica) vor. Nachgewiesen werden konnte das Vorkommen des FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (6 ha) und des FFH-LRT 6410 Pfeifengraswiesen (5 ha). Die mesophilen Wiesen repräsentiert die Glatthafer-Gesellschaft mit Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Scharfem Hahnenfuß (Ranunculus acris) und Wiesen-Glockenblume (Campanula patula). Floristisch bemerkenswert sind die Vorkommen von Großer Händelwurz (Gymnadenia conopsea) und Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), während die ehemals individuenreiche Population des Kleinen Knabenkrautes (Orchis morio) wahrscheinlich erloschen ist. In der von Pfeifengras (Molinia caerulea) beherrschten Streuwiese wachsen mit Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Kümmel-Silge (Selinum carvifolium), Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) und Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) typische Arten. An den Ufern von Fließgewässer und an Waldrändern tritt der FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (ca. 10 ha) auf.

In anthropogen entstandenen Kleingewässern ist der FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (0,5 ha) in Minimalausbildung entwickelt, der durch Vorkommen von Kleiner Wasserlinse (Lemna minor), Vielwurzliger Teichlinse (Spirodela polyrhiza) und Schwimmendem Laichkraut (Potamogeton natans) geprägt wird.

Fauna

In geeigneten Lebensräumen des Gebietes kommt die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) vor.
Zur Fledermausfauna gehören die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), von der Wochenstubengesellschaften im Gebiet nachgewiesen werden konnten, außerdem Großes Mausohr, Nymphen-, Bechstein-, Brandt-, Rauhaut- und Mückenfledermaus (Myotis myotis, M. alcathoe, M. bechsteinii, M. brandtii, Pipistrellus nathusii, P. pygmaeus).

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) bewohnt vielerorts die trockenen Bereiche des Waldgebietes und auch die Kreuzotter (Vipera berus) gehört zu den charakteristischen Arten.

Infolge der Strukturdiversität des Zeitzer Forstes finden verschiedene Lurcharten zusagenden Lebensraum. Vom Laubfrosch (Hyla arborea) gibt es hier die südlichsten Vorkommen in Sachsen-Anhalt. Auch der Kammmolch (Triturus cristatus) findet in den Bachtälchen im Grenzgebiet zu Thüringen geeignete Lebensbedingungen. Gleiches gilt für die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus).

Die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) wurde im Jahr 2000 u. a. an den Forstteichen im Rauschebachtal gefunden. Bei Erfassungen im Jahr 2006 konnte die Art nicht bestätigt werden. Vom Eremit (Osmoderma eremita) sind ein Totfund aus dem Jahr 1987 sowie eine Sichtbeobachtung aus dem Jahr 2001 bekannt. Auch für den Heldbock (Cerambyx cerdo) liegen nur Altnachweise vor und aktuell wurde im Gebiet kein Brutbaum festgestellt. Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) wird seit 1980 vereinzelt, aber regelmäßig nachgewiesen (zuletzt im Juli 2011, Herrmann).

Im EU SPA kommen verschiedene wertgebende Brutvögel vor. Die Offenflächen und Gehölzsukzessionsstadien werden durch Neuntöter (Lanius collurio), Heidelerche (Lullula arborea) und Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), aber auch Wiesenpieper (Anthus pratensis) sowie Grauammer (Emberiza calandra) besiedelt. In den Waldbeständen mit Eichen-Anteilen brüten Grau- und Mittelspecht (Picus canus, Dendrocopos medius) und in lichten Birkenbeständen und Waldrandbereichen findet der Wendehals (Jynx torquilla) geeignete Bruthabitate.

Literatur: 264, 291, 365, 507

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

Hauptteil (N2000-LVO LSA)

Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen

Auf den Flächen des Standortübungsplatzes Gera gilt die Vereinbarung über den Schutz von Natur und Landschaft auf militärisch genutzten Flächen des Bundes (Vereinbarungsgebiete).
Ministerialblatt LSA 2011, Nr. 38

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte sowie den Managementplan des Gebietes finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

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