Glücksburger Heide (NSG0196)

Naturschutzgebiet "Glücksburger Heide" © Doreen GuniaNaturschutzgebiet "Glücksburger Heide" © Doreen Gunia

Größe [ha]: 2.781
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg
Verordnung vom:13. Oktober 2011

Gebietsbeschreibung

Das Naturschutzgebiet liegt im Osten Sachsen-Anhalts nördlich der Stadt Jessen (Elster) zwischen deren Ortsteilen Mügeln, Leipa, Seyda und Morxdorf und befindet sich in der Landschaftseinheit „Südliches Fläming-Hügelland“. Im Norden grenzt es an die Landesgrenze zu Brandenburg. Die östliche Grenze des Naturschutzgebietes verläuft vom Russenwinkel nahe der Kiesgrube durch ein Waldgebiet nach Süden, schließt die ehemalige Funkstation ein und biegt am Lindwerdschen Winkel nach Westen. Weiter folgt die Grenze dem Radwanderweg „Um die Glücksburger Heide“ bis dieser kurz vor Leipa nach Norden abbiegt. Die Grenze biegt nun ebenfalls nach Norden, quert die „Marcolinischen Wiesen“, die Dahmsche Straße und schließt dann an den nördlichen Teil der Grenze an. Das ehemalige Waldgebiet wurde jahrzehntelang militärisch genutzt. Rodungen, Brände und der Übungsbetrieb führten zur Zurückdrängung des Waldes. Es entstand eine artenreiche, offene Landschaft mit Heiden, Sandtrockenrasen und vegetationsfreien Flächen, die von teilweise naturnahen Wäldern nach außen abgeschirmt wird. Seit der Aufgabe der militärischen Nutzung im Jahr 1990 unterlagen große Teile der naturschutzfachlich wertvollen Heidekomplexe der natürlichen Sukzession. In den vergangenen Jahren entwickelten sich auf den ehemals offenen Flächen an vielen Stellen Pionierwälder. Im westlichen Teil des Gebietes befinden sich die „Marcolinischen Wiesen“ - ein Komplex aus feuchten bis frischen Grünlandflächen, Seggenriedern und einem Erlenbruch. Weiterhin befinden sich im Gebiet einige Kleingewässer. Das Naturschutzgebiet ist Lebensraum für zahlreiche an Heiden, Sandtrockenrasen, feuchte Lebensräume beziehungsweise Wälder gebundene Tier- und Pflanzenarten.

Geologische Beschaffenheit

Die Relief- und Bodenverhältnisse der Glücksburger Heide wurden wesentlich in der Saale- und Weichsel‑Eiszeit gestaltet, wobei insbesondere die periglaziale Überformung mit ihren äolischen Prozessen gebietsprägend war. Der zentrale Teil des Gebietes befindet sich auf einer Sanderfläche, die in teilweise mächtigen Schichten die ältere Grundmoräne bedeckt. Die Ablagerungen bestehen hauptsächlich aus geschichteten Sanden. Lehm- und Tonanteile erreichen selten mehr als 10 %, nehmen aber von Süden nach Norden deutlich zu.
Das weitgehend ebene Relief der Glücksburger Heide steigt im NSG in Nord-Süd-Richtung von 80 auf 90 m ü. NN an. Die tiefstgelegenen Bereiche der "Marcolinischen Wiesen" an der Westgrenze des NSG erreichen nur 77,5 m ü. NN. Aufgrund der mächtigen durchlässigen Sandschichten besitzt die Glücksburger Heide eine hohe Grundwasserneubildungsrate mit weitreichender Wirkung auf die Umgebung. Das Gebiet wird mit Ausnahme der Marcolinischen Wiesen jedoch als grundwasserfern eingestuft.

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Schutzziel

Erhalt und Sicherung des großflächigen, unzersiedelten, von Offenlandbereichen und ausgedehnten Waldungen geprägten Landschaftsraumes mit der zum Teil durch den militärischen Übungsbetrieb geförderten Vielfalt an Arten und Biotopen; insbesondere Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung von Heideflächen und verschiedenen Stadien der Gehölzsukzession und Waldlebensräumen, auch zur Förderung von gebietstypischen Arten wie bspw. Ziegenmelker, Mopsfledermaus und Schlingnatter.

Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen

Die Vergrasung und Verbuschung der Heiden und Trockenrasen ist in der Glücksburger Heide teilweise schon weit vorangeschritten. Auch die Silbergrasfluren sind durch aufkommende Gehölze bedroht. Zum Schutz der auf das Vorhandensein der Offenlandbiotoptypen angewiesenen Arten ist es deshalb notwendig, durch Nutzung oder Pflege wertvolle Teilbereiche gezielt freizuhalten. Solitärgehölze sowie Gehölzgruppen können dabei erhalten bleiben.
Die starke Entwässerung und Euthrophierung sowie die Nutzungsaufgabe im Gebiet der „Marcolinischen Wiesen“ führten zur Herausbildung großflächiger landreitgrasdominierter Vegetationsbestände. Hier könnte durch eine großräumige Wiedervernässung der Wiesen und extensive Mahd oder Beweidung der Zustand der Flächen verbessert werden.
Die in der NSG-Verordnung festgelegten Entwicklungsziele für die Überführung nicht naturnaher Forste in einen der potentiell natürlichen Vegetation nahekommenden Wald ist durch Umbaumaßnahmen und das Zulassen der natürlichen Sukzession umsetzbar.
Im NSG sind ca. 360 ha als Prozessschutzflächen der ungestörten natürlichen Entwicklung vorbehalten. Es beinhaltet das Vogelschutz- und FFH-Gebiet (F86/S22) „Glücksburger Heide“ und ist Bestandteil des kohärenten europäischen ökologischen Netzes besonderer Schutzgebiete mit der Bezeichnung „Natura 2000“.

Links / Dokumente:

Verordnung vom 13.10.2011 (Amtsbl. d. Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt – 11/2011 v. 15.11.2011)

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