Luppeaue bei Horburg und Zweimen
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Größe [ha]:379,00
Landkreise und kreisfreie Städte:Saalekreis
Verordnung vom12. April 2002
Gebietsbeschreibung
Der Auenkomplex zwischen Zweimen und Maßlau stellt heute den am wenigsten beeinträchtigten Teil der durch Braunkohlenbergbau schwer geschädigten Elster-Luppe-Aue zwischen der Landesgrenze und Merseburg dar.
Nachdem sich der Grundwasserspiegel nach Flutung des ehemaligen Tagebaus wieder zu einem gewissen Stand normalisiert hat, bestehen immer noch Beeinträchtigungen dadurch, dass die das Gebiet durchfließende Luppe flussaufwärts überwiegend abgeschnitten ist. Nördlich, südlich und westlich des Hartholzauenwaldes sind Feuchtwiesen erhalten, auf denen eine Vielzahl gefährdeter Pflanzenarten vorkommt.
Flora
Von besonderer Bedeutung sind die großen Bestände des Eichen-Ulmen-Eschen-Auenwaldes. Bemerkenswert ist, dass sich ein kleiner Restbestand vitaler Feldulmen erhalten konnte, während andernorts in Sachsen-Anhalt Altbäume dieser Art infolge des Ulmensterbens längst verschwunden sind. Gleichfalls ist das hohe Alter vieler Stieleichen hervorzuheben. In diesen Wäldern befinden sich einige der ältesten und mächtigsten Bäume der Elster-Luppe-Aue. Beeindruckend ist in jedem Frühjahr die Vielfalt an hier vorkommenden Geophyten, einschließlich der Massenvorkommen des Bärlauches.
Trockenere Bereiche der Wälder um Horburg und Dölkau gehören zum Eichen-Hainbuchen-Wald. Mit der Ausweisung des NSG wurden besonders wertvolle waldbestockte Bereiche im Landeswald gänzlich aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen, um dort eine weitgehend ungestörte Waldentwicklung zuzulassen und beruhigte Rückzugsorte für zahlreiche auentypischen Tier- und Pflanzenarten zu sichern.
An verschiedenen Gewässern sind Weidengebüsche ausgebildet. Von Bedeutung ist der naturnahe Verlauf der Luppe, die im Gebiet noch frei mäandrieren kann. Allerdings ist der Durchfluss seit längerem auf die geringen, der Aue von Süden zufließenden Bäche beschränkt, weil das Luppewasser am Sperrbauwerk in Kleinliebenau (Sachsen) zur Weißen Elster umgeleitet wird.
Neben den Waldgesellschaften sind im NSG auch feuchte Hochstaudenfluren, magere, artenreiche und mit typischen Kopfbaumgruppen durchsetzte Flachlandmähwiesen sowie die Uferkomplexe stehender und fließender Gewässer wertvoll. Reste der ursprünglich weit verbreiteten und durch extensive Nutzung entstandenen Glatthafer- und Fuchsschwanzwiesen, Brenndolden-Rasenschmielen-Wiesen, Kohldistel- und Silau-Wiesen beherbergen noch heute eine Vielfalt an seltenen und gefährdeten Pflanzen. Charakteristische Vertreter der Auenwiesen sind die Färberscharte, der Teufelsabbiss, die Herbstzeitlose, die Knollen-Kratzdistel, die Sumpf-Platterbse und der Wiesenknöterich sowie salzholde Pflanzen wie der Erdbeer-Klee.
Fauna
Das NSG ist Reproduktionsgebiet zahlreicher Brutvogelarten. Hierzu zählen u.a. Schwarz- und Rotmilan, Wespenbussard, Rohrweihe, Tüpfelsumpfhuhn, Eisvogel, Schwarzspecht und Neuntöter. Eine Besonderheit stellt das Vorkommen des Mittelspechtes dar, der wie kein anderer Vogel auf das Vorhandensein alter, teilweise absterbender Eichen angewiesen ist.
Auch andere Wirbeltiergruppen weisen eine Reihe bestandsgefährdeter Arten auf, die insbesondere auf den hohen Altholzanteil und eine hohe Lebensraumvielfalt angewiesen sind. Hierzu zählen baumhöhlenbewohnende Fledermausarten, z. B. das individuenreiche Vorkommen des Großen Abendseglers. Die enge Verzahnung des NSG mit dörflichen Strukturen wird durch die Existenz von Wochenstuben der Wasserfledermaus verdeutlicht. Nachweise von Hermelin, Mauswiesel und Feldhase unterstreichen den Wert des Auenkomplexes. Äußerst artenreich präsentiert sich auch die Kleinsäugerzönose mit bestandsbedrohten Arten wie Kleinäugiger Wühlmaus sowie Feld- und Zwergspitzmaus.
Die zahlreichen Gewässertypen beherbergen zahlreiche Amphibien. Aktuelle Nachweise existieren von Kammmolch, Knoblauch- und Wechselkröte, Moor- und Grasfrosch. Überregional bedeutend ist die Population des Laubfrosches.
Hinzu kommt eine artenreiche Molluskenfauna an den Stand- und Fließgewässern. Neben Riementeller-, Ohrschlamm- und Spitzer Sumpfdeckelschnecke treten beide Teichmuschelarten auf. Von besonderer Bedeutung sind die verbliebenen Vorkommen des inzwischen landesweit auf die Elster-Luppe-Aue beschränkten Eschen-Scheckenfalters.
Schutzziel
Erhalt, Wiederherstellung und Entwicklung dieses naturnah ausgeprägten Abschnitts der Elster-Luppe-Aue mit großen und wertvollen Hartholzauewäldern sowie feuchten Eichen-Hainbuchenwäldern; Schutz des hier noch frei mäandrierenden Fließgewässersystems der Luppe. Erhalt des naturräumlichen Potenzials für die Wiederbesiedlung der infolge Grundwasserwiederanstieges nach Einstellung der Braunkohleförderung revitalisierten Auenlandschaft
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Das heutige NSG wurde in der Vergangenheit erheblich durch den Braunkohlenbergbau, insbesondere der damit verbundenen Grundwasserabsenkung, geschädigt. Mit der abgeschlossenen Flutung des ehemaligen Tagebaus Merseburg-Ost hat ein Prozess der Wiedervernässung der Aue stattgefunden, der allerdings durch die sehr geringe Wasserführung der Luppe seine Grenzen findet. Bei dieser wird flussaufwärts das Wasser der Weißen Elster zugeleitet; lediglich von Süden kommende kleinere Zuflüsse speisen die Luppe.
Die Überschwemmungen der Aue bleiben deshalb weiterhin aus.
Gefährdungen der wertvollen Grünlandstrukturen ergeben sich sowohl aus Nutzungsaufgabe als auch Übernutzung durch die Landwirtschaft. Die ökologische Wertigkeit der Wälder wird vor allem durch das Einbringen auenfremder Gehölze und das Einschlagen von Höhlenbäumen gemindert. Im Nordteil des NSG wurden ausgedehnte Erstaufforstungen auf vormaligem Ackerland vorgenommen.
Die illegale Verfüllung von Altarmen und Weihern mit Müll und Bauschutt beeinträchtigte in der Vergangenheit das Gebiet. Das NSG liegt teilweise im EU SPA "Saale-Elster-Aue südlich Halle" und im FFH-Gebiet "Elster-Luppe-Aue".
Links / Dokumente:
Verordnung vom 12.04.2002 (Amtsbl. f. d. Reg.-Bez. Halle. - 11(2002)4 v.25.04.2002)