Neue Göhle und Trockenrasen nördlich Freyburg (FFH0149)

Beweidung mit Schafen bei Schleberoda © Myotis - Büro für LandschaftsökologieBeweidung mit Schafen bei Schleberoda © Myotis - Büro für Landschaftsökologie

Größe [ha]: 84
Landkreise und kreisfreie Städte: Burgenlandkreis
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Unstruttal

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt nördlich von Freyburg und schließt den südlichen Bereich des Waldgebietes der Neuen Göhle ein. Es erfasst den Südrand der „Querfurter Platte“, die hier in die Zeuchfelder Talung übergeht. Diese stellt ein frühpleistozänes Trockental der Unstrut dar. Das Mikrorelief ist gekennzeichnet durch Hohlformen, die von ehemaligen Kalksteinbrüchen herrühren. Die waldoffenen Bereiche waren früher Weinberge, von denen an der Oberhangkante noch Trockenmauern erhalten sind, und wurden nachfolgend als Schaftrift genutzt, so dass sich Trockenrasen ausbilden konnten. Auf dem Plateau stockt Wald. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Neue Göhle (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Die vorherrschende Waldgesellschaft in der Neuen Göhle ist der FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (42 ha). Seine obere Baumschicht bauen vor allem Trauben-Eiche (Quercus petraea), Hainbuche (Carpinus betulus), Winter-Linde (Tilia cordata) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) auf. Im Unterstand erscheinen u. a. Feld-Ahorn (Acer campestre), Elsbeere (Sorbus torminalis), Wild-Apfel (Malus sylvestris) und Berg-Ulme (Ulmus glabra). Die Strauchschicht bilden Kornelkirsche (Cornus mas), Wolliger Schneeball (Viburnum lantana), Eingriffliger und Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna, C. oxyacantha), Hasel (Corylus avellana) und Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus). Den ausgeprägten Frühjahrsaspekt prägen Buschwindröschen und Gelbes Windröschen (Anemone nemorosa, A. ranunculoides), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Wald- und Wunderveilchen (Viola reichenbachiana, V. mirabilis), Haselwurz (Asarum europaeum), Türkenbund-Lilie (Lilium martagon), Frühlings- und Schwarze Platterbse (Lathyrus vernus, L. niger), Wiesen-Primel (Primula veris) und Sanikel (Sanicula europaea). Im Sommer dominieren Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Wald-Knaulgras (Dactylis polygama), Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Verschiedenblättriger Schwingel (Festuca heterophylla), Nickendes und Buntes Perlgras (Melica nutans, M. picta), Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) sowie Breitblättrige und Nesselblättrige Glockenblume (Campanula latifolia, C. trachelium).
Zu den xerothermen Eichenwäldern leiten die Vorkommen von Purpurblauem Steinsame (Buglossoides purpurocaerulea) und Weißem Fingerkraut (Potentilla alba) über. In Beständen mit oberflächlich versauerten Lössböden erscheinen Schmalblättrige und Behaarte Hainsimse (Luzula luzuloides, L. pilosa) und Schattenblümchen (Maianthemum bifolium). Weiterhin ist ein Bestand des FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (3 ha) ausgebildet, in dessen Baumschicht die Rotbuche (Fagus sylvatica) neben Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Hainbuche (Carpinus betulus) vorherrscht. Die Zusammensetzung der Feldschicht ist auf Grund der stärkeren Ausschattung artenärmer als im Eichen-Hainbuchen-Wald, entspricht diesem aber grundsätzlich. Kleinflächig treten auch Bestände des FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangmischwälder (2 ha) auf. An einem Sekundärstandort siedelt ein sehr kleiner Bestand des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) als Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie.

Die noch offenen Hangbereiche werden von artenreichen Trockenrasen und Steppenrasen eingenommen, die bereits Übergänge zu den xerothermen Säumen zeigen. Flächige Bestände weist der FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (12 ha) auf. In diesen treten neben den Gräsern Furchen-Schwingel (Festuca rupicola), Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum), Aufrechte Trespe (Bromus erectus) und Zittergras (Briza media) u. a. Skabiosen- und Rispen-Flockenblume (Centaurea scabiosa, C. stoebe), Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Frühlings-Fingerkraut (Potentilla tabernaemontani), Wiesen-Primel (Primula veris), Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), Wundklee (Anthyllis vulneraria) und Gemeines Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) auf. Übergänge zu Blaugras-Trockenrasen werden von den Vorkommen von Astloser und Ästiger Graslilie (Anthericum liliago, A. ramosum), Aufrechtem Ziest (Stachys recta), Frühblühendem Thymian (Thymus praecox) und Echtem Gamander (Teucrium chamaedrys) ausgewiesen. Von den Orchideen siedeln in den Beständen Purpur- und Helm-Knabenkraut (Orchis purpurea, O. militaris), Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), Bleiches Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) und Rotbrauner Sitter (Epipactis atrorubens). Hervorzuheben ist ebenso das Vorkommen der Nacktstengel-Schwertlilie (Iris aphylla).
Daneben kommen kleinflächig Bestände des FFH-LRT 6240* Steppen-Trockenrasen (0,1 ha) vor. Diese weisen als charakteristische Arten Grauscheidiges Federgras (Stipa pennata), Walliser Schwingel (Festuca valesiaca), Erd-Segge (Carex humilis), Graues Sonnenröschen (Helianthemum canum), Sand-Fingerkraut (Potentilla incana) und Gelbe Scabiose (Scabiosa ochroleuca) auf.

Auf Streuobstwiesen ist der FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (2 ha) als Salbei-Glatthafer-Wiese ausgebildet. Hier wachsen neben anderen Arten Wilde Möhre (Daucus carota), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Wiesen-Labkraut (Galium album) oder Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense).

Fauna

Das Gebiet hat als Sommerlebensraum, in viel stärkerem Maß jedoch als Winterquartiergebiet, große Bedeutung für Fledermäuse. Die Waldbereiche werden von Mops- und Bechsteinfledermaus sowie Großem Mausohr (Barbastella barbastellus, Myotis bechsteinii, M. myotis) zur Nahrungssuche frequentiert. Die Kalkstollen des zum Gebiet gehörigen Galgenbergs sind das derzeit bedeutendste Winterquartier der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) in Sachsen-Anhalt. Im Winter 2008/09 wurden ca. 180 überwinternde Tiere gezählt, 2011/12 waren es über 300 (B. Ohlendorf, mdl. Mitt.).

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Laubwaldbestände mit offenen, trockenen Bereichen und die Trockenrasen der Zauneidechsen (Lacerta agilis) geeignete Lebensbedingungen bieten. Auch das Vorkommen der Schlingnatter (Coronella austriaca) darf auf Grund des guten Habitatangebots in der Neuen Göhle und der Verbreitung der Art im Unstrutgebiet vermutet werden.

Nachweise des Hirschkäfers (Lucanus cervus) sind seit 1995 bekannt. Es ist von einem kleinen Vorkommen im Gebiet auszugehen. Trotz fehlender regelmäßiger Nachweise aus den letzten Jahren kann davon ausgegangen werden, dass ein stabiles Vorkommen der Art im Gebiet existiert.

Literatur: 8, 207, 212, 264, 352

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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