Untere Schwarze Elster (FFH0071)

Knotiges Laichkraut in der Schwarzen Elster © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbHKnotiges Laichkraut in der Schwarzen Elster © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH

Größe [ha]: 525
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Jessen (Elster); Einheitsgemeinde Stadt Zahna-Elster

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet umfasst die Überflutungsaue am Unterlauf der Schwarzen Elster zwischen Jessen und der Mündung in die Elbe in der Landschaft der „Annaburger Heide und Schwarze-Elster-Tal“. Die rezenten Auen sind hier relativ breit und werden durch den Hochwasserrückstau der Elbe geprägt. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Untere Schwarze Elster (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

In der Schwarzen Elster hat sich mit der Verbesserung der Wasserqualität seit den 1990er Jahren eine reiche Wasservegetation entwickelt, so dass der gesamte Unterlauf dem FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (27 ha) zuzuordnen ist. Hervorzuheben ist insbesondere das Vorkommen des Alpen- und des Knotigen Laichkrautes (Potamogeton alpinus, P. nodosus). Altwässer und Kolke mit einer artenreichen Wasservegetation gehören dem FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (20 ha) an. Die Stillgewässer sind durch ausgedehnte Teichrosenbestände, aber auch durch die Vorkommen seltener Arten, wie Seekanne (Nymphoides peltata), Krebsschere (Stratiotes aloides), Wassernuss (Trapa natans), Wasserfeder (Hottonia palustris), Glänzendem und Stumpfblättrigem Laichkraut (Potamogeton lucens, P. obtusifolius), gekennzeichnet.

Hochstaudenfluren
des FFH-LRT 6430 (7 ha) mit einer Reihe seltener Pflanzenarten, wie Langblättrigem Blauweiderich (Veronica maritima), Spießblättrigem Helmkraut (Scutellaria hastifolia), Sumpf-Greiskraut (Senecio paludosus) und Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris), kommen an den Ufern der Schwarzen Elster und ihren Altwässern vor. Die Grünländer des Deichvorlandes werden auf den schweren, wechselfeuchten Standorten von Beständen des FFH-LRT 6440 Brenndolden-Auenwiesen (34 ha) gebildet. Bemerkenswerte Arten sind Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Gottes-Gnadenkraut (Gratiola officinalis), Gräben-Veilchen (Viola stagnina); Goldschopf-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus), Rasen-Segge (Carex cespitosa) und Brenndolde (Cnidium dubium). Auf den frischen Auenstandorten wachsen hingegen artenärmere Labkraut-Fuchsschwanz-Wiesen. Sie sind zusammen mit den Glatthafer-Wiesen der Hochwasserschutzdeiche dem FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (33 ha) zuzuordnen.
Auf sandigen Kuppen sowie in trockenen Deichkronenbereichen kommen kleinflächige Sandrasen des FFH-LRT 6120* Kalkreiche Sandrasen (0,2 ha) vor. Als kennzeichnende Arten siedeln hier u. a. Zierliches Schillergras (Koeleria macrantha), Heide-Nelke (Dianthus deltoides) und Gewöhnlicher Thymian (Thymus pulegioides).

Wälder sind in der Auenlandschaft der Schwarzen Elster selten. Sie beschränken sich auf insuläre Weidengehölze aus Silber-Weide (Salix alba), Fahl-Weide (S. x rubens) und vereinzelt Schwarz-Pappel (Populus nigra), die dem FFH-LRT 91E0* Weichholzauenwälder (5 ha) angehören. Relikte des FFH-LRT 91F0 Hartholzauenwälder (6 ha) werden von der Stiel-Eiche (Quercus robur) beherrscht. Auf bodensauren Standorten stockt der FFH-LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen (ca. 4 ha).

Fauna

Für Säuger wie Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) stellt die Vielzahl verschiedener Gewässer neben der Schwarzen Elster ausgezeichnete Lebensräume dar. Sie eignen sich zudem gut als Jagdgebiet für verschiedene Fledermausarten. Vor allem auentypische Arten wie die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) und der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) sind hier anzutreffen. Daneben kommen aber auch Fransen- und Rauhautfledermaus (Myotis nattereri, Pipistrellus nathusii) vor.

Zauneidechsen (Lacerta agilis) leben in geringer Anzahl auf den Spülflächen und Elsterdeichen.

Moorfrosch (Rana arvalis), Knoblauch- (Pelobates fuscus), Kreuz- (Bufo calamita) und Wechselkröte (B. viridis) sowie Kammmolch (Triturus cristatus) wurden vereinzelt in kleineren Nebengewässern nachgewiesen.

Verschiedene ichthyofaunistische Erfassungen erbrachten Nachweise des Rapfens (Aspius aspius) in der Schwarzen Elster sowie regelmäßige Vorkommen des Bitterlings (Rhodeus amarus) in zahlreichen Altwässern. Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) und Bachneunauge (Lampetra planeri) wurden im Wiesenbach festgestellt (Fangstatistik LHW).
Von den Insekten ist das seit 1999 bekannte Vorkommen der Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) hervorzuheben. Weiterhin existieren Nachweise der Asiatischen Keiljungfer (Gomphus flavipes) und der Grünen Mosaikjungfer (Aeshna viridis). Der vom Aussterben bedrohte Schmalbindige Breitflügel-Tauchkäfer (Graphoderus bilineatus) wurde im letzten Jahrzehnt mehrfach im Bereich Gorsdorf nachgewiesen.

Das Gebiet als Teil des EU SPA besitzt eine herausragende Bedeutung für Brut- und Gastvögel, insbesondere als Vorkommensschwerpunkt von Löffel- und Knäkente (Anas clypeata, A. querquedula). Auch Kiebitz (Vanellus vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago) und Waldwasserläufer (Tringa ochropus) weisen zumindest bei günstigen hydrologischen Verhältnissen bemerkenswerte Brutbestände auf. Eine vergleichsweise hohe Uferdynamik der Gewässer bietet dem Eisvogel (Alcedo atthis) gute Habitatbedingungen. Während der Zugzeiten rasten zahlreiche Wat- und Wasservögel im Gebiet. Bei Vorhandensein von flach überstauten Grünländern erreichen Saat- und Blässgans (Anser fabalis, A. albifrons), Singschwan (Cygnus cygnus) und auch der Kampfläufer (Philomachus pugnax) bedeutende Rastbestände. 

Literatur: 12, 207, 212, 245, 264, 279, 326, 361, 391, 407, 413, 470, 473, 477, 483

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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