Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallianae

- LRT 7210* -

Beschreibung

Der Lebensraumtyp umfasst Verlandungssümpfe über Kalkmudde und kalkreiche Sumpfstandorte mit der Röhricht-Assoziation des Cladietum marisci im Verlandungsbereich kalkreicher mesotropher Stillgewässer (Uferröhricht) bzw. in Verlandungszonen kalkreicher Sicker- und Sumpfquellen (z.B. am Rand von Durchströmungsmooren) des Flachlandes. Die Binsen-Schneide (Cladium mariscus)-Bestände können an diesen primären Standorten mit natürlicherweise entsprechenden Standortbedingungen, daneben aber auch an Sekundärstandorten wie kalkreichen feuchten Grünlandbrachen, Abgrabungs- und Bergbaurestflächen sowie Torfstichen vorkommen. Aufgenommen als LRT 7210 werden aber nur die primären Vorkommen. Einzelpflanzen oder sehr schüttere Bestände gelten nicht als entsprechender Lebensraumtyp. Der Lebensraumtyp tritt häufig in Kontakt zu kalkreichen Niedermooren (Caricion davallianae, LRT 7230), sauren Niedermooren, feuchtem Extensivgrünland (Molinion), Röhrichten (Phragmition) und Großseggenrieden (Magnocaricion) auf. In Verlandungszonen besteht auch Kontakt zu Seerosengesellschaften (Nymphaeion albae) und Armleuchteralgenbeständen (Charion asperae).

Standort

Schneide-Riede sind an meist wasserzügige, dauerhaft sehr grundwassernahe Standorte mit hohem Karbonatgehalt und geringer Nährstoffversorgung (bei teilweise unterschiedlicher Begründung der Nährstofflimitierung) gebunden. Das Substrat ist meist tonig oder lehmig, nie sandig oder grobklastisch, wobei regelmäßig bei Akkumulation von organischem Material Übergänge zum LRT 7230 Kalkreiche Niedermoore auftreten. Die Standorte können natürlich entstanden sein. Daneben existieren auch Vorkommen des LRT an Sekundärstandorten (Abgrabungsrestflächen) mit adäquaten Standortbedingungen.

Vorkommen

Binsen-Schneide-Riede sind primär ahemerobe Biotope, die in der Naturlandschaft innerhalb der Verlandungszonierung kalkreicher mesotropher Stillgewässer vorkommen können. Die wenigen Vorkommen in Sachsen-Anhalt befinden sich aber an anthropogen bereits beeinflussten Standorten wie verlandenden Torfstichen, in Nassgrünlandbrachen usw. Ihre weitere Existenz hängt in erster Linie von der Erhaltung der hydrologischen und trophischen Verhältnisse ab. Zur Verhinderung einer Gehölzausbreitung ist eine gelegentliche Entbuschung oder Mahd/Beweidung erforderlich. Die dauerhafte Einbindung in eine regelmäßige Grünlandnutzung führt, auch ohne standörtliche Veränderung, aufgrund der Mahdempfindlickeit von Binsen-Schneide (Cladium mariscus) zur Zurückdrängung des LRT. In aller Regel werden aber durch die Mahd andere naturschutzfachlich hoch relevante Lebensgemeinschaften ermöglicht. Eine konventionelle Grünlandnutzung unter aktuell üblichen Bedingungen, verbunden mit Grundwasserabsenkung und regelmäßiger Düngung sowie einer jährlich mindestens zweimaligen Nutzung, zerstört diesen LRT.

Pflege/Schutz

Zur Erhaltung von Schneide-Röhrichten muss die Beibehaltung des hohen Grundwasserstandes und des niedrigen trophischen Niveaus der Standorte durch naturschutzrechtliche Maßnahmen gesichert werden. Managementmaßnahmen sind die Aussparung von Schneide-Ried-Flächen bei der alljährlichen Mahd (z.B. im NSG Hammelwiese), eine Wiederanhebung des Grundwasserstandes, ein Zurückdrängen der Gehölzsukzession (NSG Vogtei) und eventuell die Einführung einer nicht alljährlichen sommerlichen Mahd mit Entfernung des Mähgutes, obwohl dafür keine landwirtschaftliche Verwendung besteht. Eine Beweidung, die aus Gründen der Bodennässe und -tragfähigkeit sowie der Tierhygiene aber kaum in Frage kommt, würde der Binsen-Schneide selektive Vorteile bringen. Mit Robustrassen von Schafen oder kleinrahmigen Rindern ist diese eventuell möglich. Eine Zerstörung der Vegetationsdecke durch Schwarzwild sollte nicht unterbunden werden, da Offenstandorte die Ausbreitung der Binsen-Schneide fördern können.

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Literatur:

80, 89, 151, 232, 242, 287, 299

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.

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