Mitteleuropäische Flechten-Kiefernwälder

- LRT 91T0 -

Flechten-Kiefernwald im Kalbescher Werder bei Vienau © Werner NeefFlechten-Kiefernwald im Kalbescher Werder bei Vienau © Werner Neef

Beschreibung

Dieser artenarme Lebensraumtyp erhält durch die absolute Vorherrschaft der Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) in der Baumschicht sowie einen hohen Deckungsgrad an Strauchflechten in der Feldschicht seine Prägung. Bedingt durch die Nähe der westlichen Arealgrenze von Pinus sylvestris klingt auch das natürliche Verbreitungsgebiet der Flechten-Kiefernwälder in Sachsen-Anhalt aus. Im Norddeutschen Tiefland sind Flechten-Kiefernwälder auf nährstoffarmen bis extrem nährstoffarmen, bodensauren, trockenen Sanden, oft stark verhagerten Standorten anzutreffen. Die Physiognomie des LRT wird durch das Vorkommen von Flechten in Verbindung mit einer geringen Deckung der Gefäßpflanzen in der Krautschicht bestimmt.

Standort

Das Vorkommen von Flechten-Kiefernwäldern in Sachsen-Anhalt ist auf arme, saure Sandstandorte des Pleistozäns sowie des nördlichen Harzvorlandes (z.B. Talsandterassen, Sanderflächen, Dünen des Binnenlandes) beschränkt. Der angespannte Wasserhaushalt der Standorte, bedingt durch fehlenden Grundwassereinfluss sowie geringes Wasserhaltevermögen der Sande, wird durch die Lage überwiegend in subkontinentalen Bereichen verschärft. Die Böden auf den lockeren, humusarmen Feinsanden sind als Sand-Podsole und vorrangig als Ranker ausgebildet. Eine nur geringmächtige Humusauflage hat sich als Mager-Rohhumus auf diesen sonnig-lufttrockenen Sand-Standorten entwickeln können. Auch weitgehend humusfreie Rohböden (Syroseme) werden besiedelt.

Vorkommen

Trockenheit und Nährstoffarmut sind die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Existenz der Flechten-Kiefernwälder. Es sind sehr empfindliche Lebensräume, welche von großer ökologischer Bedeutung sind. Nach Einstellung der historischen, zur Aushagerung führenden Nutzungsformen regenerieren die Standorte allmählich. Mit der Verbesserung der Humusform schwinden die Existenzmöglichkeiten der Strauchflechten. Auf natürlichen Extremstandorten führen athmogene Stoffeinträge zur Eutrophierung und damit ebenfalls zu Veränderungen des Humuszustandes. Diese Faktoren bewirken einen bereits seit mehreren Jahrzehnten anhaltenden Rückgang dieses Lebensraumtyps, der heute sehr selten und stark gefährdet ist. Unter geeigneten Standortverhältnissen kann auf ehemaligen Sandabbauflächen durch Zulassung der Sukzession die Neuentstehung dieses LRT gefördert werden.

Pflege/Schutz

Eine dauerhafte Erhaltung an den natürlichen Standorten ist nur über eine Reduzierung der eutrophierenden Immissionen möglich. Durch Einrichtung von Pufferzonen zu landwirtschaftlichen Nutzflächen können Stoffeinträge gegebenenfalls vermindert werden. Durch Simulierung der humuszehrenden Nutzungsformen (z.B. kleinflächige Streunutzung) auf Einzelflächen kann ein aktiver Nährstoffentzug Erfolg versprechend sein. Eine Reduzierung des Kronenschlusses ist entscheidend, da dies u.a. einen verbesserten Lichtgenuss für das Flechtenwachstum bewirkt. Auf Grund der Ertragsschwäche der Standorte und dem daraus resultierenden langsamen Waldwachstum sind forstliche Eingriffe nur in größeren Zeitintervallen erforderlich. Eine Bewirtschaftung im Kahlschlagsbetrieb wirkt sich durch Befahrung, Anhäufung von Biomasse in Form von Schlagreisig sowie Bodenbearbeitung zur Wiederaufforstung negativ aus und ist zu unterlassen. Schäden am Flechtenbewuchs sind zu vermeiden, insbesondere durch flächiges Befahren.

Charakteristische PflanzenartenTextfeld öffnenTextfeld öffnen

entnommen aus:

MEYSEL, F., BILLETOFT, B. & FRANK, D. (Stand 2015): 91T0 Mitteleuropäische Flechten-Kiefernwälder. www.lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/natura-2000/arten-und-lebenraumtypen/lrt-anhang-i-ffh-rl/. (Zugriff 08.01.2016).

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