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Beschreibung
Silikatfelskuppen mit Pioniervegetation, auf flachgründigen Felsstandorten und Felsgrus (Polytricho-Festucion pallentis) vorkommend, eingeschlossen sind auch Felsbandrasen sowie Silikatfelskuppen und -simse mit artenreichen Silikatflechtengesellschaften. Felsbandrasen auf basischem Gestein (Alysso sedion) werden im LRT 6110 gefasst. Der Verband Sedo-Scleranthion beinhaltet nur alpine Gesellschaften. Der Verband Sedo albi-Veronicion dillenii ist Bestandteil des Polytricho-Festucion pallentis.
Standort
Der LRT benötigt saure aber mineralkräftige Böden auf trockenwarmen Standorten. Vorkommen auf Silikatfelskuppen mit sich kleinflächig abwechselnden Standortverhältnissen, auf Felsstandorten, Felsgrus und flachgründigen Böden sowie Felsbändern, oft eng verzahnt mit anderen, auch vegetationsfreien Biotopen. Die Böden sind meist flachgründige, feinerdereiche Protoranker. Die Temperatur und die Luft- und Bodenfeuchte weisen weite Amplituden auf. Die Rankerböden sind im Frühjahr stark durchfeuchtet, erwärmen sich im Sommer stark und trocknen extrem aus. Sie kommen vor allem in wärmegetönten niederschlagsarmen Hügelländern vor. Die Standorte des Diantho-Festucetum sind im Winter oft mit Eiskappen besetzt. Die Vegetation der Extremstandorte wird auch durch Windschliff und Bodenerosion (Wind, Wasser) geprägt.
Vorkommen
Die Pionierrasen auf Extremstandorten, die einer natürlichen Dynamik unterliegen, sind nicht von einer regelmäßigen Nutzung oder Pflege abhängig. Dies betrifft nicht die durch anthropogenen Einfluss entstandenen Pionierrasen (z.B. Beweidung, Tritt usw.). Sowohl auf den Pionierrasen der Extremstandorte als auch auf den anthropogen entstandenen wird das Aufkommen von Gehölzen durch gelegentlichen Verbiss durch Wild oder Nutztiere (z.B. Ziegen, Schafe) gestört. Die Existenz der mit den Gesellschaften des Thymo-Festucetum oder Gageo-Veronicetum besiedelten anthropogen entstandenen Biotope hängt langfristig von der Nutzung oder Pflege der Flächen ab. Allerdings bleiben viele Vorkommen, vermutlich aufgrund der flachgründigen, zeitweise extrem austrocknenden Böden, auch ohne Eingriffe jahrzehntelang stabil. Sporadisch kann jedoch Gehölzen die Ansiedlung gelingen und durch eine Beschattung werden dann die charakteristischen Pflanzengesellschaften verdrängt. Oft genügt zur Erhaltung der Pionierrasen eine in großen Zeitabständen notwendige Entbuschung. Auch eine Beweidung ist möglich und bietet sich besonders bei Vorkommen an, die inmitten ausgedehnter Gebiete mit Trocken- und Halbtrockenrasen (LRT 6210) liegen. Die Beweidung sollte zum Zeitpunkt der optimalen Entwicklung der meisten bestandsprägenden Arten der Pionierrasen erfolgen. Damit wird die Konkurrenzfähigkeit der Pflanzen reduziert, durch den Tritt entstehen zusätzlich vegetationsfreie Störstellen. Gehölze und spät im Jahr blühende, wenig regenerationskräftige Hochstauden können unter diesen Bedingungen nicht existieren. Dichtschließende Gräser werden zurückgedrängt. Dagegen profitieren niedrig- und schwachwüchsigere, aber gut regenerationsfähige Arten von diesem Eingriff. Durch Tritt verursachte, kleinflächige Bodenverwundungen ermöglichen den Aufwuchs von Sämlingen, die sich in einem geschlossenen, konkurrenzkräftigen Bestand nicht so leicht etablieren könnten. Durch die Beweidung kommt es zu einem kontinuierlichen Diasporenaustausch. Insbesondere durch die Triftweide kann der Transport von Samen über weite Strecken realisiert werden. Gefördert werden dadurch sowohl Arten mit extrazoochorer (z.B. Klettverbreitung) als auch endozoochorer Ausbreitung.
Pflege/Schutz
Für den Erhalt des Diantho-Festucetums bedarf es der Bewahrung der natürlichen Standorte. Für die Erhaltung anthropogen entstandener Pionierrasen des Thymo-Festucetum oder Gageo-Veronicetum ist auf lange Sicht eine zumindest sporadische Nutzung oder Pflege der Standorte sicherzustellen, um eine Ansiedlung von Gehölzen zu verhindern oder seltener, um das Verfilzen der Rasen durch abgestorbene Gräser und Kräuter zu vermeiden. Insbesondere auf jenen Pionierrasen, deren Struktur infolge von Beweidung entstand, sollte Biotoppflege durch Beweidung mit Ziegen oder Schafen erfolgen. Pro Jahr können zwei bis vier Weidegänge durchgeführt werden. Optimal ist die Hütehaltung. Kleinere Felskuppen können auch in Koppeln integriert werden, wobei dann eine hohe Besatzdichte bei kurzer Weideperiode gewährleistet sein sollte, da sonst bevorzugt verbissene Pflanzen eliminiert werden können. In Standweiden oder Umtriebs- bzw. Koppelweiden mit langer Weideperiode dürfen Bestände des LRT dementsprechend nicht integriert werden oder sie müssen nach kurzen Weidephasen ausgekoppelt werden. Da die traditionelle Nutzungsintensität durch die derzeitige Hutungspraxis in der Regel nicht mehr erreicht wird, sollte auch bei erfolgender Beweidung das Aufkommen der Gehölze durch zusätzliche gelegentliche Pflegeeingriffe zurückgedrängt werden. Dabei sind randlich stockende Gehölze, die eine Beschattung des Lebensraumes verursachen, ebenfalls zu beseitigen.
Ausgewählte lebensraumtypkennzeichnende (wertgebende) Arten
Gefäßpflanzen:
- Alpen-Aster (Aster alpinus)
- Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus)
- Felsen-Goldstern (Gagea bohemica)
- Bleiches Habichtskraut (Hieracium pallidum)
- Ausdauernder Knäuel (Scleranthus perennis)
- Weiße Fetthenne (Sedum album)
- Frühlings-Spergel (Spergula morisonii)
- Sand-Thymian (Thymus serpyllum)
- Dillenius‘-Ehrenpreis (Veronica dillenii)
- Frühlings-Ehrenpreis (Veronica verna)
89, 252, 254, 287, 299, 330
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.