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Beschreibung
Als kleinere Schwesternart der Breitflügelfledermaus besitzt die Nordfledermaus eine Körpermasse zwischen 8 – 17,5 g sowie eine Unterarmlänge zwischen 3,8 – 4,2 cm. Die Ohren sind relativ kurz, der Tragus ist ebenfalls kurz, breit und leicht nach innen gebogen. Das Fell ist lang mit dunkelbrauner Haarbasis. Besonders charakteristisch für diese Spezies sind die goldglänzenden Haarspitzen im Fell auf der Körperoberseite und auf dem Scheitel. Bei den Jungtieren ist dieses Merkmal noch geringer ausgeprägt. Der Nacken ist dunkler, die Unterseite gelbbraun. Schnauze, Ohren und Flughäute sind schwarzbraun gefärbt.
Biologie und Ökologie
Die Nordfledermaus besiedelt im Sommer vornehmlich Gebäude in waldreicher Umgebung. Sie ist in Spalten, hinter Verkleidungen und Fensterläden oder in Dachfirsten anzutreffen. Die im Gebirge siedelnden Tiere halten sich mit Vorliebe an Gebäuden mit Holz- oder Schieferverkleidung auf. In Fledermauskästen wurde die Art im Harz noch nicht nachgewiesen. Aus dem Westharz ist erstmals der Nachweis eines Sommerquartiers auf einer Blockhalde bekannt geworden (OHLENDORF 2001). Zur Überwinterung werden relativ trockene und kühle unterirdische Quartiere wie Stollen oder Felsspalten aufgesucht. Kurzzeitig übersteht die Art tiefe Temperaturen weit unter minus 10 °C. Ihre Nahrung besteht zum großen Teil aus Fluginsekten wie Zweiflüglern (Dipteren), Schmetterlingen (Lepidopteren), Netzflüglern (Neuropteren) und Schnabelkerfen (Hemipteren) (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998).
Verbreitung
Eptesicus nilsonii ist die Fledermausart, die am weitesten nördlich vorkommt (NIETHAMMER & KRAPP 2001) und als einzige sogar jenseits des nördlichen Polarkreises nachgewiesen ist (etwa beim 70. Breitengrad, RYDELL et al. 1994). Ihr Verbreitungsareal reicht von Skandinavien und Mitteleuropa nach Osten durch Russland bis zum Nordwesten Chinas, nach Kamtschatka, Sachalin und Japan. In Europa ist sie bis zu den Alpen, zum Balkan und zum Kaukasus vertreten. Die Verbreitung in Südeuropa ist lückenhaft (NIETHAMMER & KRAPP 2001). Die Nordfledermaus lebt in Deutschland nach bisherigem Kenntnisstand ausschließlich in den Mittelgebirgen. Regelmäßige Wochenstubenfunde liegen vor allem aus dem Harz, Thüringen und Bayern vor. Fernab jeglicher montaner Landschaftsformen befindet sich in Brandenburg im Baruther Urstromtal eine in Baumhöhlen siedelnde Tieflandpopulation (STEINHAUSER 1997, 1999).
Bestandssituation in Sachsen-Anhalt
Die Art ist in Sachsen-Anhalt hauptsächlich im Harz verbreitet. Dort wird der Gesamtbestand nach OHLENDORF (2001) auf ca. 2.800 – 3.700 Individuen geschätzt. Am Rande der Harzer Kernpopulation sind Einzeltiervorkommen im Großen Bruch (NICOLAI & OHLENDORF 1991) und aus dem Gipskarst bei Questenberg im Südostharz belegt. Die Art kann innerhalb weniger Tage aus dem Harz in den Thüringer Wald wechseln (OHLENDORF & STRAUBE 1998).
Gefährdung und Schutz
Verhängnisvoll für die Nordfledermaus sind die umfangreichen Gebäudesanierungen, die seit 1990 im Harz erfolgen. Fassadenverblendungen werden vielfach erneuert und durch alternative Isolierungen ergänzt. Der Quartierverlust ist gravierend, es ist z.Z. nicht möglich, ein Reproduktionsquartier für ein Monitoring zu benennen. Auch in unverputzten Hohlblocksteinwänden kann die Art überwintern. Durch Verputzen der Hohlblocksteinwände ohne Prüfung auf Anwesenheit von Tieren sind Verluste möglich. Felsquartiere können bei unsachgemäßer Eingangssicherung einen Temperatur- und Luftfeuchtestau erfahren, der den Aufenthalt der Art ausschließt.
Rote Liste Deutschland: G – Gefährdung unbekannten Ausmaßes (Stand 2009)
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 2 – Stark gefährdet (Stand 2004)
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.