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Beschreibung
Der Kleine Wasserfrosch ist der kleinste der drei heimischen Wasserfrosch- (oder „Grünfrosch“-) Formen, dem erst seit einigen Jahrzehnten ein eigener Artstatus zuerkannt wurde. Das wichtigste Artmerkmal ist der große halbkreisförmige innere Fersenhöcker, der stets länger als die halbe Länge der ersten Zehe ist. Während der Paarungszeit fallen die Männchen durch eine markante Gelbfärbung auf. Bei beiden Geschlechtern sind gelb bis orange gefärbte Flecken auf den Hinterseiten der Oberschenkel ausgebildet. Eine vollkommen sichere und zweifelsfreie Artdiagnose ist jedoch nach wie vor nur auf der Basis genetischer Untersuchungen möglich.
Biologie und Ökologie
Unter den Gewässerhabitaten des Kleinen Wasserfrosches dominieren kleine Gewässer, wie kleine Teiche, Weiher, Temporärgewässer, Abbaugruben und Gräben. Sie sind oftmals flach, besonnt und vegetationsreich und können sich in der Feldflur (z.B. Feldsölle im Fläming), im Grünland (Drömling) und auch im Wald (Harz, Dübener Heide, Ziegelrodaer Forst) befinden. Teilweise haben die Gewässer auch anmoorigen, leicht sauren Charakter wie z.B. einige Gewässer im Drömling, Ziegelrodaer Forst und im Randbereich der Colbitz-Letzlinger Heide. Ansonsten entspricht die Lebensweise weitgehend der der anderen beiden, nahe verwandten Wasserfroscharten, vor allem die enge Bindung an das Gewässer betreffend. Außerhalb der Gewässer hält sich die Art nur selten auf.
Verbreitung
Das Areal des Kleinen Wasserfrosches überstreicht weite Teile Europas und reicht von Südfrankreich nordwärts über die Benelux-Staaten, Norddeutschland (Grenzverlauf unklar), weiter entlang der polnischen Ostseeküste über die baltischen Republiken bis Russland. Im Süden ist er bis in das Donaudelta verbreitet; die weitere Südgrenze folgt der Donau, später der Save und verläuft durch das nördliche ehemalige Jugoslawien bis in die Po-Ebene. Er fehlt in Teilen Norddeutschlands und wahrscheinlich vollständig in Dänemark und Südschweden (vgl. GÜNTHER 1990, GASC et al. 1997).
Bestandssituation in Sachsen-Anhalt
Die Determinationsprobleme führen dazu, dass der Kleine Wasserfrosch bei vielen Erhebungen unterrepräsentiert ist. Es kann zunächst nur davon ausgegangen werden, dass diese Art von den drei Wasserfroscharten die seltenste ist, eine sehr lückenhafte Verbreitung aufweist und in einigen ihrer Vorkommensgebiete nur in geringer Anzahl oder gar vereinzelt nachgewiesen wurde. Landesweit muss der Bestand als klein bewertet werden. Auch regional kann die Bestandssituation nicht anders eingeschätzt werden, zumal die Lebensräume in den überwiegenden Fällen sehr begrenzt sind. Das bisher bekannte Verbreitungsbild (Zuppke 2004b) wurde im Rahmen der landesweiten Grundlagenerfassung 2009-2013 um neue Vorkommen im Bereich der Westlichen Altmarkplatten und der Altmarkheiden ergänzt. Gegenwärtig erwiesen sich der Roßlau-Wittenberger Vorfläming, der Hochfläming, der Burger-Vorfläming, die Östlichen Altmarkplatten, die Annaburger Heide und das Schwarze-Elster-Tal, das Südliche Fläminghügelland, das Tangergebiet, die Dübener Heide, das Ländchen im Elbe-Havel-Winkel, die Westlichen Altmarkplatten sowie das Unstrut-Triasland (Ziegelrodaer Forst) als Verbreitungsschwerpunkte. Der Kleine Wasserfrosch besiedelt in Sachsen-Anhalt vorwiegend die planare und kolline Stufe. Nachweise der Art liegen aus sieben 25 FFH-Gebieten vor, wobei die derzeitige Verbreitung innerhalb der Gebietskulisse angesichts der schwierigen Artdetermination nicht als vollständig betrachtet werden kann.
Gefährdung und Schutz
Die ehemalige Häufigkeit und die Schwierigkeiten bei der Determination der einzelnen Wasserfroscharten haben dazu beigetragen, dass über die Gefährdung und Bestandseinbußen aller drei Arten keine verlässlichen historischen Daten vorliegen. Dennoch hat der Kleine Wasserfrosch Bestandseinbußen erlitten, denn die allgemeinen Gefährdungsfaktoren – Gewässerzerstörung und -verschmutzung, intensive Nutzung der terrestrischen Habitate und Straßenverkehr – wirken natürlich auch auf diese Art.
Voraussetzung für die Durchführung spezieller Schutzmaßnahmen für den Kleinen Wasserfrosch ist die genaue Kenntnis seiner Vorkommen. Gerade diese Art, deren Bestände durch Unkenntnis rasch dezimiert werden und dadurch schnell erlöschen können, erfordert verstärkt die Durchführung von genetischen Analysen, die für den Artenschutz wichtige Erkenntnisse liefern.
Rote Liste Deutschland: G – Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt (Stand 2009)
Rote Liste Sachsen-Anhalt: D – Daten defizitär (Stand 2004)
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.
Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Heft 04/2015): Die Lurche und Kriechtiere des Landes Sachsen-Anhalt unter besonderer Berücksichtigung der Arten der Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der kennzeichnenden Arten der Fauna-Flora-Habitat-Lebensraumtypen. Halle (Saale). 640 S.