Crassensee (NSG0100)
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Größe [ha]:254
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg
Verordnung vom:15. Dezember 2003
Gebietsbeschreibung
Das NSG (62 - 64 m ü. NN) befindet sich ca. 8 km südöstlich von Wittenberg und liegt im Biosphärenreservat und LSG "Mittlere Elbe". Der Crassensee liegt linkselbisch an einer alten Elbeschleife. Das Gebiet umfasst einen innerdeichs gelegenen Auenkomplex aus Hartholzauenwald, einer Auenwiese und einem Altwasser. Es wird nur noch bei Wasserständen über 5 m am Pegel Wittenberg direkt hochwasserbeeinflusst. Eine direkte Verbindung zur Elbe besteht nicht mehr.
Flora
Der Hartholzauenwald ist ein typischer Eschen-Ulmenwald (Querco-Ulmetum minoris) mit einen geringem Anteil Feld-Ulme (Ulmus minor) und Wild-Apfel (Malus sylvestris). An den geringfügig höher gelegenen Standorten findet sich die Hainbuchen-Ausbildung des Auenwaldes. Die submerse Vegetation des Crassensees wird aus Ährigem Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) und Gewöhnlichem Hornkraut (Cerastium holosteoides) gebildet. In der Schwimmblattvegetation dominiert die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) neben der Wassernuss (Trapa natans). Als Wasserschweber sind sowohl die Teichlinse als auch wieder der gewöhnliche Schwimmfarn (Salvinia natans) vertreten. Der Röhrichtgürtel besteht aus:
- Gewöhnlichem Schilf (Phragmites australis)
- Breit- und Schmalblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia und T. angustifolia)
- Wasserschwaden (Glyceria maxima)
- Kalmus (Acorus calamus)
Die im Westteil vorhandene Verlandungszone wird flächig von der Ufer-Segge (Carex riparia) aufgebaut. Im Norden schließen sich Flächen mit intensivem und zum Teil extensivem Feuchtgrünland an.
Fauna
Am Crassensee befinden sich zwei mit hoher Stetigkeit besetzte Reviere des Elbebibers (Castor fiber albicus). Gelegentlich konnte der Fischotter (Lutra lutra) beobachtet werden. Das NSG bietet Lebensraum für zahlreiche Tierarten, insbesondere einer artenreichen Avifauna.
Gewässer- und röhrichtbewohnende Vogelarten Vögel des Waldes
Haubentaucher |
Podiceps cristatus |
Rotmilan |
Milvus milvus |
Stockente |
Anas platyrhynchos |
Schwarzmilan |
Milvus migrans |
Tafelente |
Aythya ferina |
Wespenbussard |
Pernis apivorus |
Höckerschwan |
Cygnus olor |
Waldohreule |
Asio otus |
Eisvogel |
Alcedo atthis |
Waldkauz |
Strix aluco |
Bläßhuhn |
Fulica atra |
Schwarzspecht |
Dryocopus martius |
Teichhuhn |
Gallinula chloropus |
Grünspecht |
Picus viridis |
Rohrammer |
Emberiza schoeniclus |
Buntspecht |
Dendrocopos major |
Teichrohrsänger |
Acrocephalus scirpaceus |
Mittelspecht |
Dendrocopos medius |
Drosselrohrsänger |
Acrocephalus arundinaceus |
Kleinspecht |
Dendrocopos minor |
Schilfrohrsänger |
Acrocephalus schoenobaenus |
Pirol |
Oriolus oriolus |
Nachtigall |
Luscinia megarhynchos |
Schwarzstorch (Ciconia nigra) und Seeadler (Haliaeëtus albicilla) versuchten, im Gebiet zu horsten, was letzterer Art im Raum der Wittenberger Elbaue erfolgreich gelang. In den Gewässern leben z.B.:
- Bitterling (Rhodeus sericeus)
- Aland (Leuciscus idus)
- Kaulbarsch (Acerina cernua)
- Moderlieschen (Leucaspius delineatus)
Die Amphibien sind im Naturschutzgebiet vertreten durch:
- Teichmolch (Triturus vulgaris)
- Erdkröte (Bufo bufo)
- Grasfrosch (Rana temporaria)
- Moor- und Teichfrosch (Rana arvalis und R. esculenta)
Von der Vielzahl wirbelloser Tiere seien genannt:
- Libellenarten, z. B.
- Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis)
- Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis)
- Teichmuschel (Anodonta cygnea)
- Spitzhornschlammschnecke (Lymnaea stagnalis)
- Posthornschnecke (Planorbarius corneus)
- Wasserskorpion (Nepa rubra)
- Gelbrandkäfer (Dytiscus marginalis)
Das Vorkommen 22 xylobionter Käferarten, z. B. Tenebrioides fuscus als "Urwaldrelikt" und Hirschkäfer (Lucanus cervus) im hohen Totholzanteil des Auenwaldes, konnte nachgewiesen werden. In wenigen temporär wassergefüllten Flutrinnen im Auenwald kommt der stenöke Kiemenfuß (Siphonophanes grubei) vor.
Schutzziel
Erhaltung des vielfältigen Vegetationsmosaikes eines weitgehend naturnahen Ausschnittes des mittleren Elbetals mit großer Mannigfaltigkeit an für die Auenlandschaft charakteristischen sowie seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten sowie Schutz von Lebensräumen des Elbebibers.
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Das Gebiet befindet sich überwiegend in einem guten Zustand. Die Wasserqualität des Altwassers hat sich verbessert, aber es bedarf dringend der Entschlammung. Das angrenzende Grasland ist durch Extensivierung wieder zu einer faunistisch und floristisch wertvollen Feuchtwiese zu entwickeln. Anzustreben sind Gebietserweiterungen durch die Einbeziehung angrenzender Auenwaldflächen sowie der nördlich an das NSG angrenzenden Überschwemmungswiesen.
168 ha sind als Totalreservat der ungestörten natürlichen Entwicklung vorbehalten.
Das NSG liegt im EU SPA0001 "Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst" und im FFH-Gebiet (FFH0067) "Dessau-Wörlitzer Elbauen".
Links / Dokumente
Verordnung 15.12.2003 (Amtsbl. d. LVwA S-A ; 1(2004)SDr. v 22.01.2004)