Gipskarstlandschaft Questenberg (NSG0166)
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Größe [km]:3891,00
Landkreise und kreisfreie Städte: Mansfeld-Südharz
Verordnung vom:12. April 1996
Gebietsbeschreibung
Das Gipskarstgebiet (185 - 450 m ü. NN) erstreckt sich entlang des Südharzrandes von Uftrungen bis nach Wettelrode.
Das NSG liegt im LSG0032 "Harz und südliches Harzvorland".
Geologische Beschaffenheit
Im NSG ist der gesamte Formenschatz der Gipskarstlandschaft in einer für die Bundesrepublik Deutschland einmaligen Häufung und vielfältigen Ausprägung vorhanden. Zu finden sind u.a. Erdfälle, Dolinen, Ponore, Bachschwinden, Karstquellen, versunkene Karstgewässer, episodischer See und Durchbruchstäler.
Die verkarsteten Landschaftsteile sind in einem naturnahen und stellenweise unberührten Zustand.
In großen Bereichen wird die Landschaft von Halden des historischen oberflächennahen Kupferschieferbergbaues geprägt.
Das NSG erhält durch den größten episodischen Gipskarstsee Mitteldeutschlands einen besonderen Wert.
Flora
Infolge differenzierter geologischer Verhältnisse ist auch eine vielfältige Vegetation ausgebildet.
Die Waldgesellschaften im NSG sind:
- Kalkbuchenwälder,
- wärmeliebende Eichenwälder und
- naturnahe Buchenwaldgesellschaften.
Standortabhängig sind anzutreffen:
- im mesophilen Bereich
- Hainsimsen-Rotbuchenwälder (Luzulo luzuloides-Fagetum) auf basenarmen Standorten und
- Waldmeister-Rotbuchenwälder (Galio odorati-Fagetum) auf basenreichen Standorten,
- auf feuchten und schattigen Hängen
- Eschen-Bergahorn-Schluchtwald (Fraxino-Aceretum pseudoplatani),
- in den Quellkopfkomplexen
- artenarmer Karstbuchenwald und der Seggen-Rotbuchenwald (Carici-Fagetum),
- auf basenreichen Südhängen
- wärmeliebender Waldlabkraut-Traubeneichen-Hainbuchenwald (Galio sylvatici-Carpinetum betuli),
- an natürlichen Waldgrenzstandorten
- Elsbeeren-Eichenwald (Quercetum pubes-centipetraeae) und Färberginster-Eichenwald (Genisto tinctoriae-Quercetum).
Wesentliche Offenlandgesellschaften auf der Südseite des NSG sind:
- auf trockenen Extremstandorten
- Kreuzblümchen-Blaugras-Halbtrockenrasen (Polygalo amara-Seslerietum variae) und
- Wolfsmilch-Heidekrautheiden (Euphorbio-Callunetum),
- in Streuobstbeständen
- Furchenschwingel-Fiederzwenken-Halbtrockenrasen (Festuco rupicolae-Brachypodietum pinnati) und
- Glatthafer-Wiesen (Cauco carotae-Arhenatheretum elatioris),
- auf Äckern
- Fettweiden (Lolio perennis-Cynosuretum cristati) und
- Ackerfrauenmantel-Kamillen-Gesellschaft (Aphano-Matricarietum chamomillae)
Auf der Nordseite des NSG haben sich Schotterfluren oder Felsheiden herausgebildet.
Auf arten- und individuenreichen Standorten siedeln beispielsweise:
- seltene Pilze,
- Farne in Erdfallwänden und
- Flechten auf Felskuppen.
Besonders schutzwürdige Arten sind:
- Gefleckter Aronstab (Arum maculatum),
- Gewöhnlicher Seidelbast (Daphne mezereum),
- Türkenbund- Lilie (Lilium martagon),
- Hirschzunge (Phyllitis scolopendrium),
- Diptam (Dictamnus albus),
- zahlreiche Orchideenarten und
- Erdsterne.
Schwermetallrasen und verschiedene Feldgehölze sind auf Kleinhalden des Kupferschieferbergbaues anzutreffen.
Fauna
Das NSG umfasst vielfältige Habitattypen und ist deshalb Heimat für eine artenreiche Tierwelt.
Nennenswerte Brutvögel in den Wäldern sind z.B.:
- Hohltaube (Columba oenas),
- Mittelspecht (Dryobates medius),
- Schwarzspecht (Dryocopus martius) und
- Weidenmeise (Parus montanus).
In den Baumhöhlen der Wälder leben verschiedene Fledermausarten wie z. B. Braunes Langohr (Plecotus auritus) oder Fransenfledermaus (Myotis nattereri).
Bemerkenswerte Vertreter der Säugetiere sind
- Baummarder (Martes martes),
- Dachs (Meles meles),
- Wildkatze (Felis silvestris),
- Siebenschläfer (Glis glis).
Zu den bestandsbedrohten Arten der halboffenen Landschaften gehören:
- Wendehals (Jynx torquilla) und
- Neuntöter (Lanius collurio).
Zu den an Karstgewässern lebenden Lurchen und Kriechtieren zählen
- Feuersalamander (Salamandra salamandra),
- Laubfrosch (Hyla arborea),
- Kreuzotter (Vipera berus),
- Blindschleiche (Angius fragilis),
- Ringelnatter (Natrix natrix),
- Glattnatter (Coronella austriaca) und
- verschiedene Molcharten.
Typische Vertreter der Fischfauna sind
- Bachforelle (Salmo trutta forma fario) und
- Groppe (Cottus gobio)
Die Brutvögel im Gewässerbereich sind
- Wasseramsel (Cinclus cinclus),
- Eisvogel (Alcedo atthis) und
- Gebirgsstelze (Motacilla cinerea).
Wärmeliebende Heuschrecken- unf Falterarten in verschiedenen Bereichen sowie Alt- und Totholz bewohnende Käferarten sind hervorhebenswert.
Schutzziel
Erhaltung einer Landschaft mit vielen ausgeprägten Karsterscheinungen, Pflanzen- und Tiergesellschaften in naturnahen und artenreichen Wäldern und altbergbaulichen Kupferschieferhalden.
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Die mesophilen Grünlandflächen und die Streuobstbestände sind vielfach ohne Nutzung und Pflege. Die Beweidung der wertvollen Offenlandstandorte mit Schafen ist durch Pflegeverträge mittelfristig abgesichert. Das Landschaftsbild wird z. T. durch Bungalowbauten beeinträchtigt. 12 ha sind als Totalreservat der ungestörten natürlichen Entwicklung vorbehalten. Das NSG liegt im FFH-Gebiet (FFH0101) "Buntsandstein- und Gipskarstlandschaft bei Questenberg im Südharz".
Links / Dokumente
Verordnung vom 12.04.1996 (Amtsbl. f. d. Reg.-Bez. Halle. - 5(1996)7 v. 15.07.1996)