Porphyrlandschaft bei Gimritz
Inhalt der aktuellen Seite
Größe [ha]:290,00
Landkreise und kreisfreie Städte:Saalekreis
Verordnung vom:12. August 1994
Gebietsbeschreibung
Das NSG (71-138 m ü. NN) umfasst einen Landschaftsausschnitt der Porphyrkuppenlandschaft, ca. 3 km südöstlich von Wettin im LSG "Saale".
In die Lösshochfläche haben kleine temporär oder dauerhaft wasserführende Bäche tiefe Erosionstälchen (Teichgrund, Lauchengrund, Scharrngrund, Pfaffenmagd) eingeschnitten, die teilweise bis unmittelbar zur Saale reichen. Das Gebiet wurde von der teils im Einschnitt geführten ehemaligen Bahnlinie Wallwitz - Wettin durchschnitten, deren Verlauf noch heute gut erkennbar ist.
Geologische Beschaffenheit
Der Ostteil des Gebietes ist vom großkristallinen Löbejüner Porphyr unterlagert. Ein Nord-Süd streichender Streifen von Zwischensediment enthält neben Sedimenten der oberkarbonen Wettin-Schichten auch Quarzit-Kieselschiefer-Konglomerate sowie Tuffe und Schiefertone.
Den Westteil des NSG bedeckt der kleinkristalline Wettiner Porphyr. Diesem sind an Felskanzeln nördlich des Teichgrundes und am Saaleprallhang oberrotliegende Brachwitz-Schichten mit einem Konglomerat aus großkristallinem Porphyr aufgelagert.
Nordöstlich von Döblitz treten am Hang zwischen Haupt- und Niederterrasse Zechsteinkalke auf.
In einem Höhenniveau von 100 m ü. NN liegen parallel zum heutigen Saaleverlauf Reste der frühsaalekaltzeitlichen Mittel-Terrasse der Salza (Salzke).
Flora
Zum Vegetationsmossaik der Porphyrlandschaft gehören u.a.
- Silikat-Felsfluren (Thymo-Festucetum cinereae),
- Trockenrasen (Festuco valesiacae-Stipetum capillatae),
- Halbtrockenrasen (Festuco rupicolae-Brachypodietum pinnati, Filipendulo-Helictotrichetum),
- Zwergstrauchheiden (Euphorbio-Callunetum),
- Silikatfelsspaltenvegetation,
- wärmeliebende Gebüsche,
- einige aufgelassene Streuobstwiesen.
Sie bieten überdurchschnittlich zahlreichen vom Aussterben bedrohten, gefährdeten und seltenen Pflanzenarten Lebensraum. Herausragende Besonderheiten sind Brillenschötchen, Felsen-Fingerkraut, Schmalblütiges Träubel, Sand-Silberscharte oder auch Katzenpfötchen.
Sandtrockenrasen, in denen u.a. Klebrige Miere (Minuartia viscosa) und Fünfmänniger Spergel (Spergula pentandra) vorkommen, siedeln im westlichen Teil auf Flächen zur Stromsaale hin.
Zum NSG gehören weiterhin bachbegleitende Vegetationseinheiten in den Tälchen, einige von Hasel dominierte niederwaldartige Waldbestände auf historisch alten Waldstandorten sowie recht umfangreiche sekundäre Robinienwälder auf ehemaligen Magerrasenstandorten sowie sowohl intensiv als auch extensiv genutzte Ackerflächen, zum Teil in Auflassung.
In Forschungsprojekten wurden die floristische und faunistische Ausstattung sowie Fragen der Isolation, der Flächengröße und der Biotopqualität dieses Trockenrasenschutzgebietes untersucht. Durch ein von 1992 bis 1996 in diesem Gebiet durchgeführtes Forschungsgroßprojekt zu Fragen der Isolation, der Flächengröße und der Biotopqualität ist das NSG das am besten untersuchte Trockenrasenschutzgebiet Sachsen-Anhalts.
Fauna
Das NSG weist eine artenreiche Avifauna auf, dazu zählen beispielsweise folgende Brutvogelarten:
- Rotmilan (Milvus milvus),
- Rebhuhn (Perdix perdix),
- Wendehals (Jynx torquilla),
- Neuntöter (Lanius collurio),
- Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) und
- Beutelmeise (Remiz pendulinus).
Bemerkenswert sind die Vorkommen wärmeliebender Arten wie
- Nachtigall (Luscinia megarhynchos),
- Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und
- Pirol (Oriolus oriolus).
Bisher sind zahlreiche Insekten der Roten Listen Sachsen-Anhalts nachgewiesen worden. Zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehören
- Bienen Andrena potentillae und Halictus smaragdulus,
- Ameisen Ponera coarctata und Polyergus rufescens,
- Laufkäfer Cymindis axillaris, C. angularis, Masoreus wetterhallii und Licinus cassideus,
- Röhrenspinne Eresus cinnebarinus,
- Weberknecht Nemastoma dentigerum,
- Großschmetterling Acanthopsyche atra.
Schutzziel
Erhaltung eines repräsentativen Vegetationsmosaikes auf Porphyr; Schutz der bundesweit einmaligen Porphyrkuppenlandschaft; Erhaltung einer einzigartigen, zusammenhängenden Offenlandschaft
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Der Zustand des Gebietes ist differenziert zu betrachten. Durch unzureichende Schafhutung und aufkommende Verbuschung sind Teile der Magerrasenflächen gefährdet. Zu stoppen ist die Ausbreitung der Robinien sowie der Landreitgrasfluren. Ein weiterer Flurholzanbau sollte ganz unterbleiben.
Das NSG liegt im FFH-Gebiet "Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle".
Links / Dokumente:
Verordnung vom 12.08.1994 (Amtsbl. f. d. Reg.-Bez. Halle. - 3(1994)14 v. 18.08.1994)