Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

Fransenfledermaus © Stephanie LangerFransenfledermaus © Stephanie Langer

Beschreibung

Die mittelgroße Myotis-Art weist eine Körpermasse zwischen 5 – 12 g auf, sie erreicht Unterarmlängen von 4,2 – 5,5 cm (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Charakteristika der Fransenfledermaus sind ihr S-förmig gebogener Sporn, welcher etwa die Hälfte der Schwanzflughautlänge erreicht, sowie der freie Schwanzflughautrand mit zwei dichten Reihen starrer Borsten („Fransen“). Das Fell ist auf der Körperoberseite hell grau mit nur geringer bräunlicher Tönung. Auf der Unterseite ist es hell weißgrau und deutlich gegen die Oberseite abgegrenzt. Die Schnauze ist relativ lang und meist hell fleischfarben. Der Tragus ist hell gelblich, zur Spitze hin dunkler und länger als die halbe Ohrlänge.

Biologie und Ökologie

Als Quartiere werden von der Fransenfledermaus sowohl Baumhöhlen als auch Stollen, Höhlen und Gebäude angenommen. Die Reproduktion findet vorwiegend in Fledermauskästen statt. So existiert in Thüringen (südwestlich von Gera) eine gut untersuchte Wochenstubenkolonie in Fledermaus- und Vogelnistkästen (WEIDNER 1998). Andere Reproduktionsquartiere wie z.B. die Baumhöhle einer Eiche am Stammfuss im Elbe-Havel Winkel oder in Wohngebäuden sind selten. Als Winterquartier eignen sich für Myotis nattereri im Harz alle Felsquartiere, die frostgeschützt, jedoch kühl, trocken sowie zugluftfrei sind, möglichst nicht 100 % Luftfeuchte erreichen und vor allem Spalten oder Bohrlöcher aufweisen (OHLENDORF 1989). Die Art überwintert in einem eng begrenzten Temperaturbereich (stenotherme Überwinterer). Häufig beobachtete Erfrierungen an den Ohren deuten auf Überwinterungsplätze hin, die zeitweise nicht frostfrei sind wie z.B. Baumhöhlen, Mauerspalten etc. Die Fransenfledermaus sucht ihre Beute meist von der Vegetationsoberfläche ab, wo sie nach Spinnen, Zweiflüglern, Schmetterlingen und Käfern jagt. Als Jagdhabitate werden Grenzstrukturen (Hecken, Waldränder) bevorzugt.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Fransenfledermaus erstreckt sich über fast ganz Europa, sogar weit nach Norden (bis Nordirland, Schottland und Südschweden), und reicht über den 60. Breitengrad hinaus (NIETHAMMER & KRAPP 2001). Im Süden erstreckt sich das Areal bis an das Mittelmeer und nach Nordafrika, im Osten bis zum Ural, Kaukasus, die Türkei und Israel. In Deutschland ist Myotis nattereri in fast allen Bundesländern mit Wochenstuben nachgewiesen, wobei keine besondere Bevorzugung bestimmter Naturräume erkennbar ist (BOYE et al. 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Die Art ist in Sachsen-Anhalt weit verbreitet. Sie kommt sowohl im Tiefland als auch in den mittleren Lagen des Harzes in Fichtenmonokulturen vor. Der Bestand ist stabil. Reproduktionsquartiere sind aus der Altmark, dem Urstromtal der Elbe und aus dem Harz bekannt. Die hohe Nachweisdichte ergibt sich durch den Einsatz und die Kontrolle von Fledermauskästen. In großen Eiskellern im Tiefland ist die Fransenfledermaus dominant anzutreffen (OHLENDORF 2002b, HAHN et al. 2003), in den großen Gruben im Harz überwintern nur wenige Tiere. In den Schwärmquartieren, den ausgedehnten Höhlen bei Rübeland und in der Heimkehle, dominiert die Art. Aufgrund des guten Bearbeitungsstandes in Sachsen-Anhalt empfahl das Bundesamt für Naturschutz unser Land als Referenzland für die Art.

Gefährdung und Schutz

Für das Vorkommen aller Fledermausarten sind naturnahe Wälder in allen Altersausprägungen, sowohl als Lebensraum mit Quartieren als auch als Jagdhabitat, eine elementare Voraussetzung. Die Fransenfledermäuse besiedeln hier weniger die leicht erkennbaren Spechthöhlen in Bäumen, dafür aber alle anderen leicht zu übersehenden Höhlenformen in Bäumen wie Astlöcher, Fäulnishöhlen, Zwieselhöhlen, Stammrisshöhlungen etc. Diese werden bei forstlichen Eingriffen oftmals beseitigt bzw. können im umtriebsorientierten Wirtschaftswald kaum entstehen. Fledermauskästen können vor allem in Nadelwaldmonokulturen erheblich das defizitäre Höhlenangebot ergänzen. Die Zerstörung von Fledermauskästen durch Schusswaffen oder durch Herunterschlagen sind Ausnahmen, die jedoch zu Verlusten führen können (OHLENDORF 2002b). Im urbanen Bereich sind die Tiere durch Sanierungsarbeiten an unverputzten Hausfassaden mit Hohlblocksteinen besonders stark gefährdet. Außerhalb des Harzes ist der Schutz von Quartieren in Bunkeranlagen, alte Zisternen und Kellern verschiedener Ausführungen zu gewährleisten. „Ökologische Fallen“ wie Behältnisse mit Wasser, aus denen die Tiere nicht mehr herauskommen können, sind zu beseitigen.

 

Rote Liste Deutschland:                    * ungefährdet (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               2 – Stark gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

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