Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)

Großer Abendsegler © Guido MundtGroßer Abendsegler © Guido Mundt

Beschreibung

Der Große Abendsegler zählt mit zu den größten einheimischen Fledermausarten. Seine Körpermasse beträgt 19 – 40 g, die Unterarmlänge liegt zwischen 4,8 – 5,8 cm (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Die Ohren von Nyctalus noctula sind groß, breit und dreieckig mit einem charakteristischen kurzen, pilzförmigen Tragus. Das Fell ist im Gegensatz zu dem der Myotis- Arten kurz und eng anliegend, wobei die Haare einfarbig sind. Die Körperoberseite ist im Sommer rostbraun glänzend, nach dem Haarwechsel im Herbst matt fahlbraun mit einem zum Teil leichten grauen Schimmer gefärbt. Auf der Unterseite ist das Fell matt hellbraun. Zum Kleinabendsegler differenziert sich der Große Abendsegler durch seine größere Unterarmlänge (deutlich über 4,6 cm) und die Fellfärbung am Rücken (Kleinabendsegler mit zweifarbigem Rückenhaar).

Biologie und Ökologie

Nach MESCHEDE & HELLER (2000) ist diese Art nach den fundierten Forschungen der letzten Jahre sowohl im Sommerlebensraum als auch in den Winterquartieren als typische und klassische „Baumfledermaus“ einzuordnen. Neben den Baumquartieren bewohnt der Große Abendsegler aber auch hohle Betonlichtmasten, Spalten in Neubaublocks, tiefe Felsspalten, Brückenbauten und andere Quartiere (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Das größte bekannte Winterquartier in Deutschland mit bis zu 10 000 Tieren befindet sich in Schleswig-Holstein in der Levensauer Kanalhochbrücke bei Kiel (GLOZA et al. 2001, HARRJE 1994). Die Hauptjagdgebiete im Sommerlebensraum sind vor allem größere Stillgewässer mit großen offenen Flächen und einem hohen Beutetierangebot. Die Nahrung besteht vorwiegend aus Zweiflüglern (Diptera, meist Chironomidae), Köcherfliegen (Trichoptera), Käfern (Coleoptera) und Schmetterlingen (Lepidoptera).

Verbreitung

Nach SCHOBER & GRIMMBERGER (1998) kommt der Große Abendsegler in ganz Europa außer in Irland, Schottland und Nord-Skandinavien vor. Er erreicht im Norden etwa den 60. Breitengrad. Neben anderen Fledermausarten wie der Rauhautfledermaus und der Zweifarbfledermaus gehört er zu den in Europa saisonal weit wandernden Fledermäusen. Nyctalus noctula kommt in ganz Deutschland vor, jedoch aufgrund seiner Zugaktivität saisonal unterschiedlich (MESCHEDE & HELLER 2000). Das Schwerpunktgebiet der Wochenstuben liegt im Norden und Nordosten Deutschlands.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Ähnlich wie die Rauhautfledermaus hat der Abendsegler seinen Verbreitungsschwerpunkt im Tiefland, der jedoch nicht nur auf das Urstromtal der Elbe beschränkt ist. Die Art kommt auch in anderen gewässerreichen Regionen weit verbreitet vor. Im gesamten Biosphärenreservat Flusslandschaft Mittlere Elbe ist sie neben der Wasserfledermaus die dominierende Fledermausart. Bei intensiver Suche sind hier sicher noch weitere Quartiernachweise möglich. Im Elbe-Havel Winkel wurde eine Bestandskonzentration nachgewiesen. Hier sind dutzende Baumhöhlen, die zur Reproduktionen genutzt werden, bekannt. Die reproduzierenden Tiere werden seit 1998 im Rahmen eines Monitorings, durchgeführt bei einem Abendsegler-Camp bei Havelberg (Mitte Juli), abgefangen und markiert (OHLENDORF et al. 2000b). Abendsegler können aufgrund ihres Flugvermögens aus größeren Entfernungen, z.B. von den Hochterrassen der Elbe, in die Nahrungsgebiete an den Gewässern fliegen. Im Harz werden gelegentlich durchfliegende Tiere registriert. Am Stausee Berga-Kelbra wurden während des Zuges im August mehrere hundert Tiere zeit- gleich beobachtet. Es gibt aus Sachsen-Anhalt zunehmend Überwinterungsnachweise. Die meisten Tiere überwintern jedoch, ähnlich wie die Rauhautfledermaus, außerhalb des Landes.

Gefährdung und Schutz

Bevorzugt werden Spechthöhlen in stärkeren Bäumen als Quartier angenommen, die jedoch z.B. in Kiefernforsten rar sind. Fledermauskästen können diese Quartiere ersetzen, bedürfen jedoch einer ständigen Wartung, da die Tiere den Kot im Kasten belassen. Wenn die Wartung nicht abgesichert ist, sind selbstreinigende Fledermauskästen den Fledermauskastenhöhlen vorzuziehen. Um in Waldgebieten mit dominanten Abendseglerpopulationen zu verhindern, dass alle Fledermauskästen durch diese Art besetzt werden, sollten verschiedene Kastenmodelle mit Einschlupfspalten auch unter 2,2 cm angeboten werden. Abendsegler besiedeln besonders während der Zugzeit unter anderem Blechverblendungen oder Dehnungsfugen an Hochhäusern. Vor der Sanierung bzw. vor Abriss von Gebäuden ist abzuklären, ob sich Tiere im Objekt aufhalten. Es ist nach Möglichkeiten zu suchen, die Sanierung ohne langfristigen Quartierverlust durchzuführen.

 

Rote Liste Deutschland:                    V – Art der Vorwarnliste (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               3 – Gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

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