Kammmolch (Triturus cristatus)

Kammmolch, Männchen © Stefan MeyerKammmolch, Männchen © Stefan Meyer

Beschreibung

Der Kammmolch ist die größte einheimische Wassermolchart der Familie Salamandridae (Echte Salamander und Molche). Die Männchen erreichen eine maximale Gesamtlänge von 16 cm, Weibchen von bis zu 20 cm. Die Wassertracht der Männchen ist durch einen hohen Hautsaum auf dem Rücken („Kamm”) gekennzeichnet, der im Bereich der Schwanzwurzel eine tiefe Einkerbung aufweist (Artcharakteristikum!). Auf beiden Seiten des Schwanzes verläuft ein perlmuttfarbenes Band, das auch nach der Paarungszeit noch erkennbar bleibt. Die Rumpfoberseite beider Geschlechter ist dunkelbraun bis schwärzlich, oft mit runden dunklen Flecken übersät und außerdem v.a. im Flankenbereich weißlich granuliert. Die Unterseite ist hellgelb bis orange und in der Regel dunkel gefleckt.

Biologie und Ökologie

Der Kammmolch hat ein sehr breites Lebensraumspektrum. Bevorzugt werden größere, wasserpflanzenreiche Stillgewässer in Seengebieten oder Nebengewässer in den Auen der großen Ströme (Altwässer, Flutrinnen, Qualmgewässer) besiedelt. Aber auch Feldsölle, Weiher, Teiche, Abgrabungsgewässer aller Art und in Ausnahmefällen auch Kleinst- und Quellgewässer werden angenommen. Dabei wird die Art sehr oft auch im urbanen und Siedlungsrandbereich angetroffen. Die Landlebensräume befinden sich im Durchschnitt in einem Radius von wenigen Hundert Metern um das Laichgewässer, wenngleich auch längere Wanderungen bekannt sind. Die Anwanderung beginnt in der Regel im März, die Laichzeit kann sich jedoch, insbesondere in den höheren Lagen, bis in den Juli erstrecken. Paarung und (innere) Befruchtung finden im Wasser statt, welches die Art als letzte unserer einheimischen Molche meist im August verlässt. Danach werden das Paarungskleid ab- und die deutlich schlichtere Landtracht angelegt. Die Larven metamorphosieren nach einer stark von äußeren Faktoren abhängigen Entwicklungsdauer von 2 – 4 Monaten, manchmal jedoch auch erst im nächsten Frühjahr. Die Geschlechtsreife wird nach drei Jahren erreicht.

Verbreitung

Seinen europäischen Verbreitungsschwerpunkt besitzt der Kammmolch in der atlantischen und kontinentalen Region, kommt jedoch auch in der borealen und randlich in der mediterranen und alpinen Region vor (ARNTZEN & BORKIN 1997). Sein Areal erstreckt sich von Nordwestfrankreich nach Großbritannien (exklusive Irland) und verläuft an seiner nördlichen Grenze über Dänemark nach Südskandinavien (Südost-, Südwest- und Mittelnorwegen sowie Mittelschweden). Der Ural bildet die Ostgrenze. Die südliche Verbreitungsgrenze erstreckt sich von dort bis zum Nordufer des Schwarzen Meeres, durch Ost- und Süd-Rumänien, Ost-Ungarn nach Ober- und Niederösterreich nördlich der Donau. Über Süddeutschland und die Nordschweiz reicht die südliche Arealgrenze bis Mittelfrankreich. Der Kammmolch ist als eine Art mit planar-colliner Verbreitung in Deutschland relativ weit verbreitet und besiedelt dabei sehr unterschiedlich strukturierte Landschaftseinheiten. Die 1.000 m – Höhenlinie wird jedoch nicht überschritten (GROßE & GÜNTHER 1996).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Der Kammmolch ist über das ganze Land, dabei jedoch mit sehr unterschiedlichen Fundortdichten, verbreitet. Er fehlt höhenlagenbedingt im Hochharz und ist in den gewässerarmen Ackerländern (z.B. Köthener und Hallesches Ackerland, Magdeburger Börde, Querfurter Platte) deutlich seltener als beispielsweise in den Flusstälern oder anderen gewässerreichen Landschaftseinheiten. Dies zeigt sich insbesondere im Bereich der Mittelelbe und Mulde, aber auch an den auffällig vielen Neunachweisen im Bereich der Altmark und des nördlichen Elbtals. Im Rahmen der landesweiten Grundlagendatenerfassung konnte für den Kammmolch ein großes Ausbreitungspotenzial in der Kulturlandschaft Mittel- und Ostdeutschlands festgestellt werden, wodurch er dem Status eines Kulturfolgers entspricht.

Gefährdung und Schutz

Es liegen nur wenige Daten über die tatsächliche Gefährdungssituation des Kammmolches vor. Diese Tatsache ist hauptsächlich dem Mangel sowohl an ortskonkreten historischen Fundorten als auch an gesicherten aktuellen (semi-)quantitativen Angaben über Bestandstrends zuzuschreiben. Aus nachweismethodischen Gründen dürfte die Art bei vielen Amphibienkartierungen extrem unterrepräsentiert sein. Als hauptsächliche Gefährdungsursachen sind zu nennen:

  • Habitatverlust infolge vollständiger Vernichtung von Kleingewässern oder Austrocknung durch wasserbauliche Maßnahmen, großflächige Grundwasserabsenkungen und Verlust von Überflutungsflächen.

  • Intensive Landwirtschaft, insbesondere in den Sommerlebensräumen und den Uferbereichen und deren Umfeld und damit verbundene Eutrophierung.

  • Fischereilich oder angelsportlich motivierter Fischbesatz der Laichgewässer (erheblicher Prädationsdruck auf die Larven).

  • Mortalität durch den Straßenverkehr.

  • Die Schutzmaßnahmen müssen den o.g. Gefährdungen entgegenwirken und in erster Linie über einen effektiven Habitatschutz realisiert werden. Daneben müssen die Bemühungen fortgesetzt werden, ein vollständigeres Bild über die aktuelle Verbreitung und Bestandssituation zu erhalten.

 

Rote Liste Deutschland:                    V – Art der Vorwarnliste (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               3 – Gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Heft 04/2015): Die Lurche und Kriechtiere des Landes Sachsen-Anhalt unter besonderer Berücksichtigung der Arten der Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der kennzeichnenden Arten der Fauna-Flora-Habitat-Lebensraumtypen. Halle (Saale). 640 S.

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