Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

Kleine Hufeisennase © Myotis-Büro für LandschaftsökologieKleine Hufeisennase © Myotis-Büro für Landschaftsökologie

Beschreibung

Die Kleine Hufeisennase ist die einzige Art der Rhinolophidae in Sachsen-Anhalt und mit einer Körpermasse von 5 – 9 g die kleinste Vertreterin der Familie in Europa. Das weiche Fell ist auf der Körperoberseite bräunlich rauchfarben und unterseits grau bis grauweiß gefärbt. Wichtigstes Erkennungsmerkmal ist der für die gesamte Familie typische hufeisenförmige Nasenaufsatz. Dieser ist für die Echoortung von großer Bedeutung. Er bündelt die, im Gegensatz zu allen anderen einheimischen Fledermausarten durch die Nase ausgesandten Schallwellen und erlaubt damit eine genaue Orientierung im Gelände (SCHOBER 1998).

Biologie und Ökologie

Die Wochenstuben dieser wärmeliebenden Art befinden sich in Deutschland fast ausschließlich in Gebäuden z.B. auf warmen Dachböden oder in beheizten Kellerräumen. Sie können aus 30 – 70 (max. 300) Weibchen bestehen (BIEDERMANN 1998). Die Weibchen gebären zwischen Mitte Juni und Anfang Juli ein Junges, welches nach ca. sieben Wochen selbständig ist. Ab September/Oktober ziehen die Kleinen Hufeisennasen in die nicht weit von den Sommerquartieren entfernten Winterquartiere wie Höhlen, Keller, Bergwerksstollen u.ä.. Hier halten die Tiere ihren Winterschlaf, wobei sie sich frei hängend völlig in ihre Flughäute hüllen. Die wichtigsten Nahrungstiere für die Kleine Hufeisennase sind Insekten mit einem weichen Außenskelett wie Zwei- und Netzflügler, Schmetterlinge u.a. Diese werden v.a. durch eine Art Ansitzjagd im bodennahen Raum, in der Nähe von Gebäuden, in Gärten, Parks, aber auch in Gewässernähe erbeutet. Charakteristisch ist dabei ein sehr schneller Flügelschlag, so dass der Eindruck eines Schwirrfluges entstehen kann (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998).

Verbreitung

Die Kleine Hufeisennase kommt in West-, Süd- und Teilen Mitteleuropas vor. Ihre nördliche Verbreitungsgrenze verläuft von West-Irland und Südwest-England über Frankreich, Belgien, Deutschland und Süd-Polen bis in die Ukraine (MITCHELL-JONES et al. 1999). Die Kleine Hufeisennase erreicht in Deutschland die Nordgrenze ihrer Verbreitung. Nach einem starken Zusammenbruch der Bestände Mitte des 19. Jh. sind heute lediglich noch Restvorkommen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern bekannt (BOYE et al. 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Die Verbreitung der Kleinen Hufeisennase in Sachsen-Anhalt wurde von OHLENDORF (1997a, b) zusammenfassend dargestellt. Demnach sind die ehemaligen Vorkommen im Harz und dem Nordteil der Querfurter Platte erloschen. Das heutige Verbreitungsgebiet umfasst den Südteil der Querfurter Platte, das untere Unstrut- und das Saaletal (vgl. auch STRATMANN & SCHOBER 1997). Zusammen mit den jüngsten Nachweisen im thüringischen Teil des Kyffhäusergebirges (MEYER mdl. Mitt.) stellen diese Vorkommen die nördlichsten dieser Art in Mitteleuropa dar. Die im Rahmen des „Monitoringprogramm 2000 –Fledermäuse Sachsen-Anhalt” durchgeführten Erfassungen durch den Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. ergaben einen Bestand von ca. 150 Kleinen Hufeisennasen (OHLENDORF mdl. Mitt.).

Gefährdung und Schutz

Die größte Gefahr für die Kleine Hufeisennase besteht momentan in Quartierverlusten bedingt durch Nutzungsänderungen und Sanierungsmaßnahmen in den Sommerquartieren bzw. Störungen in den Winterquartieren. Hinzu kommen starke Veränderungen innerhalb der Lebensräume speziell der Jagdgebiete bzw. der vollständige Verlust geeigneter Strukturen durch Flurbereinigung, Aufgabe kleinräumiger Landwirtschaft oder Bebauung der Ortsrandbereiche (BIEDERMANN 1998). Auch der Einsatz von Bioziden in Quartieren (Holzschutzmittel) und in Jagdgebieten (Insektizide) führt zu einer Gefährdung der Art. Schutzmaßnahmen für die Kleine Hufeisennase sollten besonders die Sicherung der bekannten Sommer- und Winterquartiere beinhalten. Unbedingt erforderliche Sanierungsmaßnahmen in den Sommerquartieren sollten fledermausfreundlich im Oktober bis März ohne Einsatz von giftigen Holzschutzmitteln und unter fachkundiger Anleitung erfolgen. Weitere wichtige Maßnahmen zum Schutz der Kleinen Hufeisennase betreffen die Erhaltung bzw. Gestaltung („Optimierung”) der Jagdgebiete. Hierzu gehören z.B. die Neuanlage und Pflege linearer Biotopstrukturen, die Ausweitung extensiver und kleinflächiger Landbewirtschaftung und die Erhaltung von Streuobstwiesen (vgl. BIEDERMANN 1998).

 

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.

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