Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri)

Kleiner Abendsegler © Kathleen KuhringKleiner Abendsegler © Kathleen Kuhring

Beschreibung

Die mittelgroße Fledermausart weist eine Köpermasse zwischen 13 – 20 g auf. Erwachsene Tiere erreichen eine Unterarmlänge zwischen 3,9 – 4,6 cm (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Die Ohren besitzen den gleichen typischen pilzförmigen Tragus wie die aller Nyctalus-Arten. Das Fell ist kurz, wobei die Haare zweifarbig mit schwarzbrauner Haarbasis sind. Auf der Körperoberseite erscheint das Fell rotbraun, meist etwas dunkler und weniger glänzend als bei Nyctalus noctula. Die Färbung der Unterseite ist gelbbraun, die des Gesichts, der Ohren und der Flughäute schwarzbraun.

Biologie und Ökologie

Der Kleinabendsegler zählt zu den Arten, die zwischen Sommer- und Winterquartier weite Entfernungen zurücklegen. So konnte bei einem weibliches Tier, das 1999 in einem Reproduktionsgebiet im nördlichen Sachsen-Anhalt mit einer Fledermausklammer markiert und im gleichen Jahr im Überwinterungsgebiet in Spanien in der Provinz Burgos wiedergefangen wurde, der längste für Europa dokumentierte Langstreckenflug von ca. 1.600 km nachgewiesen werden (OHLENDORF et al. 2000a). Dieses Tier wurde im Jahr 2001 am Markierungsort wieder gefangen (OHLENDORF et al. 2001). Ein hoher Wald- und Gewässeranteil kennzeichnet den Lebensraum dieser Art. Die natürlichen Quartiere sind hauptsächlich in höhlenreichen lichten Altholzbeständen zu finden. FISCHER (1999) zeigt aber für Thüringen, dass sich die Sommerlebensräume nicht ausschließlich in geschlossenen Waldkomplexen, sondern auch in der von Feld- und Ufergehölzen geprägten Kulturlandschaft sowie in Ortschaften mit parkartigen Strukturen befinden. Der Kleinabendsegler ernährt sich hauptsächlich von Schmetterlingen (Lepidoptera), Zweiflüglern (Diptera), meist Schnaken und Zuckmücken, und Köcherfliegen (Trichoptera) (BECK 1995).

Verbreitung

Nyctalus leisleri kommt in fast ganz Europa vor, ist aber bis auf Irland nirgends besonders häufig. Die Art erreicht im Norden die Küste von Nord- und Ostsee, die Nordgrenze des europäischen Verbreitungsgebietes verläuft durch Norddeutschland. Ein Nachweis liegt aus Südschweden vor (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). In Deutschland existieren Wochenstuben in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland. Zur genauen Verbreitung in Deutschland bestehen jedoch noch Kenntnisdefizite (BOYE et al. 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Die Art hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den unteren montanen mit Laubwald bestockten Lagen des Harzes um 400 m ü. NN. Im Tiefland werden vergleichbare Geländestrukturen auf Glazialrücken wie Zichtauer Schweiz, Colbitz-Letzlinger Heide, Fläming und Dübener Heide vom Kleinabendsegler besiedelt. Nachweise aus dem Jederitzer Holz bzw. dem Naturpark Drömling sind die am tiefsten gelegenen Reproduktionsquartiere. Auffällig ist, dass der Kleinabendsegler Wälder mit Präsenz des Großen Abendseglers meidet. Beide Arten konkurrieren um den gleichen Quartiertyp (Buntspechthöhlen), wobei der Kleinabendsegler auch Zieselhöhlen und Asthöhlen, selbst Wurzelbaumhöhlen nutzt. Im Selketal konkurriert der Kleinabendsegler mit dem Mauersegler (Apus apus) um Baumhöhlen (GÜNTHER et al. 1991). Die Bestandssituation im südlichen Landesteil wie dem Zeitzer Forst oder dem Unstrut-Trias-Land ist noch ungeklärt. Es sind auch Vorkommen an oder in Gebäuden belegt. Der Bestand ist offenbar auf dem bekannten Niveau konstant. In Sachsen-Anhalt konnten keine Überwinterungen der Art nachgewiesen werden.

Gefährdung und Schutz

Die Gefährdungssituation des Kleinabendseglers und die daraus resultierenden Schutzanforderungen sind ähnlich wie beim Großen Abendsegler und der Rauhautfledermaus. Als ausgesprochene Waldfledermaus beansprucht die Art vielschichtige und altersmäßig reich strukturierte Laubwälder. In Schutzgebieten ohne oder mit geringen forstlichen Eingriffen wie z.B. im Bode- oder Selketal findet sie optimale Lebensbedingungen vor.

 

Rote Liste Deutschland:                    D – Daten unzureichend (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               2 – Stark gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

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