Moorfrosch (Rana arvalis)

Männlicher Moorfrosch während der Paarungszeit © Axel SchonertMännlicher Moorfrosch während der Paarungszeit © Axel Schonert

Beschreibung

Der Moorfrosch zählt mit dem Spring- und Grasfrosch zur Gruppe der „Braunfrösche“. Gegenüber den beiden anderen Arten zeichnet er sich durch das spitze Maul und den hochgewölbten inneren Fersenhöcker aus. Bei nach vorn angelegtem Hinterbein ragt das Fersengelenk nicht über die Schnauzenspitze hinaus. Die Kopf-Rumpf-Länge adulter Moorfrösche in Deutschland beträgt im Durchschnitt zwischen 4,5 – 6 cm (GÜNTHER & NABROWSKI 1996), das Gewicht zwischen 15 – 30 g. Die Oberseite ist zumeist bräunlich, seltener rötlich, gelblich oder grau und weist häufig Flecken und einen hellen Rückenstreifen auf. Die Unterseite ist gewöhnlich weißlich bis gelblich, oft mit gelblich getönten Partien in der Achsel- und Weichengegend. Artcharakteristisch ist die bei den Männchen in der Paarungszeit ausgebildete blaue Färbung der Oberseite und Kehle (GÜNTHER & NABROWSKI 1996). Die von den Männchen geäußerten Paarungsrufe können mit einem „Blubbern“ oder „Glucksen“ umschrieben werden.

Biologie und Ökologie

Der Moorfrosch gehört zu den „Explosivlaichern“ des zeitigen Frühjahrs. Unter günstigen Bedingungen werden bereits im Februar wandernde Moorfrösche festgestellt, der Großteil der Tiere findet sich jedoch im März am Laichgewässer ein, wobei die Männchen gewöhnlich einige Tage vor den Weibchen ankommen. Paarungs- und Laichaktivitäten können dann innerhalb einer Woche abgeschlossen sein, können sich aber bei zwischenzeitlichen Schlechtwetterperioden auch über drei Wochen erstrecken. Der Laich wird zwischen lockeren vertikalen Strukturen, auf dem Gewässergrund oder auf horizontal orientierter submerser Vegetation abgelegt. Die Laichplätze liegen fast immer im Flachwasser und sind meist sonnenexponiert. Die Tiere verweilen oft noch mehrere Wochen in der Nähe der Laichgewässer. Die Habitate des Moorfrosches zeichnen sich i.d.R. durch hohe Grundwasserstände aus. Besiedelt werden dementsprechend vor allem Nasswiesen, Zwischen-, Nieder- und Flachmoore sowie Erlen- und Birkenbrüche. Die Laichgewässer sind eutroph, zum Teil auch meso- bis dystroph. Bei den Landlebensräumen dominieren Sumpfwiesen und Flachmoore, sonstige Wiesen und Weiden sowie Laub- und Mischwälder, vor allem Auen- und Bruchwälder.

Verbreitung

Der Moorfrosch besitzt ein großes eurasisches Verbreitungsgebiet. Die West- und Nordgrenze verläuft durch Ost-Frankreich, Nord-Belgien, die Niederlande, Süd-Norwegen, Schweden und Finnland. In Osteuropa erreicht die Art das Weiße Meer und die Barentssee. Die Südgrenze verläuft vom Elsass durch Süd-Deutschland, Österreich, Ost-Slowenien, Kroatien, Ungarn, Nord- und Zentralrumänien und erreicht in der Ukraine und Russland das Schwarze Meer. Weiter im Osten besiedelt der Moorfrosch die Steppenzone bis zum Süd-Ural, Nord-Kasachstan, den Altai und den Baikalsee (NÖLLERT & NÖLLERT 1992). Innerhalb Deutschlands ist die Verbreitung der Art in Ost- und Norddeutschland gebietsweise noch flächendeckend, während sie im Süden, Westen und in der Mitte große Lücken aufweist. In Mecklenburg, Brandenburg und Teilen Sachsens und Sachsen-Anhalts werden die bundesweit größten Abundanzen und die höchste Verbreitungsdichte erreicht (GÜNTHER & NABROWSKI 1996).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Fast lückenlos besiedelt werden die Flussauen der Elbe, Saale, Mulde und Havel sowie das Ohretal mit dem Drömling. In der Altmark kommt der Moorfrosch zahlreich in den Niederungen der Altmoränenlandschaften vor, während die Sander und Endmoränen der Altmarkheiden mit Ausnahme der elbenahen Bereiche gemieden werden. Die Lössböden der Ackerebenen werden gar nicht oder nur spärlich besiedelt. Große Verbreitungslücken bestehen somit in der Magdeburger Börde sowie im Zerbster und Halleschen Ackerland. Aus dem Harz fehlen ebenso aktuelle Nachweise wie aus weiten Teilen des südlichen Sachsen-Anhalts. Im Helme-Unstrut-Buntsandsteinland liegen bei knapp 300 m ü.NN die höchstgelegenen Vorkommen in Sachsen-Anhalt. In den Verbreitungszentren tritt der Moorfrosch teils in noch individuenstarken Populationen mit z.T. mehreren Hundert Rufern auf. An Amphibienschutzeinrichtungen an Straßen wurden stellenweise mehrere Tausend Individuen gezählt (z.B. Untere Havel). Außerhalb der Vorkommensschwerpunkte sind die Populationen oft wesentlich kleiner oder individuenarm.

Gefährdung und Schutz

In der aktuellen Roten Liste der Lurche Sachsen-Anhalts (MEYER & BUSCHENDORF 2004) wird der Moorfrosch als gefährdet (Kategorie 3) eingestuft. Insbesondere außerhalb der Schwerpunktvorkommen ist eine Ausdünnung des besiedelten Areals festzustellen. Als hauptsächliche Gefährdungsursachen sind tiefgreifende Flussregulierungen und der Verlust von Retentionsflächen sowie Grundwasserabsenkungen, intensive Landwirtschaft, Beseitigung flacher Ufer, Fischbesatz, Gewässergüteprobleme und straßenverkehrsbedingte Verluste zu nennen. Neben der Entwässerung der terrestrischen Lebensräume tragen auch Schadstoffzufluss und Versauerung der Gewässer zum Erlöschen vieler Populationen bei.

Die Erhaltung und Wiederherstellung von grundwassernahem, extensivem Grünland in Flussauen und Niederungen, verbunden mit einem ausreichenden Angebot an Flachgewässern und Flutungswiesen mit Riedgras- oder Röhrichtbewuchs, ist von entscheidender Bedeutung für den Schutz und die Förderung von Moorfroschbeständen (NLWKN 2011). Nassere Grenzertragsstandorte der Landwirtschaft sollten generell aus der Nutzung genommen und der Sukzession von Uferstauden und Seggenrieden überlassen werden. Spezieller Moorfroschschutz in den vorhandenen Gewässern betrifft vor allem den Fischbesatz (Abfang von Fischen), die Pflege des Gewässerumfeldes durch naturverträgliche Wiesenmahd und die Beweidung von Grünlandflächen (Verringerung von Pestizideinsatz, Pufferzonen), die Förderung von ausgeprägten Krautschichten im Landlebensraum und die Vernetzung von Vorkommen über Trittsteinbiotope und Gewässerkomplexe.

 

Rote Liste Deutschland:                    3 – Gefährdet (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               3 – Gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Heft 04/2015): Die Lurche und Kriechtiere des Landes Sachsen-Anhalt unter besonderer Berücksichtigung der Arten der Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der kennzeichnenden Arten der Fauna-Flora-Habitat-Lebensraumtypen. Halle (Saale). 640 S.

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