Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe)

Beschreibung

Die Nymphenfledermaus stellt die kleinste der Myotis-Arten dar und ist aufgrund ihres äußerlichen Erscheinungsbildes nur schwer von der Kleinen und Großen Bartfledermaus (Myotis mystacinus und M. brandtii) zu unterscheiden. Bei einem Körpergewicht von 3,5 – 5,5 g erreicht sie eine Unterarmlänge von 30,8 – 34,6 mm. Nymphenfledermäuse weisen ein braunes Rückenfell auf, welches bei älteren Tieren rötlich braun und bei jüngeren Tieren graubraun gefärbt ist. Das Bauchfell unterscheidet sich nur geringfügig vom Rückenfell, in dem es eine hellere braungraue Färbung aufweist. Charakteristisch für diese Art ist die im Bereich des Sporns hell gesäumte Schwanzflughaut, welche in der Mitte der Zehe ansetzt, sowie ihre sehr kleinen Füßen mit auffallend kleiner Daumenkralle (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT E.V. 2009 a). Die Schnauze ist vergleichsweise kurz und auch Ohren und Ohrknorpel (Tragus) sind recht klein bzw. kurz (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT E.V. 2009 a). Der Tragus erreicht die Ausbuchtung am Rand des Ohres nicht oder nur beinahe. Der Penis ist eher dünn oder nur am Ende minimal verdickt. (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ o.J. a)

Biologie und Ökologie

Erst seit 2001 wird Myotis alcathoe als eigenständige Art betrachtet, weswegen Informationen über Ökologie, Lebensweise sowie Verbreitung bislang lediglich lückenhaft vorliegen.

Die Nymphenfledermaus zählt zu den reinen Waldfledermäusen. Sie benötigt als Jagd- bzw. Lebensraum feuchte Laubwaldgebiete mit einem möglichst hohen Altholzanteil, wenig forstwirtschaftlicher Beeinträchtigung und einer gewissen Gewässernähe (< 100 m). Als Quartierbäume sowie für die Wochenstuben der Weibchen dienen in den Sommermonaten sehr alte (Höhlen-)Bäume mit Anrissen oder abstehender Rinde, bevorzugt werden alte Eichen besiedelt. Für die Überwinterung nutzen Nymphenfledermäuse, nach bisherigem Kenntnisstand, Höhlen und Felsstollen sowie in seltenen Fällen auch Hohlbäume. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Mücken, welche in den Baumkronen der Laubwälder oder im Gewässerbereich erbeutet werden. (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ o.J. b)

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Nymphenfledermaus ist noch nicht abschließend erforscht. Bisherige Vorkommensfunde reichen vom Norden Griechenlands bis nach England und Südschweden, wobei die meisten Nachweise aus Frankreich, Nordungarn, Nordgriechenland sowie Serbien und Montenegro vorliegen. Forscher gehen davon aus, dass sich die Vorkommen der Nymphenfledermaus im gesamten Mittelmeerraum und Mitteleuropa sowie bis in die Kaukasus-Region inselartig verteilen. (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ o.J. a)

In Deutschland wurde die erste Nymphenfledermaus im Jahre 2005 im Rheintal nachgewiesen. Es folgten Nachweise vom Nordwestrand des Kyffhäusers in Thüringen, aus dem Südharz, aus Sachsen sowie kürzlich ebenfalls aus Hessen und Bayern. (THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE 2009)

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt gelang der erste Fund von Myotis alcathoe 2007 am Dinsterbach bei Questenberg im Südharz. Seitdem gibt es immer wieder Nachweise aus dem Bereich des Harzes, wie z.B. vom Hornburger Sattel im NSG „Othaler Wald“, aus dem Nordharz im Birkental bei Blankenburg, aus dem Ziegelrodaer Forst sowie aus dem NSG „Bodetal“. Die höchst gelegensten Nachweise stammen aus dem Graubachtal bei Stolberg (Harz) in 435 m ü. NN und aus dem Mittelharz im Bodetal in 440 m ü. NN am Krockstein und am Weißen Stahlberg. Es liegen sowohl Reproduktionsnachweise als auch Winternachweise vor. Im Jahr 2014 wurde am Mühlenwegstollen (zur Grube Braune Sumpf gehörend) bei Hüttenrode ein weiteres Winterquartier der Nymphenfledermaus entdeckt. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT E.V. 2009 b)

Gefährdung und Schutz

Durch die starke Bindung der Nymphenfledermaus an natürliche Laubwälder mit hohem Alt- und Totholzanteil sowie Gewässernähe, weist diese Art ein hohes Gefährdungspotential auf (THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE 2009). Die forstwirtschaftliche Nutzung bzw. das Entfernen von Höhlenbäumen sowie Altholz bedeutet daher zwangsläufig eine erhebliche Beeinträchtigung von Wochenstuben und Quartieren und kann bei kleineren Vorkommen ganze Populationen vernichten (THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE 2009). Eine weitere Gefährdungsursache ist der Verlust von Jagdhabitaten durch Trockenlegung von Feuchtgebieten und Kleingewässern im Bereich von Waldgebieten (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ o.J. a).

Für den Schutz von Myotis alcathoe und andere an den Wald gebundene Fledermausarten ist es von höchster Priorität naturnahe Wälder in allen Altersausprägungen möglichst zusammenhängend bzw. großflächig zu erhalten. Die forstwirtschaftliche Nutzung muss auf ein Minimum beschränkt oder ganz aufgegeben werden und alte sowie tote Solitärbäume sollten erhalten bleiben. Insbesondere Zwieselbäume stellen zukünftige potentielle Höhlenbäume dar. Für die Sicherstellung des Nahrungsangebotes sind naturnahe Gewässer mit vielfältig strukturierten Randstreifen zu erhalten oder zu entwickeln. Um eine erfolgreiche Überwinterung zu gewährleisten sollten Stollen und andere Höhlenstrukturen erschlossen und fledermausfreundlich abgesichert werden. (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ o.J. a)

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               k. A. (2004 noch nicht in LSA bestätigt)

Quellen:

ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT E.V. (2009 a): Zur Determination der Nymphenfledermaus Myotis alcathoe. www.fledermaus-aksa.de/Nymphen-Fleder-Plak-Dr%5B1%5D.pdf (Zugriff 23.10.2015).

ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT E.V. (2009 b): Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe).  www.fledermaus-aksa.de/fledermaeuse/nymphenfledermaus-sachsen-anhalt/ (Zugriff 23.10.2015)

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (o.J. a): Internethandbuch zu den Arten der FFH-Richtlinie Anhang IV. www.ffh-anhang4.bfn.de/ffh-anhang4-ymphenfledermaus.html (Zugriff 23.10.2015).

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (o.J. b): Internethandbuch zu den Arten der FFH-Richtlinie Anhang IV. www.ffh-anhang4.bfn.de/oekologie-nymphenfledermaus.html (Zugriff 23.10.2015).

THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (2009): Artensteckbrief Nymphenfledermaus. www.tlug-jena.de/imperia/md/content/tlug/abt3/artensteckbriefe/fledermaeuse/artensteckbrief_myotis_alcathoe_030309.pdf (Zugriff 23.10.2015)

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