Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

Wasserfledermaus © Siegfried WielertWasserfledermaus © Siegfried Wielert

Beschreibung

Für die Wasserfledermaus wird eine Körpermasse von 7 – 17 g sowie eine Unterarmlängen von 3,5 – 4,2 cm angegeben (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Das Fell ist locker mit dunkel graubrauner Haarbasis, wobei die Körperoberseite braungrau bis dunkel bronzefarben ist. Die meist scharf abgegrenzte Unterseite ist silber- grau, die Schnauze rötlichbraun und die Ohren und Flughäute sind dunkel graubraun. Die Wasserfledermaus ist z.B. von den Bartfledermäusen besonders gut durch ihre großen Füße, die nicht mit der Schwanzflughaut verwachsen sind, zu unterscheiden.

Biologie und Ökologie

Die Wasserfledermaus ist eine der häufigsten Fledermausarten Deutschlands, deren Bestände in den letzten Jahren deutlich positive Tendenzen zeigen. Sie bejagt vornehmlich offene Wasserflächen, Bäche und kleinere Flüsse, wo sie dicht über der Wasseroberfläche Insekten fängt oder diese direkt von der Wasseroberfläche abgreift. Sie jagt aber auch an wasserfernen Stellen wie z.B. Waldlichtungen (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Ihre Beute sind vorwiegend Zweiflügler (häufig Zuckmücken), Köcherfliegen, Schnabelkerfe, Netzflügler und Schmetterlinge (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Den Tag verbringen die Tiere unter abstehender Rinde, in Baumhöhlen oder auch in Höhlen und Stollen. Die Reproduktionsquartiere befinden sich meist in Specht- oder anderen Baumhöhlen, die Winterquartiere in Höhlen, Stollen, Bunkern, Kellern, alten Brunnen u.a.

Verbreitung

Auch diese Myotis-Art ist in fast ganz Europa verbreitet, im Norden etwa bis zum 63. Breitengrad (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Das Verbreitungsareal reicht vom Mittelmeer bis Mittelnorwegen, Mittelschweden und Mittelfinnland (einschließlich Britische Inseln ohne Irland). Es sind im Süden keine Nachweise in Albanien, in der südlichen Hälfte Griechenlands und in der Türkei bekannt. Im Osten reicht das Areal bis Japan (NIETHAMMER & KRAPP 2001). In Deutschland kommt die Wasserfledermaus überall dort vor, wo größere Seen und Teiche vorhanden sind. In hoher Populationsdichte ist die Art insbesondere in den nördlichen Bundesländern Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vertreten (BOYE et al. 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Die Wasserfledermaus ist in Sachsen-Anhalt insgesamt häufig, ihr Bestand wird aber überprägt durch die saisonalen Wanderungen. Es gibt große Verbreitungslücken, die auf Gewässerarmut oder fehlende Bearbeitung hinweisen. Die Art reproduziert sich im Umfeld der großen Flüsse wie Elbe, Havel und Saale und an den großen Seen wie Arendsee, Schollener See und Stausee Berga-Kelbra. Im Harz gibt es zwei Reproduktionsgebiete, zum einen an der Rappbode- mit Wendefurter Talsperre und zum anderen an der Königshütter Überleitungssperre (OHLENDORF im Druck). Zu Reproduktionsquartieren liegen wenige Daten vor, wenngleich bei Netzfängen zahlreiche laktierende Weibchen nachgewiesen wurden. Obwohl faktisch an allen Gewässern einzelne Wasserfledermäuse angetroffen werden können, sagt das nichts über die Dichte der Reproduktionsquartiere in Sachsen-Anhalt aus. Spätestens Ende Juli erscheinen an vielen Kleingewässern, so auch im Harz, durchziehende Wasserfledermäuse und Jungtiere aus dem Norddeutschen Tiefland. Der Durchzug hat Mitte August sein Maximum. In der zweiten Augustwoche erreicht die Art die großen Schwärmquartiere im Harz, ihre Paarungsund Überwinterungsquartiere. Hier ist die Wasserfledermaus nach der Fransenfledermaus, die 14 Tage später in die Höhlen „einschwärmt“, die zweithäufigste Art (OHLENDORF 2002a, 2003). In den Höhlen überwiegt deutlich der Männchenanteil. Das Schwärmverhalten an den großen Eiskellern wie in Gardelegen oder in Klötze wurde bislang nicht untersucht. An kleineren Gewässern in Sachsen-Anhalt leben meist nur Männchen. Im Harz und Harzvorland konnte an der Selke je Flusskilometer ein Besatz von acht bis zwölf Männchen ermittelt werden (OHLENDORF et al. 1996). An der gesamten Bode mit Ausnahme der oben erwähnten Talsperren leben ebenfalls nur Männchen. Daraus lässt sich schließen, dass der Harz und sein Umfeld im Sommer ausgesprochene Männchengebiete sind, während die Reproduktionsgebiete im Norden, Nordosten und Osten des Landes liegen.

Gefährdung und Schutz

Die größte Gefahr auch für diese Art ist die intensive Bewirtschaftung der Wälder. Dadurch gehen natürliche Quartiere verloren bzw. können erst gar nicht entstehen. Es gibt zahlreiche Beispiele aus dem Nordosten des Landes, wo Teile von baumhöhlenreichen Wäldern abgeholzt wurden, das Holz nicht einmal verwendbar war, jedoch die Quartiere verloren gingen. Bei der Auszeichnung der Waldbestände für forstliche Eingriffe ist unbedingt auf Höhlenbäume zu achten. Gewässer, die ihres Uferbaumbestandes beraubt werden, verlieren für die Art an Attraktivität als Jagdhabitat. Die großen Schwärm- und Überwinterungsquartiere im Harz oder in den Eiskellern im Norden von Sachsen-Anhalt bedürfen der besonderen Obhut. Vor allem „ökologische Fallen“, wie die Erreichbarkeit der Einflüge durch nahrungsspezialisierte Hauskatzen, müssen beseitigt werden.

 

Rote Liste Deutschland:                    * ungefährdet (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               3 – Gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

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