Zauneidechse (Lacerta agilis)

Zauneidechse (Männchen) © Lutz DöringZauneidechse (Männchen) © Lutz Döring

Beschreibung

Die Zauneidechse ist eine von zwei in Sachsen-Anhalt heimischen Vertretern der Halsbandeidechsen. Sie wird mit bis zu 24 cm Länge deutlich größer als die Waldeidechse und weist im Vergleich zu dieser einen plumpen Körperbau auf. Die Männchen ziert besonders während der Paarungszeit im Frühjahr eine kräftig grüne Färbung der Flanken, wogegen die Weibchen durch eine relativ kontrastreiche braune Fleckenzeichnung gekennzeichnet sind. Beiden Geschlechtern gemeinsam sind die unverwechselbaren Vertebralstreifen.

Biologie und Ökologie

Die Zauneidechse ist eine typische Art wärmebegünstigter Standorte und bevorzugt dabei relativ deckungsreiche und reich strukturierte Lebensräume. Zu den wichtigsten Habitaten zählen Trocken- und Halbtrockenrasen, Felsfluren, Binnendünen, Sandtrockenrasen und Zwergstrauchheiden, Gebüschlebensräume und lichte Wälder. Sehr weit verbreitet ist sie auch in den Braunkohle-Bergbaufolgelandschaften. Unter den anthropogen geprägten Habitaten finden sich zudem Sand- und Kiesgruben, Truppenübungsplätze (z.T. stillgelegt), Bahndämme, Straßen-, Weg- und Feldränder sowie Freiflächen innerhalb von Wohn- oder Industriegebieten. Bei Untersuchungen in der Porphyrlandschaft bei Halle stellten MÄRTENS et al. (1997) fest, dass Vegetationsstruktur und Tiefe des grabbaren Bodensubstrates (Eiablagen!) noch vor der Geländeexposition die einflussreichsten Lebensraumvariablen darstellen. Die höchsten Individuendichten wurden demnach auf relativ dichtwüchsigen Bereichen (90 % Deckung, 85 cm mittlere maximale Vegetationshöhe) mit mindestens 50 cm tiefem grabbaren Substrat bei überwiegend südlicher Exposition gefunden. Es ist anzunehmen, dass insbesondere die Ansprüche an die Vegetationsstruktur durch klimatische Faktoren modifiziert werden, so dass beispielsweise in den weniger kontinental getönten Gebieten im Norden des Landes vorrangig von der Besiedlung spärlicher bewachsener Habitate auszugehen ist.

Verbreitung

Das Areal der Zauneidechse reicht von der französischen Atlantikküste im Westen bis zum Baikalsee im Osten. Die südliche Verbreitungsgrenze erstreckt sich von den Pyrenäen über die nördlichen Alpen, den nördlichen Balkan und das Nordufer des Baikalsees bis in den Nordwesten Chinas (BÖHME 1984). Die in Südschweden und Südengland gelegenen nördlichsten Vorkommen gelten als stark gefährdet (CORBETT 1989). Die Art ist in ganz Deutschland verbreitet, wobei sich die höchsten Nachweisfrequenzen für Ost- und Südwestdeutschland ergeben.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Nachweise der Zauneidechse sind aus allen Teilen Sachsen-Anhalts bekannt. Bezogen auf die Anzahl der Fundpunkte ist sie hier die häufigste Reptilienart und in der planar-kollinen Stufe weit verbreitet. Es ist dennoch davon aus- zugehen, dass die Darstellung der Verbreitung der Art aus erfassungsmethodischen Gründen unzureichend ist. Echte Verbreitungslücken ergeben sich in den höheren Lagen des Harzes und möglicherweise auch in Teilen des nördlichen Sachsen-Anhalts (Teile der Altmark, Börden). Für 55 gemeldete FFH-Gebiete sind Nachweise der Zauneidechse bekannt.

Gefährdung und Schutz

Die Kenntnisse zur Verbreitung und vor allem zur Bestandssituation der Zauneidechse in Sachsen-Anhalt sind noch sehr unvollständig. Als primär Waldsteppen bewohnende Art ist die Zauneidechse in Mitteleuropa eigentlich als Kulturfolger zu bezeichnen, woraus sich aber Gefährdungsaspekte ableiten. Eine der Hauptursachen ist zweifellos der zunehmende Verlust der Habitateignung trockenwarmer Standorte durch Nutzungsaufgabe und sukzessionsbedingte Verbuschung und Bewaldung von Offenländern, wie sie sich beispielsweise auf großen aufgegebenen Truppenübungsplätzen des mittleren und nördlichen Sachsen-Anhalts mit ehemals ausgedehnten Heidegebieten vollzieht. Die permanent rückläufige Schafbeweidung auf Xerothermrasen bewirkt in Kombination mit luftbürtigen Nährstoffeinträgen oder Düngereinwehungen einen ähnlichen Effekt, nämlich die vermehrte Akkumulation von Phytomasse. Schutzunverträgliche Formen der Rekultivierung, aber auch Umsetzung von Prozessschutz-Konzepten bewirken Lebensraumverluste in Abbaugebieten, v.a. in der Bergbaufolgelandschaft. Weiterhin ist die Zauneidechse durch die zunehmende (Splitter-)Flächeninanspruchnahme gefährdet, die einerseits die Lebensräume der Art direkt vernichtet und andererseits die Isolation der Populationen untereinander verstärkt. Eine besondere Rolle spielen dabei Straßen-, Weg- und Feldränder, aber auch Bahndämme, lineare Gehölze und kleine Brachlandflächen.

 

Rote Liste Deutschland:                    V – Art der Vorwarnliste (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               3 – Gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

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