Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas

- LRT 8160* -

Kalkhaltige Schutthalde mit Beständen des Schwalbenwurz © Jens StolleKalkhaltige Schutthalde mit Beständen des Schwalbenwurz © Jens Stolle

Beschreibung

Natürliche und naturnahe Schutthalden auf Kalkgestein mit Vorkommen charakteristischer Kalkschuttvegetation (Stipetalia calamagrostis), oft an trocken-warmen, skelettreichen Steilhängen vorkommend. Die Schutthalden in Sachsen-Anhalt sind allerdings überwiegend die Folge des Kalksteinabbaus. Der LRT umfasst den gesamten Teil der Schutthalde, wenn zumindest punktuell eine entsprechende Vegetation ausgebildet ist. Die den Stipetalia calamagrostis (in Sachsen-Anhalt = Stipion calamagrostis) zuzuordnenden Bestände differenzieren sich in Gesellschaften besonnter Standorte (Galeopsietum angustifoliae, Vincetoxicetum hirundinariae) und frischer, schattiger Standorte (Gymnocarpietum robertianae). Schutthalden, die keine Vegetation höherer Pflanzen aufweisen, sind grundsätzlich nicht zu erfassen. Im Unterschied zu LRT 8210 (Kalkfelsen) wird als LRT 8160 (Kalkschutthalden) kein gewachsener Fels, sondern eine Ansammlung von Gesteinsbruchstücken und Lockermaterial aufgenommen.

Standort

Vorkommen auf offenen, hängigen, erosionsbeeinflussten Standorten, welche durch Kalkschutt und das Fehlen von Feinerde charakterisiert sind und sich sowohl in sonnenseitigen als auch schattseitigen, aber nicht in vollschattigen Lagen befinden.

Vorkommen

Der Lebensraum ist in Sachsen-Anhalt überwiegend auf anthropogen entstandenen Flächen, insbesondere im Bereich von historischen Kalksteinbrüchen, zu finden. Er ist naturnah entwickelt, da an entsprechenden Standorten aufgrund extremer Bedingungen nach Beendigung der bergbaulichen Tätigkeit meist keine Folgenutzung stattfindet.

Pflege/Schutz

Trotz der anthropogenen Entstehung können sekundäre Vorkommen an ausreichend hohen, steilen und erosionsbeeinflussten Standorten ohne menschlichen Einfluss dauerhaft bestehen. Bei mesophilen und kleinflächigen Vorkommen ist dagegen aufgrund der Entwicklung zu Kalkmagerrasen oder thermophilen Gebüschen eine Erhaltung ohne Pflegeeingriffe nicht vorstellbar. Ein effektiver Schutz vor Gesteinsabbau ist nötig, Trittbelastung (Wandern, Bergsteigen) ist zu vermeiden.

Ausgewählte lebensraumtypkennzeichnende (wertgebende) ArtenTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Literatur:

89, 287, 299

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.

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