Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald (Cephalanthero-Fagion)

- LRT 9150 -

Buchenwald zwischen Wernigerode und Blankenburg © Stephanie LangerBuchenwald zwischen Wernigerode und Blankenburg © Stephanie Langer

Beschreibung

Das Cephalanthero-Fagion besiedelt Hänge der Gips- und Kalkgebiete des Unterharzes, der Harzvorländer, des Südharzrandes sowie des Unstrut-Trias-Landes. Die in diesem Verband zusammengefassten Wälder können nach ökologischen Gesichtspunkten als Trockenbuchenwälder bezeichnet werden. Die Baumschicht ist aufgelockert, so dass Arten wie Elsbeere (Sorbus torminalis) und Hainbuche (Carpinus betulus) eindringen können. Im Gegensatz zu den anderen Buchenwaldtypen ist die gut entwickelte Strauchschicht auffällig. Die Feldschicht ist artenreich und mit kalkliebenden, trockenheitsertragenden Seggen und Orchideen durchsetzt. Die Orchideen-Kalk-Buchenwälder bleiben in ihrer Entwicklung auf Hänge in lokalklimatisch begünstigter Lage beschränkt. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im südwestlichen Mitteleuropa (Schweizer Jura, Kaiserstuhl), nach Norden hin werden sie seltener und artenärmer. Die Orchideen-Kalk-Buchenwälder kommen in Sachsen-Anhalt stets kleinflächig vor und sind sehr selten. Es bestehen häufig enge Verzahnungen mit trockenwarmen Gebüschen und Säumen an Waldrändern. In tieferen und trockeneren Lagen werden entsprechende Hanglagen von wärmeliebenden und stärker trockenheitstolerierenden Eichenwäldern besiedelt.

Standort

Das Cephalanthero-Fagion erträgt im Vergleich zu den LRT's 9110 und 9130 Wechseltrockenheit. Der Seggen-Rotbuchenwald (Carici-Fagetum) ist kollin bis submontan verbreitet und in den Kalkgebieten von Saale und Unstrut, Finne und Südharz zerstreut in Hanglagen zu finden. Der Blaugras-Buchenwald (Seslerio-Fagetum) stockt kollin bis submontan auf trocken-warmen z.T. instabilen Steilhängen und südexponierten Hangschultern im Freyburger Muschelkalkgebiet, in der Südharzer Gipskarstlandschaft und bei Rübeland im Harz. Beide Gesellschaften besiedeln hauptsächlich flachgründige Rendzinen. Nach der Forstlichen Standorterkundung sind die Waldgesellschaften den folgenden Standortgruppen zugeordnet worden:

Carici-Fagetum: Klimastufe Um mit R3- und R3C-Standorten.

Seslerio-Fagetum: Um- und Mf-Lagen mit R2C-, R3- und R3C-Standorten.

Vorkommen

Die natürlichen und sehr empfindlichen Lebensräume werden u.a. wegen der Steillage forstlich sehr selten genutzt. Es sind oft Schutzwälder auf erosionsgefährdeten steilen Hängen, die zugleich Waldgrenzstandorte sind und nach § 30 Abs. 2 BNatSchG i.V.m. § 22 NatSchG LSA als geschützte Biotope unter Schutz stehen. Sie beherbergen eine Vielzahl „Rote Liste-Arten“ wie die namensgebenden Orchideen. Fast alle Standorte liegen in Naturschutzgebieten. Eine Holznutzung sollte der besonderen Schutz- und gegebenenfalls der Erholungsfunktion gerecht werden.

Pflege/Schutz

Es besteht ein Verschlechterungsverbot für die Lebensraumtypen. Der im Artikel 1 der FFH-Richtlinie definierte Begriff "Erhaltungszustand eines natürlichen Lebensraumes" umfasst alle Faktoren, die sich langfristig auf seine natürliche Verbreitung, Struktur und Funktionen sowie das Überleben seiner charakteristischen Arten auswirken können.

Ausgewählte lebensraumtypkennzeichnende (wertgebende) ArtenTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Literatur:

56, 57, 80, 88, 89, 98, 128, 147a, 148, 149, 179, 180, 182, 185, 209, 233, 244, 267, 272, 287, 289, 289a, 299, 323

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.

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