FFH-Gebiet "Huy nördlich Halberstadt"
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Der Dichter Johann Peter Hebel hat einst gesagt:
„Wir müssen nicht glauben, dass alle Wunder der Natur nur in anderen Ländern und Weltteilen seien. Sie sind überall. Aber diejenigen, die uns umgeben, achten wir nicht, weil wir sie von Kindheit an und täglich sehen.“.
Ein solches Wunder der Natur ist der Huy unweit von Halberstadt im nördlichen Harzvorland. Wie der Fallstein im Westen und Hakel im Osten, erhebt sich der Huy majestätisch aus den ihn umgebenden Feldern, was ihn zu einem landschaftlichen Blickfang macht.
Seine Laubmischwälder bieten auch aus der Nähe betrachtet ein besonderes Erlebnis. Noch bevor die Buchen und Eichen mit ihrem Laub den Boden beschatten, blühen das Busch‑Windröschen (Anemone nemorosa) und das Leberblümchen (Hepatica nobilis). Um die scheue Wildkatze (Felis silvestris) zu beobachten, braucht man schon etwas mehr Glück. Sie ist vorwiegend dämmerungs- bzw. nachtaktiv und zudem sehr scheu. Es gibt noch weitere Tiere, die erst nachts aus ihren Verstecken kommen. Dazu gehören auch die Fledermäuse, wie beispielsweise das Große Mausohr (Myotis myotis), welches im Huy seine Nahrung sucht, oder die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), die dort sogar ihre Jungen aufzieht. Etwas einfacher hat man es da mit dem Schwarzspecht (Dryocopus martius), Grauspecht (Picus canus) oder Mittelspecht (Leiopicus medius). Wenn man sie sehen oder zumindest hören will, muss man den Huy am Tag aufsuchen.
Der Huy hat aber nicht nur Wälder zu bieten. Besonders im Osten, nahe der Paulskopfwarte, kommen Trockenrasen auf Kalkgestein vor, welche zahlreichen seltenen Arten einen Lebensraum bieten. Darunter sind auch viele schön blühende Pflanzen, wie die Skabiosen‑Flockenblume (Centaurea scabiosa) oder die Kartäuser‑Nelke (Dianthus carthusianorum). Im Kollyteich kommt der Nördliche Kammmolch (Triturus cristatus) vor. Dieser ist unser größter heimischer Molch und zur Paarungszeit mit seinem zackigem Kamm und der roten, schwarz betupften Bauchseite ein richtiger kleiner Wasserdrache.
Auch der Rotmilan (Milvus milvus) brütet im Huy und jagt auf den umliegenden Feldern nach Mäusen. In Sachsen-Anhalt ist er noch ein häufiger Anblick, dabei ist er ebenfalls eine Besonderheit unserer heimischen Natur. Im Gegensatz zu seinem Vetter, dem Schwarzmilan (Milvus migrans), kommt der Rotmilan nur noch in Mittel- und Westeuropa vor. Von den weltweit etwa 20.000 Brutpaaren lebt ein Zehntel allein in Sachsen-Anhalt. Daran lässt sich auch die besondere Verantwortung erkennen, die wir für ihn haben. Sein Bestand ist seit dem Ende der DDR stark gesunken. Ein Grund hierfür sind Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung. Durch den vermehrten Anbau von Raps und Winterweizen kann er, genau zur Zeit der Jungenaufzucht, seine Beute kaum noch finden, da die Pflanzen dann sehr hoch und dicht stehen.
Aus diesen Gründen werden im Huy Maßnahmen ergriffen, um die Natur zu schützen und zu erhalten. Dabei geht es nicht nur um den Rotmilan, sondern auch um seltene und bedrohte Lebensräume. So wurden bei einem, mit EU-Mitteln geförderten, Projekt des Landschaftspflegeverbands „Grüne Umwelt“ die Trockenrasen entbuscht und anschließend mit Schafen und Ziegen beweidet. Dies entspricht der traditionellen Nutzung, ohne welche die Trockenrasen langfristig zuwachsen, zu Wald werden und damit verschwinden würden.