Brambach südwestlich Dessau (FFH0126)

Biberdamm und Bibersee in der Niederung des Wullenbaches © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbHBiberdamm und Bibersee in der Niederung des Wullenbaches © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH

Größe [ha]: 97
Landkreise und kreisfreie Städte: Anhalt-Bitterfeld; Stadt Dessau-Roßlau
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Dessau-Roßlau; Einheitsgemeinde Stadt Südliches Anhalt

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt ca. 7 km südwestlich von Dessau zwischen Dessau-Kochstedt und Quellendorf am nordwestlichen Rand der „Mosigkauer Heide“. Das Gebiet befindet sich zu weiten Teilen in einer leichten Senkenlage. Der Wullenbach, der in der Mosigkauer Heide entspringt und in die Taube mündet, durchfließt das Gebiet von Südosten nach Nordwesten. Die Grundwasserflurabstände betragen entlang des Wullenbachs lediglich 1 m bis 0,3 m. Das Gebiet erfasst eins der ältesten Naturschutzgebiete Sachsen-Anhalts, das NSG Brambach (Interaktive Karte der NSG).

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Vorherrschende Waldgesellschaft ist der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (70 ha), dessen Baumschicht von der Stiel-Eiche (Quercus robur) dominiert wird. Hinzu treten Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Winter-Linde (Tilia cordata), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) sowie Hänge- und Moor-Birke (Betula pendula, B. pubescens). Den Unterstand bestimmt Hainbuche (Carpinus betulus). Die Feldschicht kennzeichnen Arten wie Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Großes Hexenkraut (Circaea latetiana), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) oder Zittergras-Segge (Carex brizoides). Naturschutzfachlich bemerkenswert ist ein Bestand der Grünlichen Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha). In geringem Umfang treten Bestände des FFH-LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen auf. Die Feldschicht prägen hier Pfeifengras (Molinia caerulea), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Pillen-Segge (Carex pilulifera), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) und Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense). Als charakteristische Moose kommen Leucobryum glaucum und Polytrichum formosum vor. Auf den von Grundwasser beherrschten Standorten siedelt der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (9 ha). Es sind Bestände aus Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) und Flatter-Ulme (Ulmus laevis). Die Gewöhnliche Trauben-Kirsche (Prunus padus) fehlt im Gebiet. In der Strauchschicht kommt Hasel (Corylus avellana) vor. Die Feldschicht charakterisieren Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Knotige Braunwurz (Scrophularia nodosa) und Einbeere (Paris quadrifolia). Mosaikartig sind Erlenbruchwälder eingestreut.

Fauna

Seit dem Jahre 2007 existiert im Gebiet eine Ansiedlung des Bibers (Castor fiber). Durch den Anstau der Fließgewässer beeinflusst er die hydrologischen Verhältnisse, die durch Entwässerung bestimmt waren, positiv und nachhaltig. Trotz der vergleichsweise geringen Größe des Gebietes konnten insgesamt 13 Fledermausarten nachgewiesen werden (S. Tost, schriftl. Mitt.). Während von der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) Fortpflanzungsgemeinschaften im Gebiet bekannt sind, liegen vom Großen Mausohr (Myotis myotis) nur einzelne Nachweise vor. Reproduktionsnachweise aus dem Gebiet bzw. dessen direktem Umfeld existieren von Rauhaut-, Brandt-, Bart- und Fransenfledermaus (Pipistrellus nathusii, Myotis brandtii, M. mystacinus, M. nattereri) sowie Großem Abendsegler (Nyctalus noctula) und Braunem Langohr (Plecotus auritus).

Als wertgebende Insekten wurden Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia), Goldener Scheckenfalter (Euphydrias aurinia), Eschen-Scheckenfalter (Euphydrias maturna), Eremit (Osmoderma eremita), Heldbock (Cerambyx cerdo) und Hirschkäfer (Lucanus cervus) gemeldet. Die Angabe zur Grünen Keiljungfer könnte den Wullenbach betreffen, wo die Art aber aktuell nicht mehr existiert. Über das Vorkommen des Goldenen Scheckenfalters und des Eschen-Scheckenfalters wurde bereits 1887 berichtet. Gegenwärtig gibt es von beiden Arten keine Belege. Zu Eremit, Heldbock und Hirschkäfer liegen hingegen Alt- und aktuelle Nachweise in den Alteichen des Gebietes, z. B. am „Großen Stern“ und dessen Umfeld, vor.

Literatur: 95, 96, 207, 212, 264, 299, 407, 482

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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