Bresker Forst östlich Oranienbaum (FFH0130)

Erlen-Eschenwälder im Bresker Forst © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbHErlen-Eschenwälder im Bresker Forst © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH

Größe [ha]: 211
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Kemberg; Einheitsgemeinde Stadt Oranienbaum-Wörlitz

Gebietsbeschreibung

Der Bresker Forst, südlich von Gohrau im Wörlitzer Winkel gelegen, erfasst den Rand der Niederterrasse am Südrand des Elbetales, die schon zur „Dübener Heide“ gestellt wird. Nur im Westen ragt kleinflächig ein Bereich der Altaue in das Gebiet hinein. Auf den sandigen Standorten steht das Grundwasser hoch an, in Niederungen bestimmt es die Standortverhältnisse. Stellenweise sind flache Dünen ausgebildet. Das Gebiet wird vom Schrotemühlengraben, der zu Beginn des 18. Jh. als Hauptvorfluter angelegt wurde, entwässert

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Die Wälder im Gebiet werden von unterwuchsarmen Vorkommen des FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (124 ha) bestimmt. Diese bauen sich in der Baumschicht aus Stiel-Eiche (Quercus robur) und Hainbuche (Carpinus betulus) auf. Vielfach ist jedoch die Eiche bereits selektiv entnommen worden, so dass Hainbuchen-Reinbestände mittleren Alters angetroffen werden. Hier ist die Bodenvegetation spärlich und artenarm. Im Frühjahr dominiert eine schüttere Vegetation aus Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Echter Sternmiere (Stellaria holostea), Hain-Veilchen (Viola riviniana) und seltener Echtem Lungenkraut (Pulmonaria officinalis). Der Sommeraspekt setzt sich aus Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Weichem Honiggras (Holcus mollis), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Wald-Erdbeere (Fragaria vesca), Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense), Sauerklee (Oxalis acetosella), Großem Hexenkraut (Circaea lutetiana), Maiglöckchen (Convallaria majalis) und Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) zusammen.

Der in den Niederungen stockende FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (28 ha) weist nur noch vereinzelt eine gute Altersstruktur auf. Vielmehr herrschen Erlen- Bestände jungen und mittleren Alters vor. Die Baumschicht wird zumeist von der Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) bestimmt. Eine typische Art des Traubenkirschen-Erlen-Eschenwaldes ist die Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), während in älteren Beständen Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und seltener Flatter-Ulme (Ulmus laevis) hinzutreten. Charakteristische Arten der Feldschicht sind Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Wasser-Schwerlilie (Iris pseudacorus), Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gemeiner Frauenfarn (Athyrium felix-femina), Dorniger Wurmfarn (Dryopteris carthusiana), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) und Wasserdost (Eupatorium cannabinum).

Im Westen des Gebietes ändert sich dass Waldbild im Vergleich zu den Eichen-Hainbuchenwäldern deutlich. Hier ist im FFH-LRT 91F0 Hartholzauenwälder (15 ha) eine dichte Strauchschicht ausgebildet, in der Hasel (Corylus avellana) vorherrscht. Die Baumschicht wird aus Stiel-Eiche (Quercus robur) und Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) aufgebaut. Hinzu treten Flatter-Ulme (Ulmus laevis), Winter-Linde (Tilia cordata), Gewöhnliche Traubenkirsche (Padus avium) und vor allem Hainbuche (Carpinus betulus). In der an Arten reichen Strauchschicht kommen weiterhin u. a. Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea), Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna), Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus) und Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) vor. Der Boden deckende Frühjahrsaspekt wird von Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), Echter Sternmiere (Stellaria holostea), Gold-Nessel (Lamium galeobdolon) und Echtem Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) gebildet. Im Sommer herrschen Gräser und Stauden wie z. B. Wald-Ziest (Stachy sylvestris), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Wald-Flattergras (Milium effusum), Riesen-Schwingel (Festuca giganthea) und Zittergras-Segge (Carex brizoides) vor. Typisch für die Hainbuchen-Ausbildung des Hartholzauenwaldes auf nicht mehr überschwemmten Standorten kommen Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und Nickendes Perlgras (Melica nutans) vor.

Die im Wald liegenden Grünlandflächen können dem FFH-LRT 6510 Magerer Flachland-Mähwiesen (12 ha) angeschlossen werden. Nährstoffärmere Standorte tragen Honiggraswiesen, in denen das Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) regelmäßig auftritt. Nährstoffreichere Ausprägungen werden von Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) und Glatthafer (Arrhenatherum elatius) dominiert. Typische Arten sind außerdem Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Wiesen-Labkraut (Galium album), Silau (Silaum silaus) und Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis).

An der Nordgrenze durchfließt der Schrotemühlenbach das Gebiet. Mit Vorkommen charakteristischer Pflanzenartenarten, wie Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.), Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans) und Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), ist er dem FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (3 ha) zuzuordnen. Der hohe Gehalt an Eisenocker im Gewässer schränkt aber die Ausbildung des Lebensraumtyps deutlich ein.

Fauna

In Randbereichen des Gebietes existieren in Gräben mindestens zwei Ansiedlungen des Bibers (Castor fiber), während eine weitere, im zentralen Bereich gelegene, nur temporär besetzt ist. In den Gräben mit zeitweilig geringer Wasserführung errichten die Tiere Biberdämme und stauen damit wirksam das Wasser im Bereich ihrer Erdbaue auf. Über die Fledermausfauna des Gebietes existieren nur wenige Daten. Erwähnenswert ist aber das Vorkommen der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), die im Gebiet reproduziert. Für Wasser- und Brandtfledermaus (Myotis daubentonii, M. brandtii) und Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) ist das Vorhandensein von Wochenstuben nach vorliegenden Daten sehr wahrscheinlich. Vom Großen Mausohr (Myotis myotis) sind Männchen- bzw. Paarungsquartiere bekannt.
Lurche besiedeln die bewaldeten Uferbereiche des relativ strukturarmen Schrotemühlengrabens. Hier findet der Moorfrosch (Rana arvalis) einen geeigneten Sommerlebensraum. Das Gewässer weist nur eine artenarme Fischfauna auf, aber vereinzelt konnte der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) nachgewiesen werden.

An mehreren Eichen am südlichen Waldrand wurde der Heldbock (Cerambyx cerdo) festgestellt. Vorhandene Waldstrukturen haben das Potenzial für eine weitere Besiedlung. Das bestätigte sich auch bei der Prüfung gefällter Eichen am Nordrand des Gebietes, in denen im Kronenbereich der Bäume Bohrlöcher des Heldbocks (Cerambyx cerdo) festgestellt wurden.

Literatur: 264, 287, 298, 407, 553

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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