Devonkalkgebiet bei Elbingerode und Rübeland (FFH0082)

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation, Kalkpionierrasen und kalkhaltigen Schutthalden (LRT 8210, 6110* und 8160*) © Büro für Umweltplanung Dr. Friedhelm MichaelKalkfelsen mit Felsspaltenvegetation, Kalkpionierrasen und kalkhaltigen Schutthalden (LRT 8210, 6110* und 8160*) © Büro für Umweltplanung Dr. Friedhelm Michael

Größe [ha]: 424
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Oberharz am Brocken; Einheitsgemeinde Stadt Blankenburg (Harz)

Gebietsbeschreibung

Das Gebiet umfasst weite Teile des devonischen Kalkgebietes mit Schwerpunkten nördlich von Elbingerode, so die steilen Bodehänge nördlich von Rübeland und bei Neuwerk einschließlich einiger Plateauflächen (Kaltes Tal, Schmiedeberg, Garkenholz), das Kreuztal und den Krockstein sowie Flächen beidseitig der B 27 in Richtung Hüttenrode. Es erstreckt sich im „Mittelharz“ in einer Höhenlage von 380 bis 530 m ü. NN.

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Die Trockenrasen entsprechen dem FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (48 ha). Typischen Arten sind Fransen- Enzian (Gentianella ciliata) und Deutscher-Enzian (Gentianella germanica). Zu den Orchideenarten zählt u. a. das Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula). Das Kleine Knabenkraut (Orchis morio) kann bereits seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr nachgewiesen werden. In Sachsen-Anhalt seltene Arten, die hier vorkommen, sind Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis), Wald-Windröschen (Anemone sylvestris) und Wiesen-Vermeinkraut (Thesium pyrenaicum) Der FFH-LRT 6110* Kalk-Pionierrasen (1 ha) befindet sich kleinflächig an Felskuppen oder auf Felsbändern mit Steinquendel (Acinos arvensis), Quendel-Sandkraut (Arenaria serpyllifolia), Scharfem Mauerpfeffer (Sedum acre) und Trauben-Gamander (Teucrium botrys).Kleinflächig ist der FFH-LRT 6230* Borstgrasrasen (5 ha) auf Standorten mit oberflächiger Versauerung entwickelt. Als typische Arten treten Gemeines Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) und Hunds-Veilchen (Viola canina) auf.

Die Bestände des FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (5 ha) sind im Gebiet als Frauenmantel-Glatthafer-Wiese entwickelt und beherbergen charakteristische Pflanzenarten, wie Gemeinen Frauenmantel (Alchemilla vulgaris), Gemeines Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) und Gemeines Zittergras (Briza media). Die Flächen des FFH-LRT 6520 Berg-Mähwiesen (77 ha) sind zumeist auf der Hochfläche anzutreffen. Auf frischeren Standorten treten sie als Waldstorchschnabel-Goldhafer-Wiese auf, bei stärkerer Trockenheit als Laserkraut-Goldhafer-Wiese. Diese sind mit Abbiss-Pippau (Crepis praemorsa), Berg-Klee (Trifolium montanum), Heil-Betonie (Betonica officinalis), Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia), Kopfige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare), Arnika (Arnica montana) und vielen anderen Arten außerordentlich reich. Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata) und Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride) besitzen hier ihre letzten Fundorte im Harz. Auf feuchteren Standorten wandert die Trollblume (Trollius europaeus) ein.

Auf bewegtem Kalkschutt siedeln der FFH-LRT 8160* Kalkhaltige Schutthalden (0,1 ha) und an Felsen der FFH-LRT 8210 Kalk-Felsspaltenvegetation (10 ha). Sie werden durch die Gesellschaften des Schmalblättrigen Hohlzahns (Galeopsis angustifolia), der Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) und des Ruprechtsfarns (Gymnocarpium robertianum) vertreten.

Im Gebiet kommen nicht touristisch erschlossene Höhlen als FFH-LRT 8310 vor. Zum FFH-Gebiet gehört auch die Baumannshöhle, die seit 1668 von Menschen besucht wird und heute in weiten Teilen der touristischen Nutzung unterliegt. Sie gehört zu den ältesten geschützten Höhlen in Deutschland. Für die Baumannshöhle erließ am 10.04.1668 Rudolf August, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, nachdem die Tropfsteinbildungen mutwillig beschädigt worden waren, eine Verordnung zu deren Schutz. Darin heißt es, dass „selbige Höhle in fremden Ländern mehr als dieses Orts gerühmt, auch von allen verständigen Leuten für ein sonderbares Wunderwerk der Natur jederzeit gehalten“ worden sei. In derselben dürfte „nichts verdorben oder vernichtet“ werden und es dürfte niemand „von fremden losen Gesindlein unangemeldet hineingelassen“ werden. Ein Bergmann wurde mit der Aufsicht der Höhle betraut.

Anspruchsvolle Buchen-Wälder des FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (12 ha) finden sich im oberen Hangbereich des Bodetales. In der Krautschicht treten u. a. Leberblümchen (Hepatica nobilis) und Seidelbast (Daphne mezereum) auf. Bemerkenswert ist das Vorkommen des Blaugras-Rotbuchen-Waldes als Gesellschaft des in Sachsen-Anhalt seltenen FFH-LRT 9150 Orchideen-Buchenwald (6 ha). Der FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangmischwälder (18 ha) kommt überwiegend auf den sehr steilen Unterhängen zur Bode vor. Typische Arten der Krautschicht sind Silberblatt (Lunaria rediviva), Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava), Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora), Christophskraut (Actaea spicata), Gelber Eisenhut (Aconitum vulparia) und Ebensträußige Margerite (Tanacetum corymbosum).

Fauna

Das Gebiet gehört zum Lebensraum von Luchs (Lynx lynx) und Wildkatze (Felis silvestris). Zudem überwintern zahlreiche Fledermausarten in den natürlichen und anthropogen entstandenen Höhlen, wie zum Beispiel im Bismarcktunnel. Hier findet man unter anderem Großes Mausohr (Myotis myotis) und Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), aber auch Brandt- und Bartfledermaus (Myotis brandti, M. mystacinus) sowie die Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii) (Ohlendorf mdl. Mitt.). Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) tritt vor allem während der Schwärmzeit in Erscheinung. In der Fortpflanzungszeit konnte auch die Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) nachgewiesen werden.

In den Trockenrasen und Kalkfelsen leben Zauneidechse (Lacerta agilis) und Schlingnatter (Coronella austriaca).

Literatur: 30, 79, 308, 336, 337, 338

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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