Muschelkalkhänge westlich Halle (FFH0123)

Muschelkalkhänge westlich Halle © RANA - Büro für Ökologie und NaturschutzMuschelkalkhänge westlich Halle © RANA - Büro für Ökologie und Naturschutz

Größe [ha]: 114
Landkreise und kreisfreie Städte: Saalekreis
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Salzatal

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet erstreckt sich als ein schmales Band zwischen den Ortschaften Bennstedt, Köllme und Lieskau und wird geologisch von der Steilkante des Muschelkalkausstriches am West- und Nordrand der Passendorfer Mulde im „Östlichen Harzvorland“ gebildet. Hier befindliche Steinbrüche wurden nach der Aufgabe des Abbaus von der Kugelblume (Globularia bisnagarica) besiedelt, die heute Massenbestände bildet. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Muschelkalkhänge der Nietleben-Bennstedter Mulde (Interaktive Karte der NSG).

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Der Wert des FFH-Gebietes wird durch die großflächigen, naturnahen und artenreichen Magerrasen bestimmt.
Die bedeutendsten Bestände nimmt der FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (7 ha) ein. Auf den steilen, von Schottern überlagerten Hängen und extrem flachgründigen Standorten treten vor allem Gamander-Blaugras-Rasen auf. Die mittel- bis tiefgründigen Unterhänge werden von der Furchenschwingel-Fiederzwenken-Gesellschaft besiedelt. Kennzeichnende Arten dieser Gesellschaften sind Blaugras (Sesleria albicans), Nadelröschen (Fumana procumbens), Astlose Graslilie (Anthericum liliago), Hügel-Meier (Asperula cynanchica) und Graufilziges Sonnenröschen (Helianthemum canum). Als weitere charakteristische Arten kann auf Erd-Segge (Carex humilis), Blaugrünes Labkraut (Galium glaucum), Echten Gamander (Teucrium chamaedrys), Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus), Frühblühenden Thymian (Thymus praecox) und Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca) verwiesen werden.
Weiterhin kommen Gesellschaften des FFH-LRT 6240* Steppen-Trockenrasen (0,6 ha) mit Arten wie Pfriemengras (Stipa capillata), Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), Pferde-Sesel (Seseli hippomarathrum) und Steppen-Wolfsmilch (Euphorbis seguieriana) vor.

Auf extrem flachgründigen Standorten siedeln die Steinkraut-Blauschwingel-Flur und der Gamander-Perlgras-Schuttrasen des FFH-LRT 6110* Kalk-Pionierrasen (0,1 ha). Hier wachsen neben den namengebenden Arten Zwerg-Steppenkresse (Hornungia petraea), Zwerg-Hornkraut (Cerastium pumilum) und Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre).

Auf frischen Talstandorten ist Grünland des FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (1,5 ha) ausgebildet. Dabei handelt es sich um Glatthafer-Wiesen mit Wilder Möhre (Daucus carota), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) und Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis ssp. pratensis).

Fauna

Die Strukturvielfalt des Gebietes und seine ortsnahe Lage sind Gründe dafür, dass hier eine artenreiche Fledermausfauna anzutreffen ist. Nach Hahn (mdl. Mitt.) sind besonders das individuenreiche Vorkommen der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), aber auch das Auftreten des Großen Mausohrs (Myotis myotis) von Bedeutung. Daneben nutzt auch eine Vielzahl weiterer Arten wie Brandt-, Bart- ,und Fransenfledermaus (Myotis brandtii, M. mystacinus, M. nattereri), Großer und Kleinabendsegler (Nyctalus noctula, N. leisleri), Wasser-, Zwerg-, Mücken- und Rauhautfledermaus (Myotis daubentonii, Pipistrellus pipistrellus, P. pygmaeus, P. nathusii) sowie Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Graues und Braunes Langohr (Plecotus austriacus, P. auritus) das Gebiet als Nahrungshabitat bzw. hat hier seine Fortpflanzungsstätten. Die meisten der Arten nutzen die ehemaligen Stollen im Muschelkalk auch als Winterquartier. Nach Hahn (mdl. Mitt.) ist neben den regelmäßigen Nachweisen der Mopsfledermaus (Barbastellus barbastellus) und des Großen Mausohrs (Myotis myotis) der erst kürzlich erfolgte Fund der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) von besonderem Interesse. Er stellt einen der nördlichsten Belege in Sachsen-Anhalt dar und ist somit Ausdruck einer aktuell stattfindenden Ausbreitung der Art.

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) besiedelt nahezu alle Bereiche der Muschelkalkhänge mit offener Vegetation in recht bemerkenswerter Anzahl.

Literatur: 207, 212, 430

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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