Tangelnscher Bach und Bruchwälder (FFH0004)

Tangelnscher Bach © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbHTangelnscher Bach © LPR - Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH

Größe [ha / km]: 443 / 1
Landkreise und kreisfreie Städte: Altmarkkreis Salzwedel
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf

Gebietsbeschreibung

Der Gewässerlauf in der Landschaft der „Altmarkheiden“ südwestlich der Ortslage Beetzendorf einschließlich seiner angrenzenden Niederungslandschaft mit Rotbuchen-Wald, Erlen-Eschen-Wäldern, Erlen-Bruchwäldern und Feuchtwiesen wurde 2018 mit Inkrafttreten der Landesverordnung Natura 2000 (N2000-LVO
LSA) rechtlich gesichert. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Beetzendorfer Bruchwald und Tangelnscher Bach (Interaktive Karte der NSG).

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Der Tangelnsche Bach weist besonders im Oberlauf natürliche bis naturnahe Fließstrecken mit Mäander- und Kolkbildungen, sandig-kiesigen Sohlensubstraten sowie randlich begleitenden Erlen-Quellwäldern auf. Im Mittel- und Unterlauf stehen sandig-schlammige Sohlensubstrate an, die Gewässerlinie wird zunehmend gestreckter und die Erlen-Quellwälder gehen in Erlen-Eschen-Wälder bzw. Erlen-Brüche über. Insgesamt ca. 80 % des Fließgewässers sind dem FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (7 ha) zuzustellen. Als charakteristische Arten kommen Berle (Berula erecta), Bachbunge (Veronica beccabunga), Echte Brunnenkresse (Nasturtium officinale agg.), Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Flutender Schwaden (Glyceria fluitans) und Brunnen-Lebermoos (Marchantia spec.) vor.

Der FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (10 ha) ist im Gebiet linear an Gewässerufern und Waldrändern ausgebildet. Für weitere 2 ha besteht ein Entwicklungspotenzial. Flächige Bestände kommen gelegentlich auf Waldlichtungen und Feuchtwiesenbrachen vor. Dabei handelt es sich größtenteils um Feuchtwiesensäume aus Großem Mädesüß (Filipendula ulmaria), Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre) und Rauhaarigem Weidenröschen (Epilobium hirsutum), die mit Arten der Seggenriede und Feuchtwiesen vergesellschaftet sind. Als typische Begleitbiotope von Gewässer- und Waldbiotopkomplexen sind sie i. d. R. nicht gesondert flächenmäßig erfasst, sodass diese in den Angaben zu den Waldflächen enthalten sind.
Die artenreichen Grünländer des FFH-Gebietes können vielerorts dem FFH-LRT 6510 Mageren Flachland-Mähwiesen (23 ha) angeschlossen werden. Sie kommen als feuchte Ausprägung mit Weichem Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) und Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) vor allem auf den extensiv genutzten Bereichen in Bachnähe vor und beherbergen Feuchtwiesenarten wie Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Kriechenden Hahnenfuß (Ranunculus repens) und Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis). Auf höher gelegenen, trockeneren Wiesenflächen tritt der Glatthafer (Arrhenatherum elatius) als dominantes Gras auf. Beigestellte Frischwiesenarten sind hier Wilde Möhre (Daucus carota), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) und Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris). Durch intensive oder fehlende Nutzung verarmte Grünländer können ein Entwicklungspotenzial zum LRT besitzen (80 ha). Diese können bereits schon durch regelmäßige, zweischürige Mahd und Verzicht auf Stickstoffdüngung zu mageren Flachland-Mähwiesen entwickelt werden.

Die Wälder im Gebiet werden von Beständen des FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwäldern (ca. 80 ha) bestimmt. Sie kommen großflächig in Form zusammenhängender Waldgebiete, linear als Galeriewälder und kleinflächig als Restwaldbestände vor. Am Oberlauf des Tangelnschen Baches sind diese Erlen-Eschen-Wälder eng mit sumpfigen Erlen-Quellwäldern in der Ausprägung der Bitterschaumkraut-Erlen-Brüche verbunden. Weiter unterhalb gehen diese in seggenreiche Erlen-Eschen-Wälder und Großseggen-Erlen-Brüche über. Erlen-Eschen-Wälder in ihrer typischen Ausprägung mit Wechselblättrigem Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), Großem Hexenkraut (Circaea lutetiana), Bitterem Schaumkraut (Cardamine amara), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa) und Großem Zweiblatt (Listera ovata) sind dann vermehrt am Unterlauf des Fließgewässers zu finden. Des Weiteren kommen im NSG „Beetzendorfer Bruchwald und Tangelnscher Bach“ kleinflächige Bestände des FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder (ca. 5 ha) vor, die bemerkenswerte Vorkommen des Breitblättrigen Sitters (Epipactis helleborine) beinhalten.

Fauna

Hervorzuheben sind die Nachweise des Fischotters (Lutra lutra). Die Art frequentiert regelmäßig die Gewässer des Gebietes, dem damit auch eine wichtige Funktion als Migrationsraum zukommt. Außerdem stellen die ausgedehnten Feuchtgebiete mit einem großen Insektenangebot hervorragende Jagdgebiete für zahlreiche Fledermausarten dar. Neben Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Großem Mausohr (Myotis myotis), sind hier Brandt-, und Bart- sowie Wasserfledermaus (Myotis brandtii, Myotis mystacinus, Myotis daubentonii) zu nennen. Von der Fransenfledermaus (Myotis nattereri) sind Sommerquartiere in Fledermauskästen bekannt.
Erfassungen zur Fischfauna im Tangelnschen Bach ergaben mehrfach Nachweise des Bachneunauges (Lampetra planeri) sowohl als Larven (Querder) als auch als adulte Tiere, so dass ein reproduktiver Bestand angenommen werden kann (Fangstatistik LHW).

Das FFH-Gebiet hat für eine Reihe waldbewohnender Brutvögel Bedeutung. Hervorzuheben sind hier die Vorkommen des Mittelspechtes (Dendrocopos medius) in hoher Bestandsdichte sowie des Kranichs (Grus grus).

Literatur: 5, 41, 207, 212, 237, 279, 413, 454, 475, 511

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

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