Ecker- und Okertal (FFH0044)
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Größe [ha]: 267
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Osterwieck; Einheitsgemeinde Stadt Ilsenburg (Harz); Einheitsgemeinde Nordharz
Gebietsbeschreibung
Teilweise im Nationalpark „Harz“ gelegen, umfasst das FFH-Gebiet Teilgebiete der Flussläufe von Ecker und Oker im nordwestlichen Harzgebirge im Grenzbereich zu Niedersachsen und reicht von der montanen Stufe bis in den kollinen Bereich des „Nördlichen Harzvorlandes“. Das geschützte Flussgebiet der Ecker erstreckt sich vom Zillierwald unterhalb der Eckertalsperre bis zur Landesgrenze östlich von Vienenburg. Ebenfalls direkt im Grenzbereich zu Niedersachsen gelegen ist das Flussgebiet der Oker zwischen den Ortschaften Wülperode und Göddeckenrode. Das Kerbtal ist stark reliefiert und weist Höhenunterschiede zwischen 160 m ü. NN und 620 m ü. NN auf. Die Oker fließt im FFH-Gebiet ausschließlich in der Ebene bei 105 – 120 m ü. NN. Beide Gewässer sind sauerstoffreiche, sommerkühle Gewässer, deren Abflussverhalten durch den Ecker-Talsperrenbetrieb beeinflusst wird. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Okertal (Interaktive Karte der NSG).
Ausgewählte Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie
- 3150 - Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
- 3260 - Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion
- 4030 - Trockene europäische Heiden
- 6130 - Schwermetallrasen (Violetalia calaminariae)
- 6430 - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
- 9110 - Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
- *9180 - Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
- *91E0 - Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie
Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie
- Braunes Langohr (Plecotus auritus)
- Fransenfledermaus (Myotis nattereri)
- Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)
- Haselmaus (Muscardinus avellanarius)
- Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)
- Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
- Schlingnatter (Coronella austriaca)
- Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)
- Wildkatze (Felis silvestris)
- Zauneidechse (Lacerta agilis)
- Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)
Lebensraumtypen und Flora
Die Auenwälder des FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (50 ha) prägt der Hainmieren-Schwarzerlen-Wald. Als typische Arten werden Weiße Pestwurz (Petasites albus), Platanenblättriger Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius), Rauhaariger Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum) und Winkel-Segge (Carex remota) angetroffen. In den bachbegleitenden Erlen-Eschen-Wäldern der planaren und collinen Stufe sind Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale), Breitblättriger Sitter (Epipactis helleborine), Grüne Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), Fuchs´ Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii), Märzenbecher (Leucojum vernum) und Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) zu finden. Der FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (30 ha) ist an den Hängen der Ecker verbreitet und wird sich mit dem gegenwärtig geförderten forstlichen Buchenvoranbau weiter ausdehnen.
In den Fließgewässern trifft man Bestände des FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (23 ha) an. Dieser Lebensraum ist vor allem in der Oker und in geringerem Maße auch in der Ecker mit Beständen des Flutenden Hahnenfußes (Ranunculus fluitans) und der Bachbunge (Veronica beccabunga) ausgeprägt. Nahe Stapelburg befinden sich im Auenbereich der Ecker mehrere kleine Standgewässer mit eutropher Vegetation des FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (0,2 ha). Hier kommen Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus) und Gemeiner Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis) vor. Hochstaudenfluren treten flächig als FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (10 ha) auf und umfassen u. a. die Mädesüß-Sumpfstorchschnabel-Gesellschaft, nitrophile Flussufersaumgesellschaften und Schleiergesellschaften. Im Bereich des Oker-Schutzgebietes sind die nitrophilen Ufergesellschaften stark mit Neophyten durchsetzt, so mit Drüsigem Springkraut (Impatiens glandulifera), Japanischem Staudenknöterich (Reynoutria japonica), Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) und Kanadischer Goldrute (Solidago canadensis). Der Neophytenanteil hat im Laufe von 20 Jahren von 1990 bis heute erheblich zugenommen. In der submontanen und montanen Stufe der Ecker treten die Neophyten zurück und die Goldkälberkropf- und die Waldziest-Springkraut-Saumgesellschaft herrschen vor.
Heiden werden durch den FFH-LRT 4030 Trockene europäische Heiden (3 ha) vertreten, die kleinflächig auf der Flussterrasse der Ecker gefunden wurden. Charakteristische Arten sind neben Besenheide (Calluna vulgaris) Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Färber-Ginster (Genista tinctoria) und Blutwurz (Potentilla erecta). Die Schwermetallrasen des FFH-LRT 6130 (4 ha) befinden sich sowohl an der Oker als auch an der Ecker und hier vor allem im Bereich der Schuler Hütte in einem guten Erhaltungszustand. Leitarten sind die Kupferblume (Minuartia verna ssp. hercynica), die schwermetalltolerante Form des Taubenkropf-Leimkrautes (Silene vulgaris var. humilis) und die Galmei-Grasnelke (Armeria maritima ssp. halleri). Entlang der Ecker, besonders unterhalb der Talsperre, gibt es mehrere Steinbrüche mit interessanten Kryptogamengesellschaften. Hier kommen Lanzen-Schildfarn (Polystichum lonchitis), Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum), Brauner, Grünstieliger, Nördlicher und Schwarzstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes, A. viride, A. septentrionale, A. adiantumnigrum) vor, wobei letztgenannte Art seit 2010 verschollen ist. Bemerkenswert sind zudem die Strauch- und Krustenflechten, u. a. Stereocaulon nanodes, Porpidia tuberculosa und Lecanora polytropha.
Fauna
Im Waldgebiet des Eckertals leben Wildkatze (Felis sylvestris), Siebenschläfer (Glis glis) und Haselmaus (Muscardinus avellanarius). Das FFH-Gebiet ist außerdem Streifgebiet des Luchses (Lynx lynx). Seit der Auswilderung der Art im Jahre 2000 ist die kleine Mufflon-Population des Gebietes verschwunden.
Bemerkenswert sind die Vorkommen der Schlingnatter (Coronella austriaca). Dass auch die Zauneidechse (Lacerta agilis) das Gebiet besiedelt, ist sehr wahrscheinlich.
Als wertgebende Lurche seien Kammmolch (Triturus cristatus), Bergmolch (Triturus alpestris) und Feuersalamander (Salamandra salamandra) erwähnt.
In den Flüssen kommen als FFH-relevante Arten Groppe (Cottus gobio), Bachforelle (Salmo trutta fario) und Schmerle (Neomachailus barbatulus) vor. Einzelnachweise gibt es für das Bachneunauge (Lampetra planeri).
Außerdem lebt in den Eichen-Buchen-Wäldern an der Ecker der Hirschkäfer (Lucanus cervus).
Literatur: 25, 30, 46, 79, 162, 207, 212
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Links / Dokumente
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen
Auf den Flächen innerhalb des Nationalparks Harz gilt das Gesetz über den Nationalpark „Harz (Sachsen-Anhalt)“.
GVBl. LSA 2005, S. 816
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte des Gebietes finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.