Jeggauer Moor (FFH0019)

Drömlingsgraben © RANA - Büro für Ökologie und NaturschutzDrömlingsgraben © RANA - Büro für Ökologie und Naturschutz

Größe [ha]: 55
Landkreise und kreisfreie Städte: Altmarkkreis Salzwedel
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Klötze; Einheitsgemeinde Hansestadt Gardelegen

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt am Flötgraben zwischen Trippigleben und Jeggau im „Drömling“. Es erfasst ein Niedermoorgebiet mit Moorwald, Wasserpflanzengesellschaften in den Gräben sowie Grünland.

Ausgewählte Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Kennzeichnend für das Gebiet ist eine auffällige Häufung westlich verbreiteter Florenelemente, wie Efeublättriger Hahnenfuß (Ranunculus hederaceus), Flutender Sellerie (Apium inundatum), Pillenfarn (Pilularia globulifera) und Rankender Lerchensporn (Ceratocarpos claviculata). Es repräsentiert damit in besonderer Weise die Flora des atlantisch geprägten Drömlings. Verbreitet treten im Gebiet feuchte Rasenschmielen- und Honiggras-Wiesen auf, die, wenn nicht eindeutig zu den Feuchtwiesen zu stellen, dem FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (ca. 10 ha) zugeordnet werden können. Die relativ artenarmen Bestände sind neben den namengebenden Arten durch Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Rot-Straußgras (Agrostis capillaris), Gemeine Hainsimse (Luzula campestris), Rot-Schwingel (Festuca rubra), Sauerampfer (Rumex acetosa), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) oder Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) gekennzeichnet.

In den kaum fließenden Gräben siedeln zahlreiche Pflanzengesellschaften des FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (ca. 5 ha). Hier kommen bestandsprägend Wasserschweber wie Kleine und Untergetauchte Wasserlinse (Lemna minor, L. trisulca) sowie Teichlinse (Spirodela polyrhiza) und Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis) und Wasserfeder (Hottonia palustris), Arten der submersen Laichkrautfluren wie Alpen- und Stumpfblättriges Laichkraut (Potamogeton alpinus, P. obtusifolius) als auch Schwimmblattgesellschaften mit Wasser-Knöterich (Polygonum amphibium) und Schwimmendem Laichkraut (Potamogeton natans) vor.
Neben diesem eutrophen Gewässer-Lebensraumtypen siedeln vor allem in geräumten Gräben artenarme Dominanzbestände von Grundrasen des FFH-LRT 3130 Oligo- bis mesotrophe saure Gewässer mit Strandlings- und Zwergbinsenvegetation (< 1 ha). Zu Efeublättrigem Hahnenfuß (Ranunculus hederaceus), Flutendem Sellerie (Apium inundatum) und Pillenfarn (Pilularia globulifera) treten auch Zwiebel-Binse (Juncus bulbosus) und Nadel-Sumpfsimse (Eleocharis acicularis). Die fortwährende Existenz dieser Grundrasen ist auf die periodische Räumung der Gräben angewiesen, die konkurrenzschwache Standorte für die rasige Ansiedlung dieser Arten schafft.

Der FFH-LRT 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore (ca. 2 ha) erfasst von Torfmoos geprägte Ausbildungen mit Sphagnum fallax und Sphagnum squarrosum, in denen auch Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium) und Hunds-Straußgras (Agrostis canina) siedeln. Weiterhin kommen Schnabel- und Grau-Segge (Carex rostrata, C. canescens), Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora) und Spitzblütige Binse (Juncus acutiflorus) vor.

Im Gebiet siedelt ein Bestand des FFH-LRT 91D0* Moorwälder (2 ha). Seine Baumschicht bauen Moor- und Hänge-Birke (Betula pubescens, B. pendula), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und Stiel-Eiche (Quercus robur) auf. In der Strauchschicht wachsen Grau- und Ohr-Weide (Salix cinerea, S. aurita) sowie Faulbaum (Frangula alnus). Charakteristische Arten der Feldschicht sind Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Pfeifengras (Molinia caerulea), Wiesen-Segge (Carex nigra), Glockenheide (Erica tetralix) und Hunds-Straußgras (Agrostis canina) sowie die Moose Aulacomnium palustre, Polytrichum commune und verschiedene Torfmoosarten, zu denen Sumpf-Reitgras (Calamgrostis canescens), Schnabel- und Blasensegge (Carex rostrata, C. vesicaria), Wassernabel (Hydocotyle vulgaris), Spitzblütige Binse (Juncus acutiflorus), Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre) und Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris) treten.

Fauna

Der Fischotter (Lutra lutra) frequentiert das Gebiet regelmäßig, allein für sich dürfte es aber als dauerhafter Lebensraum jedoch zu klein sein. Im Zusammenhang mit dem gesamten Grabensystem im Drömling bildet das Jeggauer Moor aber einen guten Lebensraum für die Art.

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) findet auf trockenen Stellen zusagende Bedingungen.

Bei Erfassungen der Lurche konnten Laubfrosch (Hyla arborea) und Moorfrosch (Rana arvalis) als recht verbreitet im Gebiet nachgewiesen werden. Knoblauchkröten (Pelobates fuscus), Kreuzkröten (Bufo calamita) und Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) wurden nur vereinzelt beobachtet.

Da die Moordammgräben und der Flötgraben weitgehend von Grundräumungen und Ausbaumaßnahmen verschont geblieben sind, findet sich hier ein relativ individuenstarker Bestand des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis), obwohl an manchen Stellen eine stärkere Eisenockersedimentation festzustellen ist.

Es gibt Sichtbeobachtungen von Imagines der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis). Sichere Bodenständigkeitsnachweise konnten bisher jedoch nicht erbracht werden.

Das Gebiet befindet sich innerhalb eines EU SPA und ist bedeutsam als Lebensraum verschiedener Vogelarten. Hervorzuheben sind dabei die Brutvorkommen von Neuntöter (Lanius collurio) und Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria).

Literatur: 15, 28, 207, 212, 264, 370, 406, 447, 511

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Naturschutzgebiet "Ohre Drömling" rechtlich gesichert.

NSG-Verordnung "Ohre-Drömling"

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte des Gebietes finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

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