Salziger See nördlich Röblingen am See (FFH0165)

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Größe [ha]: 518
Landkreise und kreisfreie Städte: Mansfeld-Südharz
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Seegebiet Mansfelder Land

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet erfasst den ehemaligen Salzigen See im „Östlichen Harzvorland“. Der langjährige Kupferschieferbergbau senkte den Karstwasserspiegel, so das 1892 bis 1895 etwa 75 Mio. m3 Wasser über den Großerdfall „Teufe“ in den Untergrund versanken. Daraufhin wurde der Salzige See trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt, so dass nur Restgewässer wie der Bindersee verblieben. Nach Einstellung der Wasserhaltung im Grubengebäude des Kupferschieferbergbaus nach 1990 kam es zum Wiederanstieg des Karstwassers, was zu Vernässungen des ehemaligen Seebodens führte, so dass sich große Schilfflächen ausbilden konnten. Heute erstrecken sich hier weite Sukzessionskomplexe. An den steilen Uferböschungen des ehemaligen Sees aus Zechstein und Buntsandsteinschichten haben sich unter den subkontinentalen Klimaverhältnissen trockene Vegetationskomplexe erhalten. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Salziger See (Interaktive Karte der NSG).

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Auf dem ehemaligen Seegrund bildeten sich unter Einwirkung von Salzwasser halotolerante Pflanzengesellschaften aus, die teilweise dem FFH-LRT 1340* Salzwiesen des Binnenlandes (17 ha) zugeordnet werden können. Es sind wiesenartige Bestände der Strandaster-Salzschwaden-Gesellschaft. Als charakteristische Arten seien Strand-Aster (Aster tripolium), Salz-Schwaden (Puccinellia distans), Salz-Binse (Juncus gerardii), Salz-Hornklee (Lotus tenuis), Salz-Steinklee (Melilotus dentata), Salzbunge (Samolus valerandi), Flügelsamige und Salz-Schuppenmiere (Spergularia media, S. salina), Gewöhnlicher Queller (Salicornia europaea), Sode (Suaeda maritima), Gelbe Spargelerbse (Tetragonollobus maritimus), Echter Eibisch (Althaea officinalis) und Wiesen-Gerste (Hordeum secalinum) genannt.

Stehende Gewässer einschließlich ihrer Röhrichtvegetation des FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (16 ha) und Fließgewässer des FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (< 0,1 ha) weisen Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus) und Teichfaden (Zanichellia palustris) auf.

Besonders prägt der FFH-LRT 6240* Steppen-Trockenrasen (5 ha) das Gebiet. Dabei handelt es sich um Federgras-Trocken- und Adonisröschen-Halbtrockenrasen, die vielfach als Folge der Verbrachung stark vergrast sind und Streuschichten aufweisen. Charakteristische Arten sind Pfriemengras (Stipa capillata), Feinblättrige Schafgarbe (Achillea setacea), Adonisröschen (Adonis vernalis), Bartgras (Botriochloa ischaemum), Gänsesterbe (Erysimum crepidifolium), Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana), Walliser Schwingel (Festuca valesiaca), Graue und Gelbe Skabiose (Scabiosa canescens, S. ochroleuca), Sand-Fingerkraut (Potentilla incana), Dänischer Tragant (Astragalus danicus), Echter Gamander (Teucrium chamaedrys), Dunkles Zwerg-Honkraut (Cerastium pumilum) und Früher Ehrenpreis (Veronica praecox).
An kontinentalen Arten veramte Bestände wurden als FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (5 ha) erfasst. Der FFH-LRT 6110* Kalk-Pionierrasen (0,3 ha) weist unter anderem Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides), Quendel-Sandkraut (Arenaria serpyllifolia), Dunkles Zwerg-Hornkraut (Cerastium pumilum), Hungerblümchen (Erophila verna) oder Einjährigen Ziest (Stachys annua) auf.
Im Gebiet konnte eine Fläche mit dem FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (< 0,1 ha) aufgenommen werden. Es handelt sich dabei um eine stark mit Röhrichtpflanzen durchsetzte Brennnesselflur.

Der FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (1 ha) tritt nur in einem sehr kleinen Bestand auf. Es ist ein Feldulmen-Hangwald. Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnataum), Kleiner Odermennig (Agrimonia eupatoria), Brennnessel (Urtica dioica) und Kleb-Labkraut (Galium aparine) prägen die Feldschicht.

Fauna

Auf den trockenen, sonnenexponierten Hängen lebt die Zauneidechse (Lacerta agilis).
Die teilweise vorhandenen Stellen mit Rohböden bieten sowohl Kreuz- und Wechselkröte (Bufo calamita, B. viridis) als auch der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) gute Bedingungen für ihre Tagesverstecke. Das Gebiet gehört auch zum Areal des Laubfrosches (Hyla arborea). Die Gewässer werden vom Moorfrosch (Rana arvalis) besiedelt.
Am Ufer des Bindersees setzt sich das Vorkommen der Schmalen Windelschnecke (Vertigo angustior) vom Süßen See fort, da beide Seen durch zwei Gräben in Verbindung stehen. Darüber hinaus wird noch die Salzquelle bei Aseleben als Fundort angegeben.

Als wesentlicher Bestandteil eines EU SPA besitzt das FFH-Gebiet eine herausragende Bedeutung als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet zahlreicher Vogelarten. Hier brütet ein beachtlicher Anteil des Blaukehlchen (Luscinia svecica)-Gesamtbestandes Sachsen-Anhalts. Landesweite Bedeutung haben auch die Brutbestände von Schilf- und Drosselrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus, A. arundinaceus), Rohrschwirl (Locustella luscinioides) und Bartmeise (Panurus biarmicus). In den letzten Jahren waren Rohrdommel (Botaurus stellaris) und Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana) regelmäßige, Knäkente (Anas querquedula), Löffelente (Anas clypeata) und Zwergdommel (Ixobrychus minutus) unregelmäßige Brutvögel des Gebietes. Für die Rastbestände von Krick-, Stock-, Knäk- und Löffelente (Anas crecca, A. platyrhynchos, A. querquedula, A. clypeata) sowie Tafel- und Reiherente (Aythya ferina, A. fuligula) besitzen die Gewässer überregionale Bedeutung als Mauserplatz. Landesweit bedeutsam sind die individuenreichen Ansammlungen von durchziehenden Limikolen, von denen 20 Arten regelmäßig nachgewiesen werden. Die Schilfbestände des Seebeckens dienen vielen Kleinvögeln, wie Star (Sturnus vulgaris), Schwalben-, Stelzen- und Rohrsängerarten, Beutelmeise (Remiz pendulinus) und Rohrammer (Emberiza schoeniclus) im Spätsommer und Herbst als Schlafplatz. Die Bartmeise hat hier ihr bedeutendstes Überwinterungsgebiet des Landes Sachsen-Anhalt.

Literatur: 59, 61, 64, 65, 73, 78, 207, 212,220, 310, 464, 484, 500

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

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