Forst Bibra (FFH0139)

Größe [ha]: 571
Landkreise und kreisfreie Städte: Burgenlandkreis
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Unstruttal; Verbandsgemeinde An der Finne

Gebietsbeschreibung

In der Landschaftseinheit „Ilm-Saale-Muschelkalkplatten“ wird der Plößnitzer Stufenhang südöstlich von Bad Bibra vom FFH-Gebiet erfasst. Während die Unterhänge im Bereich des Buntsandsteins liegen, erstrecken sich die Oberhänge und die Hochfläche auf Muschelkalk. Sie werden von zahlreichen Trockentälern gegliedert. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Forst Bibra (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Auf Unterhängen in den Tälern auf frischen Standorten siedelt eine sehr blütenreiche Glatthafer-Wiese, die zum FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (9 ha) gehört. Bestimmende Gräser sind Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wiesen-Hafer (Helictotrichon pratense), Rot-Schwingel (Festuca rubra), Zittergras (Briza media) und Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum). Als Stauden kommen Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Wiesen- und Echtes Labkraut (Galium album, G. verum), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), Wiesen-Flockenblume (Centaure jacea), Wilde Möhre (Daucus carota), Gemeines Kreuzblümchen (Polygala vulgaris), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis ssp. pratensis), Pastinak (Pastinaca europaea) sowie Vogel- und Zaun-Wicke (Vicia sepium, V. cracca) vor.


Die offene Vegetation wird vom FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (36 ha) beherrscht. Im Gebiet siedeln sowohl der Faserschirm-Zwergseggen-Trockenrasen als auch Furchenschwingel-Fiederzwenken-Halbtrockenrasen. Als Folge der mangelnden Beweidung sind vielfach Versaumungen mit xerothermen Stauden anzutreffen. Die Trockenrasen werden durch Arten wie Erd-Segge (Carex humilis), Echtem und Berg-Gamander (Teucrium chamaedrys, T. montanum), Aufrechtem Ziest (Stachys recta), Frühblühendem-Thymian (Thymus praecox), Grauem Sonnenröschen (Helianthemum canum) oder Bayrischem Vermeinkraut (Thesium bavarum) bestimmt. In den artenreichen Halbtrockenrasen finden sich neben den namengebenden Arten auch Pyramiden-Schillergras (Koeleria pyramidata), Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Flaum-Hafer (Helictotrichon pubescens) und Frühlings-Segge (Carex caryophyllea). Kennzeichnend sind Purpur-, Helm- und Dreizähniges Knabenkraut (Orchis purpurea, O. militaris, O. tridentata), Fliegen- und Bienen-Ragwurz (Ophrys insectifera, O. apifera), Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Großes Zweiblatt (Listera ovata) und Rotbrauner Sitter (Epipactus atrorubens). Hinzu treten Arten wie Gold- und Silber-Distel (Carlina vulgaris, C. acaulis), Dänischer Tragant (Astragalus danicus), Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora), Gemeines Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Großes Windröschen (Anemone sylvestris), Gemeine Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris), Wundklee (Anthyllis vulneraria), Tauben- und Gelbe Skabiose (Scabiosa columbaria, C. ochroleuca), Blaugrünes Labkraut (Galium glaucum), Fransen-Enzian (Gentina ciliata), Wiesen-Primel (Primula veris), Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium) oder Herbst-Aster (Aster amellus).

Typisch für das Gebiet sind die durch Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung geprägten Wälder. Flächig herrschen die Bestände des FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (166 ha) vor. Die obere Baumschicht wird von Trauben-Eiche (Quercus petraea), Winter- und Sommer-Linde (Tilia cordata, T. platyphyllos), Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Rotbuche (Fagus sylvatica) eingenommen. In der zweiten Baumschicht treten vor allem Hainbuche (Carpinus betulus), Feld-Ahorn (Acer campestre), Elsbeere (Sorbus torminalis) und Wild-Apfel (Malus sylvestris) hinzu. Liguster (Ligustrum vulgare), Blutroter Hartriegel und Kornelkirsche (Cornus sanguinea, C. mas) sowie Seidelbast (Daphne mezereum) siedeln in der Strauchschicht. Die Wälder zeichnet ein ausgeprägter und artenreicher Frühjahrsaspekt aus. In dieser Zeit erscheinen Teppiche aus Buschwindröschen und Gelbem Windröschen (Anemone nemorosa, A. ranunculoides), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Frühlings- und Schwarzer Platterbse (Lathyrus vernus, L. niger), Moschuskraut (Adoxa moschatellina), Geflecktem Aronstab (Arum maculatum), Haselwurz (Asarum europaeum), Märzenbecher (Leucojum vernum), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Vielblütiger und Wohlriechender Weißwurz (Polygonatum multiflorum, P. odoratum), Türkenbund-Lilie (Lilium martagon), Echtem Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Sanikel (Sanicula europaea), Echter Sternmiere (Stellaria holostea) sowie Wald- und Wunder-Veilchen (Viola reichenbachiana, V. mirabilis).
Im Sommer wachsen u. a. Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Nickendes und Einblütiges Perlgras (Melica nutans, M. uniflora), Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) und Goldnessel (Lamium galeobdolon). Bestände mit Diptam (Dictamnus albus), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hierundinaria), Ebensträußiger Wucherblume (Tanacetum corymbosum) oder Purpurblauem Steinsame (Buglossioides purpureocaeruleum) weisen auf Übergänge zu den xerothermen Eichenwäldern hin.

Auf frischen, nährstoffreichen Standorten ist der FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (10 ha) ausgebildet. Seine Baumschicht wird durch die Rotbuche (Fagus sylvatica) beherrscht. Die Feldschicht ist als Folge der Ausdunkelung weniger dicht und artenreich ausgebildet als im Eichen-Hainbuchen-Wald, entspricht ihr aber durchaus in den Grundzügen. Auf flachgründigen und exponierten Standorten stockt der FFH-LRT 9150 Orchideen-Buchenwald (12 ha). Wiederum dominiert die Rotbuche (Fagus sylvatica) die Baumschicht, der sich aber mit Trauben-Eiche (Quercus petraea), Feld-Ahorn (Acer campestre), Hainbuche (Carpinus betulus), Winter-Linde (Tilia cordata) und Elsbeere (Sorbus torminalis) deutlich mehr Baumarten beimischen. In der Strauchschicht wachsen Kornelkirsche (Cornus mas), Seidelbast (Daphne mezereum) und Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum).Die Feldschicht prägen Finger- und Berg-Segge (Carex digitata, C. montana), Christophskraut (Actaea spicata) und zahlreiche Orchideen, wie Bleiches, Langblättriges und Rotes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium, C. longifolium, C. rubra), Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis), Breitblättriger Sitter (Epipactis helleborine) oder Großes Zweiblatt (Listera ovata). Das Gebiet beherbergt als Art nach Anhang II der FFH-Richtlinie auch den Frauenschuh (Cypripedium calceolus) mit mehreren Einzelvorkommen. Neben einigen individuenreichen Beständen ist die Mehrzahl der Teilpopulationen individuenarm. Die Reproduktion ist gestört, Jungpflanzen fehlen weitgehend.

In den tief eingeschnittenen Tälchen bildet sich der FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangwälder (13 ha) heraus. Hier baut sich die Baumschicht aus Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior), Berg-, Spitz- und Feld-Ahorn (Acer pseudoplatanus, A. platanoides, A. campestre), Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) und Hainbuche (Carpinus betulus) auf. Die Feldschicht weist neben anderen Arten Nitrophyten auf. Man findet Hunds-Quecke (Elymus caninus), Giersch (Aegopodium podagraria), Knoblauchrauke (Alliaria petiolata), Ruprechts-Storchschnabel (Geranium robertianum), Brennnessel (Urtica dioica), Wald- und Riesen-Schwingel (Festuca altissima, F. gigantea), Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Christophskraut (Actaea spivata), Hohe Primel (Primula elatior) und Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula trachelium). Kleinflächig wird in Bachtälern der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (1,3 ha) angetroffen. Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) bilden die obere Baumschicht. In der zweiten Baumschicht tritt Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus) hinzu. Die Feldschicht weist Feuchtigkeit liebende Arten auf, darunter Kohl- Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus), Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum), Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara) und Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium).

Fauna

Aus dem Gebiet liegen Nachweise der Wildkatze (Felis silvestris) und der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) vor. Vom Vorkommen einer artenreichen Fledermausfauna ist auszugehen. Die Xerothermstandorte und besonnten Ränder der Laubmischwälder bieten der Schlingnatter (Coronella austriaca) ausgezeichnete Lebensbedingungen. Auch die Zauneidechse (Lacerta agilis) als wichtigstes Beutetier der Art kommt hier vor. Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) siedelt in einer kleinen Population im Gebiet. Altbuchen, Stubben und Streuobstbestände mit Totholzanteilen stellen sein Entwicklungssubstrat dar. Beim Nachweis der Grünen Flussjungfer (Omphiogomphus cecilia) handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein aus der Unstrutaue zugeflogenes Exemplar.

Literatur: 8, 30, 207, 212, 264, 351, 355

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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